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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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te. Am 26. 1. 1851 bat er seinen Sohn, frühzeitig einen Plan für die Urlaubsbenutzung<br />

zu entwerfen.<br />

Hier in Detmold sollst Du nicht lange weilen. Lieber begebe ich mich mit Dir nach einem<br />

andern Orte, wo Du durch mündlichen Verkehr und mittelst Benutzung von Bibliotheken<br />

nachholen kannst, was Du über die Entfernung von den europäischen gelehrten<br />

Instituten etwa versäumt hast, z. B. nach <strong>Göttingen</strong>, Berlin und Leipzig. 1443<br />

Am 25. 8. 1850 schlug Ballhorn-Rosen nach einer positiven Einschätzung der<br />

Heilwirkung von Seebädern seinem Sohn dennoch vor:<br />

Solltest Du aber im nächsten Jahre auf Urlaub ins Vaterland kommen, so kannst<br />

Du zugleich mit mir 14 Tage lang in <strong>Göttingen</strong> die dortigen künstlichen Bäder<br />

gebrauchen. Da ist man doch von der wissenschaftlichen Welt nicht ganz so abgeschlossen<br />

und Du kannst da doch eine Universität kennen lernen, welche bis zur Entstehung<br />

von Berlin die trefflichste in Deutschland war. Von meinen alten Freunden lebt dort<br />

freilich kein einziger mehr, aber es ist doch immer der Ort, zu welchem mich frohe Erinnerungen<br />

täglich zurückführen.<br />

In diesen Bemerkungen ist u. a. die aktive Sorge eines Bildungsbürgers in einer<br />

Leistungsgesellschaft spürbar, der seinen persönlichen Stand in einer sich umgruppierenden<br />

Gesellschaft weitgehend durch seine Bildungsanstrengungen erworben<br />

hatte und der seinen Kindern diese statuserhaltenden Einstellungen vermitteln<br />

will, wozu vor allem eine hohe Einschätzung von Bildung und Gelehrsamkeit<br />

sowie der Schulen, Universitäten und Bibliotheken als entsprechend qualifizierender<br />

Institutionen zählte. Angesichts dieser leistungs- und wissenschaftsbetonten<br />

Einstellung ist es verständlich, dass Ballhorn zum lippeschen Erbprinzen<br />

kein Verhältnis fand, den sogar seine ungemein aktive Mutter als eine Drohnennatur<br />

sah: Fruges consumere natus.<br />

198 Briefe des über 70 Jahre alten Kanzlers Ballhorn-Rosen aus der Korrespondenz<br />

mit seinem Sohn Georg wurden um 1970 auf einem Flohmarkt entdeckt und<br />

sind kürzlich unter dem Titel Welch tolle Zeiten erleben wir! veröffentlicht worden. 1444<br />

Die Briefe sind von der Absicht Ballhorn-Rosens diktiert, dem im Orient weilenden<br />

Sohn über die Entwicklungen im Vaterlande durch ein breites Spektrum von<br />

Informationen auf dem Laufenden zu halten. Die Mitteilungen reichen vom alltäglichen<br />

Leben in der Familie und dem Klatsch der Residenz bis hin zur Bewertung<br />

der politischen Entwicklung der Revolutionsjahre 1848/49 und der Restauration,<br />

die wieder nach der alten Macht griff. Die Briefe zeigen einen noch im hohen<br />

Alter vielseitig interessierten Zeitgenossen liberal-konservativen Zuschnitts.<br />

Ballhorn-Rosen hatte die Freude, dass sich die Juristische Fakultät zu <strong>Göttingen</strong><br />

wenige Tage vor seinem 50jährigen Doktor-Jubiläum noch an ihn erinnerte. Da<br />

der Jubilar sich als ein treuer Anhänger der Universität gezeigt, die Universitätsbibliothek<br />

noch neulich mit wertvollen orientalischen Manuskripten beschenkt<br />

1443 Stache-Weiske (wie Anm. 1386), S. 376.<br />

1444 Stache-Weiske (wie Anm. 1386).

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