10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

587<br />

des von ihr nicht optimal versehenen Praxisbereichs ihr teilweise entglitten war.<br />

Die Redeweise vom erborgten Ansehen verrät, dass Gräffe eine Legitimation seiner<br />

Venia durch die Theologische Fakultät als eine sein Prestige gefährdende und<br />

überflüssige Mediatisierung ansah.<br />

Im neuen Jahrhundert widmete sich Gräffe vor allem dem Homiletischen Seminar<br />

und leistete für die Institutionalisierung der praktisch-theologischen Ausbildung<br />

an der Georgia Augusta einen wichtigen Beitrag. 1589 Zur Unterstützung seiner<br />

Lehrtätigkeit legte er eine zweibändige Publikation vor:<br />

� Die Pastoraltheologie nach ihrem ganzen Umfange. Von D. Johann Friedrich<br />

Christoph Gräffe, Superintendenten und angestelltem Lehrer der Pastoraltheologie<br />

in <strong>Göttingen</strong>.<br />

Erste Hälfte, enthaltend Homiletik, Katechetik, Volkspädagogik und Liturgik.<br />

<strong>Göttingen</strong>, bei Vandenhök und Ruprecht. 1803. [XXX + 349 S.]<br />

Zweite Hälfte, enthaltend die Seelsorge, die Administration der kirchlichen Güter,<br />

das Betragen in besondern Verhältnissen, den innern und äußern Beruf des<br />

Predigers, und das allgemeine protestantische Kirchenrecht. <strong>Göttingen</strong>, bei Vandenhök<br />

und Ruprecht. 1803. [XXXVIII + 354 S.]<br />

Indem sich Gräffe im Buchtitel als angestellter Lehrer der Pastoraltheologie bezeichnet,<br />

will er vermutlich seinen unabhängigen Status gegenüber der Theologischen Fakultät<br />

hervorheben. Er bekundet in der Vorrede seine Überzeugung, dass Vorlesungen<br />

zu diesem Thema an keiner Universität fehlen dürften, weil sie dazu dienen<br />

sollen, dem künftigen Prediger vom Umfang und den Teilen seines Berufes<br />

deutliche Begriffe zu verschaffen.<br />

Gräffes Ankündigung von Lehrveranstaltungen für das WS 1803/04 weist für<br />

einen noch als Pastor und Superintendenten Tätigen einen beachtlichen Stundenumfang<br />

auf:<br />

� Die Catechetik trägt Hr. Dr. Gräffe nach dem in seiner „Pastoral-Theologie,<br />

<strong>Göttingen</strong> 1803“ enthaltenen Comp. der Catechetik, 5 Stdn. wöchentl. um 2<br />

Uhr theoretisch und practisch vor, und bestimmt noch außerdem im Fortgange des<br />

halben Jahrs zwey Stunden wöchentlich um 1 Uhr zu practischen Uebungen.<br />

� Die practischen Uebungen des Pastoral-Instituts werden unter der Aufsicht des<br />

Hr. Dr. Gräffe im hiesigen academ. Krankenhause angestellt, und in einer mit<br />

den Mitgliedern zu verabredenden Stunde sowohl schriftlich als mündlich<br />

beurtheilt.<br />

� Die Theorie der allgemeinen Krankenbehandlung trägt gleichfalls Hr. Dr. Gräffe<br />

nach seiner „Pastoral Theologie“, Hälfte 2, S. 56-72, Mittw. um 4 Uhr unentgeltlich<br />

vor. 1590<br />

Das seelsorgerische Engagement der nunmehr von Gräffe betreuten Katecheten<br />

in den Kliniken führte relativ rasch zu einem Konflikt. Ihr Übereifer an den<br />

Krankenbetten des Akademischen Hospitals veranlasste 1803 dessen gerade nach<br />

<strong>Göttingen</strong> berufenen Direktor Himly im Interesse seiner Patienten bei der Lan-<br />

1589 Holze (wie Anm. 180), S. 116 f.<br />

1590 GGA 1803, S. 1451.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!