Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Krampe/Sachse, Fahren unter Alkoholeinfluss bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fahren unter Alkoholeinfluss 2001 – Motive Fahren unter Alkohol 2001 – Um Frust Ohne besonderen allein oder in der Gruppe Um Spaß zu haben abzubauen Grund Eher allein 19 66 33 Eher mit anderen 71 17 44 Unterschiedlich 10 17 23 Tabelle 4: Motive für Fahrten unter Alkohol 2001 – Alleinfahrten und Gruppenfahrten im Vergleich (Angaben in Spaltenprozenten). Schlussfolgerungen Eine Auswertung der Studien „Jugend in Brandenburg“ der Jahre 1999 und 2001 belegt, dass das Fahren unter Alkohol kein bloßes Randphänomen unter Jugendlichen ist. Bereits unter den 15- bis 17-Jährigen fährt jeder Zehnte mindestens einmal im Zeitraum eines Jahres unter Alkoholeinfluss, bei den ab 18-Jährigen sogar jeder Vierte. Jugendliche Alkoholfahrer beginnen bereits im frühen Jugendalter mit dem Fahren unter Alkohol und setzen diese Praxis mit zunehmendem Alter verstärkt fort. Dieser Befund spricht für eine Prävention, die das Thema „Fahren und Alkohol“ frühzeitig, spätestens beim Übergang in das Jugendalter, aufgreift und mit altersspezifischen Präventionsangeboten kontinuierlich fortsetzt. Werden die Jugendlichen erst in der Fahrschulausbildung mit dem Thema des Fahrens unter Alkohol konfrontiert, lassen sich vorhandene Einstellungen und Verhaltensmuster nur noch schwer verändern. Vor allem die Schule bietet Chancen für eine langfristig angelegte und kontinuierliche Intervention. Jugendliche, die wiederholt unter Alkoholeinfluss fahren, zeigen überzufällig häufig auch in anderen Lebensbereichen Verhaltensauffälligkeiten. Jugendliche Alkoholfahrer nehmen signifikant häufiger illegale Drogen als andere Jugendliche, sie sind häufiger an Gewaltaktionen beteiligt und sie haben auch häufiger Probleme in der Schule. Es scheint deshalb sinnvoll, dieser Verstrickung der unterschiedlichen Problembereiche bei jugendlichen Alkoholfahrern mit einer Vernetzung der unterschiedlichen Themenfelder der Prävention zu begegnen. Der gemeinsame Bezugspunkt von Gesundheits-, Unfall- und Gewaltprävention wäre das Ziel, die Handlungskompetenz von Jugendlichen im alltäglichen Umgang mit Alkohol zu stärken. Fahrten unter Alkoholeinfluss von Jugendlichen sind ein Cliquenphänomen und werden überwiegend als Gruppenfahrten in der Freizeit unternommen. Jeder zweite Jugendliche unternimmt seine Alkoholfahrten in der Gruppe. Der Besuch von Freunden wird am häufigsten als Handlungsanlass genannt. Nur Jugendliche, die aus Frust unter Alkohol fahren, sind typische Alleinfahrer. Wir folgern hieraus, dass Jugendliche, die unter Alkohol fahren, in ihrem Freundeskreis für ihr Verhalten Unterstützung oder zumindest Duldung erfahren. Am Beispiel der Gewaltakzeptanz lässt sich schließlich zeigen, dass ein abweichendes Verhalten in der Jugendclique die Bereitschaft des Einzelnen stärkt, auch unter Alkohol zu fahren. Aufgabe der Präventionsarbeit ist es deshalb, typische Gruppendynamiken von Alkoholfahrten für Jugendliche einsichtig und nachvollziehbar zu machen. Durch die Bearbeitung von realen Konfliktsituationen gilt es, die Fähigkeiten von Jugendlichen zu einem verantwortungs- und gesundheitsbewussten Gebrauch von Alkohol zu fördern. 17 BLUTALKOHOL VOL. 42/2005

