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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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den mit der alternativen Einkommensquelle seiner ärztlichen Praxis nach eigenen<br />

Angaben auch nicht sehr erfolgreich. Durch seine praktische Tätigkeit im Dienste<br />

der leidenden Menschheit – so notierte er 1812, – habe er nicht mehr erworben,<br />

als ein Tagelöhner in einem Jahr erwirbt, nämlich nicht viel über 100 rthlr. Nach<br />

seiner Meinung war <strong>Göttingen</strong> im Vergleich mit einem Dorf für einen jungen<br />

ehrlichen Arzt ein schlechter Platz. Den Charlatan, der auf diese Weise reich werden<br />

könne, habe er nicht spielen wollen. Als Dozent habe er sich nie nach der<br />

literarischen Mode gerichtet, nie ein falsches System, was herrschend war, zum<br />

Köder gemacht, um Zuhörer herbeizuziehen. Von seinen Patienten habe er nichts<br />

gefordert und sie auch nicht gemahnt. Diese Bemerkungen verraten eine Distanz<br />

sowohl gegenüber dem Wissenschaftsbetrieb als auch gegenüber manchen kommerziellen<br />

Berufsgepflogenheiten der örtlichen Ärzteschaft. Offensichtlich litt der<br />

moralische Rigorist Breden, der seinen heilkundlichen Auftrag und die hippokratische<br />

Verpflichtung seines Standes wohl überaus ernst nahm, an seiner eigenen<br />

professionellen Unzulänglichkeit und an der seiner Wissenschaft. Die auch von<br />

andern Privatdozenten vorgetragene Kritik an einer dogmatisch gehandhabten<br />

Wissenschaftskonzeption der maßgebenden Universitätsmediziner und die offenbar<br />

heftigen Anschauungskontroversen vor Ort klingen auch bei Breden an.<br />

In seinem Bericht von 1812 bat Breden abschließend die höhere Behörde und die<br />

Fakultät, seine Kenntnisse und Fähigkeiten nach seinen literarischen Proben zu<br />

beurteilen und ihm danach einen Wirkungskreis in einem schicklichen Amt anzuweisen,<br />

in dem er mehr als bisher bewirken könne – Wenn das Urtheil günstig für mich ist.<br />

In der Tabelle ist der Wunsch nach einer Anstellung als Regimentsarzt vermerkt<br />

(Bl. 111) – in dieser kriegerischen Zeit ein Tätigkeitsfeld mit großem Ersatz- und<br />

Erweiterungsbedarf. Die von Breden angesprochenen literarischen Proben habe<br />

ich nicht ermitteln können. Offensichtlich waren die Generaldirektion und die<br />

Medizinische Fakultät im wohlverstandenen Interesse aller nicht bereit, den von<br />

Breden gewünschten Wechsel des Berufsfeldes zu unterstützen.<br />

Breden blieb in <strong>Göttingen</strong> und hat als Privatdozent in den drei folgenden Semestern<br />

versucht, durch sein Angebot studentische Hörer zu gewinnen:<br />

SS 1812:<br />

� Allgemeine und specielle Pathologie trägt Hr. Dr. Breden in einer demnächst zu<br />

bestimmenden Stde vor.<br />

� Ein Repetitorium und Examinatorium über die vorzüglichsten medicinischen<br />

Wissenschaften in Verbindung mit einer Revision der neuern Theorien, erbietet<br />

sich Hr. Dr. Breden zu halten. 1701<br />

WS 1812:<br />

� Über die chronischen Krankheiten vorzüglich nach den Grundsätzen von Richter,<br />

Reil und Hufeland eine Vorlesung um 9 Uhr. 1702<br />

1701 GGA 1812, S. 463 und S. 465.<br />

1702 GGA 1812, S. 1504. Mit Reil und Hufeland waren die zentralen Professuren in der Medizinischen<br />

Fakultät der neugegründeten Universität Berlin besetzt worden.

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