10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

610<br />

Menschen anders, aber das kann mich nicht kümmern; jeder leistet, was er nach seiner<br />

Lage, Zeit und Umständen kann; und ich würde mich sehr unglücklich fühlen, das<br />

Leben jeden Werth für mich verlieren, sobald ich meinen guten Willen für das Edlere<br />

und Beßere bezweifeln müßte.<br />

Voll Selbstbewusstsein zitiert Quentin den Trost des ehemaligen Göttinger Privatdozenten<br />

Gottfried August Bürger:<br />

Wenn dich die Lästerzunge sticht.<br />

So laß dir dies zum Troste sagen,<br />

die schlechtsten Früchte sind es nicht,<br />

Wovon die Wespen nagen.<br />

Abschließend fasst Quentin zusammen, dass beim zeitigen Stand der Denunciation<br />

oder wie ich die Sache nennen soll jede Verteidigung wegen der vagen Anwürfe zweckwidrig<br />

sei. Er könne nicht glauben, dass man die Absicht habe, mich sofort über die<br />

Klinge springen zu lassen. Für den Fall eines gesetzlichen Verfahrens in dem dolus und<br />

culpa genau benannt werden müssten, kündigt er energischen Widerstand an:<br />

Kräftig und mit vollem Vertrauen, wenn Alles erwogen wird, werde ich den Angriff bestehen.<br />

Engagement und Niveau der Quentinschen Entgegnung hat der Regierungsbevollmächtigte<br />

Bergmann vielleicht so nicht erwartet. Die Vorwürfe, dass die Universität<br />

ein verfassungswidriges Sittengericht veranstalte, dass man bestehende<br />

Gesetze nicht beachte und gesetzliche Verfahrensregeln verletze, wird dem Juristen<br />

Bergmann die gravierenden juristischen Mängel seines Vorgehens und dessen<br />

geringe Erfolgschancen vor Augen geführt haben. Was letzten Endes für den<br />

Abbruch des Verfahrens ausschlaggebend war und in welcher Form er herbeigeführt<br />

wurde, habe ich nicht feststellen können. Im Nachlass des Regierungsbevollmächtigten<br />

Bergmann, in dem die Akten dieses Prozesses überliefert sind, ist<br />

die eben erwähnte Verteidigungsschrift Quentins der letzte Vorgang in dieser<br />

Sache. Als Quentin zwei Jahre später starb, hatte er immer noch den Status eines<br />

Privatdozenten.<br />

25. 2. Letzter Dienst eines Universitätsgerichts<br />

Selten hat ein Privatdozent das Universitätsgericht in jenem Umfang beschäftigt,<br />

wie es Quentin über Jahrzehnte gelungen ist. Mit seinem Tod am 26. 11. 1839<br />

belastete er noch einmal durch die Abwicklung seiner desolaten Hinterlassenschaft<br />

dessen Geschäftsgang in ungewöhnlichem Umfang. Wie bei jedem Universitätsangehörigen<br />

war das Universitätsgericht auch bei diesem ungeliebten Privatdozenten<br />

qua iurisdictio omnimoda zu diesem letzten Dienst verpflichtet. Da minderjährige<br />

Kinder aus den drei Ehen Quentins vorhanden waren, beantragte Quentins Sohn,<br />

der Advokat Adolf Hermann Quentin, die Versiegelung des Nachlasses, die durch<br />

den Universitätsaktuar Schumacher erfolgte. Wegen der bereits eingebrochenen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!