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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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zeichnet aber nie „Privatdozent“ genannt. Der Mediziner, Prorektor Rudolf Wagner,<br />

bezeichnet Kraus in seinem Todesjahr 1845 als Dr. med. legens. 1717<br />

Von der Universität Helmstedt wurde Kraus im Jahre 1809 der Grad eines Dr.<br />

phil. verliehen. 1718 Die Graduierung markiert eine bei jüngeren Ärzten selten entwickelte<br />

Kompetenz im Bereich der alten Philologie. Kraus wird in den 20er-<br />

Jahren seine philologischen Fähigkeiten bei der Erarbeitung und Publikation altsprachlicher<br />

Wörterbücher für die Medizin nutzbar machen.<br />

Im Privatdozenten-Bericht Ostern 1812 berichtet Kraus zurückblickend, er habe<br />

bis dahin in jedem Semester die Arzneimittellehre und dreimal über allgemeine<br />

und besondere Pathologien gelesen. 1812 war er daneben – wie fast alle „lesenden“<br />

Mediziner – auch als praktischer Arzt in <strong>Göttingen</strong> tätig. Im Sommersemester<br />

dieses Jahres bot er folgende Lehrveranstaltungen an:<br />

� Hr. Dr. Kraus, nach der von ihm besorgten 5. Auflage von „Arneman´s pract.<br />

Arzneymittel-Lehre, Gött. 1811“ mit vorzüglicher Rücksicht auf medizinische<br />

Warenkunde, 5 Stunden wöchentlich um 11 Uhr, mit einer Uebungsstunde am<br />

Sonnabende.<br />

� Chirurg. Arzneymittel-Lehre, Hr. Dr. Kraus, nach der während der Vorlesungen<br />

unter seiner Aufsicht erscheinenden 5. Auflage von „Arneman´s chirurg.<br />

Arzneymittel-Lehre“, 2 Stndn wöch. unentgeltl.<br />

� Die specielle Pathologie, […] Hr. Dr. Kraus, 8 Stunden wöchentlich, um 4 und<br />

6 Uhr. 1719<br />

Das Lehrangebot dieses Semesters markiert mit der Arzneimittellehre einen der<br />

bleibenden Schwerpunkte der Lehre und Forschung von Kraus und zeigt zugleich,<br />

dass es ihm gelungen war, nach dem Tod von Professor Justus Arneman(n) im<br />

Jahre 1806 durch die Bearbeitung von dessen Publikationen sich einen festen Platz<br />

im Lehrangebot der Medizinischen Fakultät zu sichern. Die für die ärztliche Praxis<br />

bedeutsamen Lehrveranstaltungen dieses Bereichs lagen im Schnittpunkt verschiedener<br />

Disziplinen, wie das entsprechende Lehrangebot des WS 1808/09<br />

zeigt, in dem Kraus zum ersten Mal im Besitz der Doktorwürde lehrte. Seine<br />

Konkurrenten waren damals der Botaniker Professor Heinrich Adolf Schrader<br />

und der Chemiker Professor Friedrich Stromeyer. Daneben boten noch die medizinischen<br />

Privatdozenten Johann Georg Runde und G. C. Winiker [Nr. 13] entsprechende<br />

Lehrveranstaltungen an, denn die materia medica und die oft damit gekoppelte<br />

Einführung in das Rezeptschreiben waren beliebte Einstiegsbereiche für<br />

junge Privatdozenten. 1720 In dieser eher theoretischen Disziplin waren für sie vermutlich<br />

größere Angebotschancen gegeben, als in jenen medizinischen Disziplinen,<br />

die von den Professoren in ihren Kliniken nicht nur theoretisch sondern<br />

auch praktisch am Krankenbett gelehrt werden konnten, und die den Klinikdirektoren<br />

mit ihrem Lehrangebot in der Diagnose und Therapie einen kaum einholba-<br />

1717 UAG: Kur 4. IV. b. 64, Bl. 21.<br />

1718 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 4, S. 487.<br />

1719 GGA 1812, S. 463.<br />

1720 GGA 1808, S. 1496 f.

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