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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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558<br />

Landesregierung, mit dem er nicht zum ersten Mal auf seine missliche Lage aufmerksam<br />

machte:<br />

Länger als zwölf Jahre habe ich im Stillen unter einer Last von wiedrigen Schicksalen<br />

geseufzt, denen ich nun nicht länger zu wiederstehen im Stande bin. Der volle Umsturz<br />

meiner häuslichen Ruhe nahet heran; ich stehe an einem Abgrunde, in den ich mit<br />

Schauder hinabblicke ohne baldige Hülfe sehe ich meine Ehre aufs empfindlichste gekränkt,<br />

und meine Zufriedenheit auf immer zernichtet. Meine Besoldung reicht nicht<br />

zu Steuer, Zinsen der aus Noth gehäuften Schulden Last und die Erziehung von neun<br />

Kinder gehörig zu beschaffen Acht Lehrstunden, die ich im verwichenen Sommer täglich<br />

hielt, haben zwar mich und die meinigen vom äussersten Mangel gerettet und meinen<br />

Fall einigermassen aufgehalten, aber diese Anstrengung erschöpfte beinahe alle<br />

meine Kräfte, da zur Erhaltung meiner Gesundheit und Erholung nicht das mindeste<br />

verwandt werden konnte und durfte. Kummer und Sorgen hemmen die Thätigkeit meines<br />

Geistes, untergraben meinen durch langen Gram schon zerrütteten Gesundheitszustand,<br />

und ich weiss nicht, ob ich in der Folge eine solche Anstrengung werde ertragen<br />

können. Wirft mich Krankheit nieder, so ist meine zahlreiche Familie der Verzweiflung<br />

preis gegeben. Meine Besoldung, die ich um den dringenden Ungestüm meiner<br />

Gläubiger zu entgehen früh habe aufnehmen müssen, ist für Zinsen und längst gegessenes<br />

Brod dahingegeben, und ich habe nichts übrig behalten, um Holz zu Feuerung des<br />

Hörsals auf bevorstehenden Winter davon anzuschaffen.<br />

Meine Lage ist über alle Beschreibung traurig. Ungern und äusserst selten habe ich es<br />

gewagt, Eure Excellenzen mit einer Bitte um Vermehrung meines Gehalts beschwerlich<br />

zu fallen, auch ist diese Bitte in der Hauptsache, die allein meine Umstände<br />

verbessern könnte, bis itzt unerhört geblieben. Die Ursachen, warum ich so ganz selbst<br />

bey Vacanzen vergessen wurde zu ergründen, verbietet die Ehrfurcht, daß aber keine<br />

Vernachlässigung meiner Pflicht sie herbeygeführet haben kann, davon überzeugt mich<br />

mein Gewissen.<br />

Ohne Ew. Excellenzen Hülfe und Beistand kann ich hier nicht länger ausdauren. Alles<br />

meinige habe ich zugesetzt und ich habe nichts was ich noch zusezzen könnte. Doch<br />

ich enthalte mich das Bild meines mislichen Zustandes vollends auszumalen, eine Folge<br />

schon vor vielen Jahren mislungener Hofnungen unter welchen ich itzt so bitter leide.<br />

Ew. Excellenzen Gnade allein kann mich vom gewissen Untergange retten. 1485<br />

Als Spangenberg 1806 starb, wurde sofort der Konkurs über dessen Nachlass<br />

eröffnet, und seine Frau konnte nicht einmal ihr Eingebrachtes aus der Konkursmasse<br />

retten. 1486<br />

Als der inzwischen in Kiel tätige Jurist Professor H. R. Brinkmann [Nr. 11] seine<br />

Bruchstücke die Universität <strong>Göttingen</strong> betreffend (1820) u. a. auch benutzte, um kritische<br />

Bemerkungen über seine ehemalige Universität zu Papier zu bringen, erwähnte er<br />

neben der schäbigen Behandlung des Franzosen Villers an erster Stelle das Unrecht<br />

1485 UAG: Kur 4. III. b. 29, Bll. 34/ 35.- Abdruck bei Hoffmann (wie Anm. 1469), S. 13-15.<br />

1486 UAG: Kur 4. III. b. 29, Bl. 1. – Zur Konkurslösung hatte das Kuratorium bereits zu Lebzeiten<br />

Spangenbergs am 12. 10. 1804 geraten (ebd. Bl. 19).

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