10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

637<br />

� Das kunstgemäße Heilmittelverordnen, mit vielen Beispielen und beiläufiger Receptkritik<br />

von Ludwig August Kraus [...] Mit 4 großen lithograph. Tafeln, vergleichenden<br />

Uebersichten der Europäischen und American. Medicinal-Gewichte<br />

und der für die Praxis wichtigeren Wärmegrade darstellend. <strong>Göttingen</strong>, bei Georg<br />

Kübler. 1834. [XIV + 384 S.] 1724<br />

Besonders angesichts der Riesenfortschritte der neueren Chemie sah Kraus die<br />

Literatur zur Kunst des Heilmittelverordnens keineswegs als überflüssig an. Seit<br />

längerer Zeit habe er jedes Jahr wenigstens einen Kurs der Rezeptierkunde angeboten,<br />

und er habe dabei viele Mängel in den vorliegenden Darstellungen entdeckt.<br />

Insbesondere im Bereich der praktischen Heilkunde sei es Pflicht, erkannte<br />

Unvollkommenheiten zur baldigen Besserung zu bezeichnen.<br />

Manche nennen zwar ein solches Verfahren ein polemisches. Wenn es aber mit Milde<br />

geschieht, wie in diesen Bogen überall, und wenn der Verf. sich selbst so wenig schont,<br />

wie er überall nicht zu thun gewohnt ist, so sollte das nicht ein polemisches (= ein Kriegerisches<br />

!), sondern ein von wahrer Humanität streng gebotenes und also unvermeidliches<br />

Verfahren genannt werden [S. VI].<br />

Einer unerbittlichen Wahrheitssuche fühlte Kraus sich immer noch verpflichtet.<br />

Die aufgestellten Beispiele und Musterformeln habe er nur den besten Schriftstellern<br />

entnommen, dabei aber nicht an den notwendigen kritischen Anmerkungen<br />

gespart, um der hohen Wissenschaft und göttlichen Kunst so viel als möglich zu nutzen.<br />

Die Teutschen üben noch gar zu sehr die alt-Französische Sitte (vor 1789!): jedem unter<br />

die Augen alles mögliche Angenehme vorzusprechen; hinter dem Rücken oder als<br />

anonyme Recensenten aber alles mögliche Böse nachzusagen. Meint dagegen ein Freund<br />

der Wahrheit und der Wissenschaft, dergleichen Handlungen seien nichtswürdig, und<br />

spricht er seine Meinung laut und selbständig, wenn auch noch so sanft und human<br />

aus, so nennt man ihn einen – Polemiker und sucht ihn als solchen zu verdächtigen<br />

und als unbrauchbares Mitglied jedes menschlichen Vereins darzustellen.<br />

Eine der wenigen Ausnahmen von diesem höchst feigen Verfahren sei der vortreffliche<br />

K[arl]. G[ottlob] Kühn zu Leipzig. Die Suche nach der Wahrheit in den medizinischen<br />

Wissenschaften wurde nach der Meinung von Kraus nicht immer mit<br />

der notwendigen Wahrhaftigkeit betrieben.<br />

Neben seinen Publikationen in der Arzneimittellehre hat Kraus durch Übersetzungen<br />

zur Entwicklung der Physiologie beizutragen versucht:<br />

� Anfangsgründe der Physiologie, oder Einleitung in eine auf Erfahrung gegründete,<br />

philosophische und medicinische Kenntniss der lebenden Menschen von Carl Ludwig<br />

Dumas [...]. Aus dem Französischen übersetzt und berichtigt von L. A.<br />

Kraus und Dr. C. J. Pickhard. 1725<br />

Bd. 1: <strong>Göttingen</strong>, 1807, bei Heinrich Dieterich. [X + 518 S. + 3<br />

Tafeln]; Bd. 2: ebenda 1807. [VI + 510 S.].<br />

1724 Die Tafeln sind beim Exemplar der <strong>SUB</strong> <strong>Göttingen</strong> gesondert gebunden.<br />

1725 Johann Carl Julius Pickhard (1787-1850) war praktizierender Arzt in <strong>Göttingen</strong>. Er erhielt sein<br />

Doktordiplom am 31. 12. 1806 (UAG: Med. Dek. et Prom. 1806).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!