10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

589<br />

Status hätte aufwerten können. Auffallend oft rezensiert Gräffe sich selbst in den<br />

von Heyne redaktionell betreuten Göttingischen gelehrten Anzeigen. Von den theologischen<br />

Ordinarien griff keiner rezensierend zur Feder. Wenn man die Unterscheidung<br />

von Mosheims für ein zweigeteiltes Theologiestudium aufgreift, so lieferte<br />

Gräffe keine Beiträge für die vom Theoriebewusstsein bestimmte Variante einer<br />

anspruchsvollen Ausbildung des akademischen Dozentennachwuchses, an der<br />

sich vor allem das Selbstverständnis der Ordinarien der Theologischen Fakultät<br />

festmachte. Gräffe hielt sich demgegenüber auf der Seite jener, die ihre Aufgabe<br />

darin sahen, Pastoren für ihre spätere Amtstätigkeit vorzubereiten, wofür sich vor<br />

allem die herausragenden Vertreter der lokalen Geistlichkeit stark machten. Aus<br />

dieser Außenseiterposition heraus hat Gräffe mit bemerkenswerter Kontinuität<br />

die Vertretung der praktischen Theologie wahrgenommen. Empfindlichkeiten in<br />

Statusfragen waren wohl auf beiden im Spiel – zumal wenn jemand wie Gräffe die<br />

Fakultät bei Konflikten spüren ließ, dass die Landesregierung und die kirchliche<br />

Obrigkeit bereit waren ihn zu unterstützen. Das für die Wissenschaft konstitutive<br />

Theorie-Praxis Problem hatte in der Theologie, der Rechtswissenschaft und der<br />

Mathematik etc. mehr oder minder offene Auseinandersetzungen über die Priorität<br />

der Aufgaben und den Status der mit ihnen betrauten Personen zur Folge, in<br />

die angesichts allzu einseitiger Theorieorientierung der Fakultäten nötigenfalls der<br />

Staat mit von ihm gestützten „Lehrbeauftragten“ eingriff. 1596<br />

Für den Privatdozenten-Bericht zu Ostern 1812 gab Gräffe an, dass er seit seinem<br />

ersten Semester als privater Dozent im Jahre 1792 in jedem Semester dieser 20<br />

Jahre wirklich Vorlesungen gehalten habe, wobei der fleißige Pastor nach Ausweis<br />

der Lektionskataloge von seiner Magisterpromotion bis zu seiner Beauftragung<br />

mit der Pastoraltheologie im Jahre 1801 in zwei Fakultäten lehrte und sich danach<br />

erst wieder auf die Theologische Fakultät beschränkte. 1597<br />

Im SS 1812 kündigte Gräffe folgende Lehrveranstaltungen an:<br />

� Hr. Dr. Gräffe lehrt die Homiletik, nach seinem Lehrbuche, „die Pastoral-<br />

Theologie nach ihrem ganzen Umfange, Gött. 1803“, 5 Stdn wöch. um 2 Uhr,<br />

theoret. u. practisch, und bestimmt noch eine besondere Stunde zu Uebungen in<br />

der Declamation u. Action.<br />

� An dem homiletischen Seminarium, welches nach seiner bisherigen Einrichtung<br />

fortdauert, können als außerordentliche Mitglieder alle diejenigen Antheil nehmen,<br />

welche im nächsten halben Jahre als ordentliche Mitglieder aufgenommen werden<br />

wollen. Zur Recension der gehaltenen Predigten ist die Stunde von 6 bis 7 Abends<br />

bestimmt. 1598<br />

1812 erschien eine Schrift, in der Gräffe den Stellenwert der homiletischen Vorübungen<br />

und die entsprechende Organisation der Lehre im Homiletischen Seminar<br />

herausstellte:<br />

1596 Vgl. auch Bizer (wie Anm. 1536), S. 126.<br />

1597 Eine summarische Zusammenstellung der Lehrankündigungen von Gräffe von 1707 bis 1816<br />

bei Schulz: Katechetik (wie Anm. 1536), S. 192.<br />

1598 GGA 1812, S. 459 f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!