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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Trafkowski/Musshoff/Madea,<br />

Positive Opiatbef<strong>und</strong>e nach Aufnahme von Mohnprodukten<br />

phin in Serumproben detektiert [11;17;23], wohin<strong>gegen</strong> ANDRESEN & SCHMOLDT [1] nach<br />

der Aufnahme von 1,07 g Mohn pro kg Körpergewicht nach 4,5 h freies MOR sogar in<br />

einer Konzentration bis zu 13,5 ng/ml nachweisen konnten. Da es sich bei diesem Einzelfall<br />

aber um eine unrealistisch große Menge an aufgenommenem Mohn handelte, sah diese<br />

Arbeitsgruppe in Anbetracht der erhaltenen Bef<strong>und</strong>e keine Veranlassung, die derzeitig propagierte<br />

Entscheidungsgrenze von 10 ng/ml an freiem Morphin in Frage zu stellen. Allerdings<br />

bleibt letztendlich zu klären, inwieweit eine regelmäßige Aufnahme bzw. eine Aufnahme<br />

von außergewöhnlich großen Mengen an Mohnprodukten oder Produkten mit<br />

außergewöhnlich hohen MOR-Gehalten in Einzelfällen zu MOR-Konzentrationen oberhalb<br />

von 10 ng/ml führen können. Insofern ist anzuraten, dass das <strong>B<strong>und</strong></strong>esinstitut für ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Verbraucherschutz <strong>und</strong> Veterinärmedizin (BgVV) ggf. Richtwerte für<br />

mohnhaltige Lebensmittel festsetzen sollte, wie es schon für hanfhaltige Produkte geschehen<br />

ist. Es ist zudem anzumerken, dass in der vorliegenden Arbeit nach Konsum von<br />

Mohnkuchen bei 3 von 6 Probanden 6,5 h nach Verzehr positive Testergebnisse für Opiate<br />

bei einem <strong>Drogen</strong>schnelltest <strong>im</strong> Schweiß gewonnen wurden, der üblicherweise von der<br />

Polizei bei (Straßenverkehrs)Kontrollen eingesetzt wird („DrugWipe“). Auch über positive<br />

Speichelteste, die ebenfalls gehäuft bei polizeilichen Kontrollen eingesetzt werden,<br />

wurde nach Aufnahme von Mohnprodukten bereits berichtet [16;24]. Demnach kann man<br />

nach der Aufnahme von mohnhaltigen Lebensmitteln ohne weiteres in den Verdacht geraten,<br />

unter dem Einfluss berauschender Mittel z. B. ein Fahrzeug <strong>im</strong> Straßenverkehr geführt<br />

zu haben. Die Einlassung, Mohnprodukte aufgenommen zu haben, gilt es dann mit chromatographischen<br />

Methoden in qualifizierten Laboratorien zu überprüfen.<br />

In der vorliegenden Studie sollte herausgef<strong>und</strong>en werden, inwieweit neben MOR <strong>und</strong><br />

seinen Metaboliten weitere Opiatalkaloide nach Aufnahme von Mohnprodukten in Körperflüssigkeiten<br />

nachzuweisen sind, die ggf. eine Differenzierung der Opiatquelle ermöglichen.<br />

Zu einer Unterscheidung zwischen dem Konsum von pharmazeutischem Heroin<br />

(Heroinvergabeprojekt) <strong>und</strong> sog. Straßenheroin greift man üblicherweise auf MAM, MOR<br />

sowie M3G <strong>und</strong> M6G als klassische Heroinmetaboliten zurück, deren alleiniger Nachweis<br />

für die Aufnahme von reinem, d. h. pharmazeutischem Heroin spricht. Ein zusätzlicher<br />

Nachweis von COD, C6G, AC sowie den Begleitalkaloiden NOS <strong>und</strong> PAP wird bei der<br />

Analyse von Urin als Hinweis auf einen Konsum von Straßenheroin gewertet, wenngleich<br />

COD sowie PAP <strong>und</strong> NOS zusätzlich in Arzne<strong>im</strong>itteln <strong>und</strong> wie hier dargestellt auch in<br />

Mohnprodukten vorkommen können. In der vorliegenden Untersuchung wurde kein positiver<br />

Bef<strong>und</strong> für NOS <strong>und</strong> PAP in Urin <strong>und</strong> Blut gef<strong>und</strong>en, was auch für andere Mohnchargen<br />

gelten kann. Ob dies gr<strong>und</strong>sätzlich der Fall ist, kann noch nicht vorhergesagt werden.<br />

Durch weiterführende Untersuchungen sollte ggf. geklärt werden, ob aufgr<strong>und</strong> der<br />

schnellen Verstoffwechselung von PAP zu Desmethylpapaverin sowie von NOS zu<br />

Meconin bzw. Desmethylmeconin diese Metabolite aufzufinden sind [13]. Auch wenn<br />

nach den hier erhaltenen Bef<strong>und</strong>en PAP <strong>und</strong> NOS nicht nach dem Verzehr von Mohnprodukten<br />

bei Analyse einer Urinprobe aufgef<strong>und</strong>en wurden, sie sehr wohl aber nach Konsum<br />

von Straßenheroin detektiert werden [19], sollte man in Anbetracht der Tatsache, dass<br />

diese Substanzen durchaus Inhaltsstoffe von handelsüblichen Mohnprodukten sein können,<br />

dennoch auch bei negativen Urinbef<strong>und</strong>en zurückhaltend in der Beurteilung sein, bis<br />

dass weitere Untersuchungen diese Beobachtungen bestätigen. Nur AC ist letztendlich als<br />

definitiver Marker eines vorausgegangenen Konsums von Straßenheroin anzusehen.<br />

Allerdings ist es sehr wohl als problematisch zu erachten, dass sowohl AC als auch MAM<br />

439<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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