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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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� Ueber den Werth akademischer homiletischer Vorübungen nebst Beschreibung<br />

meines homiletischen Seminariums von D. Johann Friedrich Christoph Gräffe<br />

Superintendenten und angestelltem Lehrer der Pastoral-Theologie in <strong>Göttingen</strong>.<br />

[...] <strong>Göttingen</strong>, bei Heinrich Dieterich. 1812. [Widmung + Vorrede + 98<br />

S.]<br />

Gräffe hat diese Schrift dem Generaldirektor von Leist gewidmet, dem er für<br />

seine Verdienste um die Georgia Augusta dankte. Der Autor gibt sich überzeugt,<br />

dass die christliche Predigt das wirksamste Hilfsmittel zur Belehrung in der Religion,<br />

zur Besserung des Willens, zur Beruhigung des Leidens und zur vollkommenern Ausbildung des<br />

Geistes ist (S. 5). Auf den Spuren von Mosheim vertrat Gräffe die Auffassung,<br />

wonach das Theologiestudium zwei Hauptzwecke zu verfolgen habe: Gelehrsamkeit<br />

und Beredsamkeit (S. 22). Das von ihm dann nach Organisation und methodischem<br />

Verfahren vorgestellte homiletische Seminarium sah er in der Aufgabe, Übungen<br />

im angemessenen Religionsvortrage anzustellen. Er fühlte sich also der Zwillingsaufgabe<br />

Beredsamkeit verpflichtet. Jedes der zwölf Mitglieder des Seminars hatte nach Gräffes<br />

Darstellung eine Predigt ausarbeiten, eine Disposition an alle andern Mitglieder<br />

auszuteilen und diese memoriter zu halten. Jedes Mitglied hatte bei jeder Predigt<br />

anwesend zu sein und auch an den jeweiligen Rezensionsstunden teilzunehmen.<br />

An Beurteilungskriterien erwähnt Gräffe: Disposition, Deklamation, Aktion und<br />

Memorieren. Seine Rechte betonend, stellte Gräffe fest, dass er nach dem Abgang<br />

Ammons die Leitung mit Genehmigung der Landesregierung ausübte. 1599<br />

Als am 20. 6. 1812 der Göttinger Stadtsuperintendent Conrad Walther Kahle<br />

starb, protestierte Gräffe vergeblich gegen die Entscheidung des Göttinger Konsistoriums,<br />

das Trefurt mit der vorläufigen Führung der Geschäfte betraut hatte.<br />

Nach Gräffes Auffassung stand ihm als Senior ministerii diese Aufgabe zu. Auch bei<br />

der endgültigen Wiederbesetzung überging ihn das von Planck geleitete Konsistorium,<br />

indem es dem Minister Trefurt und Schlegel, den Bruder von August Wilhelm<br />

und Friedrich Schlegel, zur Auswahl vorschlug. Gräffe wies in seinem Bewerbungsgesuch<br />

darauf hin, dass er seit 20 Jahren an der Universität ohne Entgelt<br />

tätig war. Durch Dekret vom 18. 10 1812 wurde Trefurt ernannt, der wie Ballhorn<br />

[Nr. 6] einer der Konsistorialräte war. 1600<br />

24. 3. Unterschiedliche Bewertungen von<br />

Gräffes Engagement<br />

Die Kritik an Gräffes Wirksamkeit regte sich vereinzelt zu seinen Lebzeiten, aber<br />

auch seine Nachwelt fand etliches an seinem Konzept der Katechetik auszusetzen.<br />

Einwände beziehen sich vor allem auf seine ausgeprägte Überzeugung von der<br />

Lehrbarkeit der Religion und die Dominanz der Methodenfrage, wobei insbesondere<br />

Gräffes Versuch, die Kantische Philosophie in praktische Theologie umzusetzen, und<br />

1599 Vgl. auch die Selbstanzeige in: GGA 1812, S. 1913 f.<br />

1600 Knoke: Göttinger Konsistorium (wie Anm. 1238), S. 18 f.

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