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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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ein vollständiges und zuverlässiges Verzeichnis der [...] Privatdozenten giebt es nicht<br />

und kann es auch nicht geben. 1121<br />

Wegen dieser Quellenlage musste sich die Erfassung der persönlichen Daten der<br />

hier untersuchten 32 Privatdozenten in den meisten Fällen auf deren Präsentation<br />

als geordnete Materialsammlung beschränken. In ihr sind zumeist nur sozialstrukturell<br />

bedeutsame Entscheidungsfaktoren des Karriereverlaufs vertreten. In einigen<br />

Fällen erlaubte eine gute Datenbasis eine biographische Skizze zu entwickeln.<br />

Leider haben nur zwei der hier untersuchten Privatdozenten einen autobiographischen<br />

Text hinterlassen, so dass kaum unmittelbare Einblicke in die subjektiven<br />

Motive von Laufbahnentscheidungen möglich sind.<br />

In der Stichprobe der 32 Privatdozenten des SS 1812 ist das Qualitäts- und Chancenspektrum<br />

breit gefächert. Es reicht vom erfolgreichen Bonner Arabisten Freytag,<br />

auf dessen Publikationen seine Fachwissenschaft noch heute zurückgreifen<br />

muss, bis hin zum gescheiterten Privatdozenten Ernst Schulze, der nach seinem<br />

frühen Tod aber zu einem der Lieblingsdichter seines Jahrhunderts aufstieg. Es<br />

fehlen nicht diejenigen, denen nach Möglichkeit geholfen wurde, wie dem behinderten<br />

Professorensohn Osiander, und es sind auch jene zu registrieren, die am<br />

Ende ihres Lebens tief enttäuscht mit der Landesregierung über die kärgliche Unterstützung<br />

rechten, wie der für die Entwicklung der Musikwissenschaft bedeutsame<br />

Musikdirektor Forkel. Erbittert schreibt er, für sein geringes Salarium könne<br />

man nach seinem Tod kaum einen gemeinen Musikanten, der sich nur auf Tanz-, Tafel-<br />

und Feldmusik versteht, gewinnen. Wenn neun der 32 Privatdozenten in der Bibliothek<br />

der Georgia Augusta nicht mit einer Buchveröffentlichung vertreten sind,<br />

verrät dies, dass in den Auditorien einer seinerzeit berühmten Universität auch<br />

unterhalb des Mittelmaßes gelehrt wurde.<br />

Bei der Bewertung des folgenden Potpourri sehr verschiedenartiger Lebensläufe<br />

und höchst unterschiedlicher Lehr- und Forschungsleistungen ist Zurückhaltung<br />

angebracht. Goethe – auch offiziell zuständig für Weimar-Jena, der großen Stadt, die<br />

an beiden Enden viel Gutes hat, – meinte angesichts der schwankenden Wertschätzung<br />

gegenüber den Gelehrten seiner Zeit anmerken zu müssen:<br />

Man beobachtet den Theologen, man spottet über den Mediziner, man scherzt über den<br />

Philosophen, man läßt den Juristen gewähren, und bedenkt nicht, daß alle diese Männer<br />

von der Zeit gebildet werden und die Zeit bilden helfen, und daß alles, was sie lehren,<br />

auf das bürgerliche Leben den größten Einfluß hat. 1122<br />

1121 Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S. 12. – Zu Oesterley vgl. oben Seite 12.<br />

1122 Zitiert bei Müller, G.: Universität Jena (wie Anm. 65), S. 7 und 9.

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