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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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schätzung seines Vaters und seiner Mutter Anne Charlotte, geb. Steinmeyer, verrät<br />

Gräffes ausführliches Curriculum vitae, das er aus Anlass seiner Magisterpromotion<br />

im Jahre 1794 vorlegte. Er sah sie als parentes optimos, honesto loco natos. 1535 Sie hätten<br />

seine Persönlichkeitsentwicklung in Richtung Frömmigkeit und Vernunft geprägt<br />

und seine geistigen Interessen geweckt (mores meos ad pietatem, sapientiam, bonarum<br />

rerum studium effingerent). Trefurt merkt in seinem Nekrolog zum Herkunftsmilieu<br />

Gräffes an, dass der Vater in einem glücklichen zufriedenen Mittelstande lebte. 1536 Allerdings<br />

sollte man vorsichtig sein, das Etikett Mittelstand nach moderner soziologischer<br />

Definition mit bürgerlichem Wohlstand in eins zu setzen. 1780 beklagte<br />

Gräffe, dass er nach dem Tod seines Vaters sein Weniges mit der Mutter teilen<br />

müsse, da sie alles Einkommens gänzlich beraubt sei. 1801 heißt es von ihm, dass er<br />

von Eltern ohne Stand und Vermögen geboren wurde. 1537 Auch für Gräffe galt, was<br />

1774 der ehemalige Göttinger Privatdozent J. F. Jacobi in seinen Gedanken über<br />

die gewöhnliche Erziehung junger Geistlichen feststellte: nur wenige Studenten<br />

aus wohlhabenden Ständen ließen sich auf die hohen Anforderungen eines theologischen<br />

Studiums und die Zukunft eines schlecht bezahlten Berufes ein. Die<br />

meisten Theologiestudenten entstammten ärmlichen Verhältnissen und entsprachen<br />

noch Überlegungen in der Planungsphase der Georgia Augusta. Damals<br />

erwartete man in der Theologischen Fakultät den Zugang der Kaltaunenschlucker. 1538<br />

Ein Theologiestudium versprach Minderbemittelten einen ebenso frommen wie<br />

wohlfeilen Aufstieg in akademische Kreise.<br />

Nach Gräffes Angaben in seinem Lebenslauf begann sein Vater im dritten Lebensjahr<br />

ihn im Lesen zu unterrichten, wobei die väterliche Methode des reichlich<br />

gespendeten Lobes und entsprechender Belohnungen die Freude am schnellen<br />

Lernen erweckte. Wer es sich leisten konnte, ersparte seinen Kindern den Besuch<br />

der elementaren Pfarrschulen. Der Vater muss nach Klindworths Nachruf wohl<br />

als Soldat weit herumgekommen (qui multas terras et urbes vidit). Als den Eltern der<br />

Rotermund (wie Anm. 1131), Bd. 2, S. 161 spricht vom gewesenen Sergeanten und nachherigen Bürger<br />

Johann Christoph Gräffe. – Die Abbildung eines Porträts von Gräffe (um 1796) u. a. bei Moeller<br />

(wie Anm. 171), S. 124. Vgl. auch ebd. S. 399.<br />

1535 UAG: Phil. Dek. 78, Nr. 3.<br />

1536 Trefurt, J. Ph.: [Gräffe]. In: Viertheiljährige Nachrichten von Kirchen- und Schul-Sachen 1816,<br />

S. 182-202. – Rotermund (wie Anm. 1131), Bd. 2, S. 161. – Vgl. ferner: Memoria Io. Friderici<br />

Christopheri Graeffe. [...] Sexto a. Cal. Novembr. MDCCCXVI placide defuncti commendata interprete<br />

Io. Georgio Henr. Klindworth. […] Particula Prima. Gottingae in Libraria Deuerlichiana typis<br />

Herbstianis MDCCCXVI (<strong>SUB</strong>: Biographica Georgiae Augustae, Nr. 22). –- ADB 9/1879, S. 571 f.<br />

– Die Lebensdaten u. a. auch nach Schulz, Wolfgang: Die Institutionalisierung der Katechetik an den<br />

deutschen Universitäten unter dem Einfluß der Sokratik – Dargelegt am Beispiel J. F. C. Gräffe.<br />

Theol. Diss. <strong>Göttingen</strong>. <strong>Göttingen</strong> 1979, S. 7-12. – Vgl. ferner: Holze (wie Anm. 180), S. 112-116 u.<br />

ö. – Bizer, Christoph, Der wohl-unterrichtete Student um 1800. Das Amt des Pfarrers in der Göttinger<br />

theologischen Lehre. In: Moeller (wie Anm. 171), S. 120-128.<br />

1537 Schulz: Katechetik (wie Anm. 1536), S. 8. – Ferner: Interessante Bemerkungen (wie Anm. 2072), S.<br />

64.<br />

1538 Zitiert nach Holze (wie Anm. 180), S. 87 f. – Ferner: Selle: Universität (wie Anm. 60), S. 27.

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