18 Zusammenfassung Im Rahmen der Zeitreihenstudie „Jugend in Brandenburg“ wurden im Jahr 1999 3.209 Schülerinnen, Schüler und Auszubildende ab der Klassenstufe 7, im Jahr 2001 1.249 Jugendliche der Klassenstufen 9 bis 13 zu ihrer Lebenssituation in Schule und Freizeit und zu ihren Wertvorstellungen befragt. In der vorliegenden Untersuchung werden die Ergebnisse dieser Befragungen mit Blick auf das Fahren unter Alkohol systematisch ausgewertet. Dargestellt wird die 12-Monats-Prävalenz für das Führen eines Mopeds, Motorrads oder Pkws unter Alkoholeinfluss. Die Entwicklung der Auftretenshäufigkeit von Alkoholfahrten verläuft bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weitgehend parallel zu der altersspezifischen Zunahme des Alkoholkonsums in der Jugendphase. In der Altersgruppe der 12- bis 14-Jährigen bilden Alkoholfahrten noch die Ausnahme (4 % der Jugendlichen). Doch bereits jeder zehnte 15- bis 17-Jährige berichtet von gelegentlichen oder wiederholten Fahrten unter Alkohol. Bei den ab 18-Jährigen ist es dann jeder Vierte, der mindestens einmal in 12 Monaten alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen hat; sieben Prozent der Jugendlichen dieser Altersgruppe gehören sogar zu den wiederholten Alkoholfahrern. Besondere Risikogruppen unter den jugendlichen Alkoholfahrern bilden junge Männer (90 % der wiederholten Alkoholfahrer), Auszubildende an berufsbildenden Schulen (57 % der wiederholten Alkoholfahrer) und junge Mehrfachkonsumenten, die wiederholt unter Alkohol fahren und illegale Drogen nehmen (34 % der wiederholten Alkoholfahrer). Jugendliche Alkoholfahrer neigen überzufällig häufig auch in anderen Lebensbereichen zu Verhaltensauffälligkeiten (Gewaltbereitschaft, Schulverweigerung). Die Peergruppe und die gemeinsam verbrachte Freizeit bilden den zentralen Bezugsrahmen für Alkoholfahrten von Jugendlichen. Jeder zweite Jugendliche, der unter Alkohol fährt, ist während der Alkoholfahrt in der Gruppe unterwegs. Nur Jugendliche, die aus Frust unter Alkohol fahren, sind mehrheitlich Alleinfahrer (66 %). Schließlich verstärkt ein abweichendes Verhalten in der Clique die Bereitschaft von Jugendlichen, unter Alkoholeinfluss zu fahren; fast 70 % der mehrfachen Alkoholfahrer fühlen sich einer gewaltbereiten Clique zugehörig. Aus den Befunden werden Schlussfolgerungen für eine frühzeitige und kontinuierliche Präventionsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen abgeleitet. Schlüsselwörter Straßenverkehr – junge Fahrer – Fahren unter Alkohol – Risikofaktoren – Prävention Summary As part of a long-term survey “Youth in Brandenburg”, in 1999, 3.209 pupils and students at training colleges from year 7 upwards and in 2001, 1.249 pupils from year 9 to year 13 were questioned with regard to their personal circumstances in school and in their free time as well as their moral concepts. The study systematically evaluates the results of the survey with regard to driving under the influence of alcohol. The 12 month prevalence is shown for driving mopeds, motorcycles and cars under the influence of alcohol. The development in frequency of drink driving in adolescents and young adults runs largely parallel with the age related increased alcohol consumption. In the age group of the 12 to 14 year olds drink driving is still an exception ( 4 % of the adolescents). However, every 10 th 15 to 17 year old relates of occasional and repeated driving under the influence of alcohol. In the case of the over 18 year olds, every fourth young adult reports on having driven under the influence of alcohol within the last 12 months. 7 % of this group admits to repeatedly doing so. Young men (90 % of repeated drink drivers), students at training colleges (57 % of repeated drink drivers) and young multiple users, who use alcohol in conjunction with other illegal drugs (34 % of repeated drink drivers) are considered to being the highest risk groups. Coincidentally young drink drivers also tend to stick out with conspicuous behaviour in other areas of life (willingness to use violence, truancy). Peer groups and the free time spent together builds the framework of drink driving for young people. Every other adolescent who drives under the influence of alcohol, does so in a group. Only youths who drive under the influence of alcohol due to frustrations are usually lone drivers (66 %). After all, deviant behaviour in a group reinforces the willingness of driving under the influence of alcohol. Almost 70 % of repeated drink drivers feel that they belong to a group, which is willing to use violence. The findings would suggest that early and continuous preventive work with adolescents and young adults needs to be initiated. Keywords road traffic – young drivers – driving under the influence of alcohol (DUI) – risk factors – prevention Fußnoten 1 ) Kroj/Schulze, Das Unfallrisiko junger Fahrerinnen und Fahrer, in: Bundesanstalt für Straßenwesen, Zweite Internationale Konferenz „Junge Fahrer und Fahrerinnen“, Bergisch Gladbach 2002, S. 21 ff. BLUTALKOHOL VOL. 42/2005 Krampe/Sachse, Fahren unter Alkoholeinfluss bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Krampe/Sachse,<br />

Fahren unter <strong>Alkohol</strong>einfluss bei Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />

Fahren unter <strong>Alkohol</strong>einfluss 2001 – Motive<br />

Fahren unter <strong>Alkohol</strong> 2001 – Um Frust Ohne besonderen<br />

allein oder in der Gruppe Um Spaß zu haben abzubauen Gr<strong>und</strong><br />

Eher allein 19 66 33<br />

Eher mit anderen 71 17 44<br />

Unterschiedlich 10 17 23<br />

Tabelle 4: Motive für Fahrten unter <strong>Alkohol</strong> 2001 – Alleinfahrten <strong>und</strong> Gruppenfahrten <strong>im</strong> Vergleich<br />

(Angaben in Spaltenprozenten).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Eine Auswertung der Studien „Jugend in Brandenburg“ der Jahre 1999 <strong>und</strong> 2001<br />

belegt, dass das Fahren unter <strong>Alkohol</strong> kein bloßes Randphänomen unter Jugendlichen<br />

ist. Bereits unter den 15- bis 17-Jährigen fährt jeder Zehnte mindestens einmal <strong>im</strong><br />

Zeitraum eines Jahres unter <strong>Alkohol</strong>einfluss, bei den ab 18-Jährigen sogar jeder Vierte.<br />

Jugendliche <strong>Alkohol</strong>fahrer beginnen bereits <strong>im</strong> frühen Jugendalter mit dem Fahren<br />

unter <strong>Alkohol</strong> <strong>und</strong> setzen diese Praxis mit zunehmendem Alter verstärkt fort. Dieser<br />

Bef<strong>und</strong> spricht für eine Prävention, die das Thema „Fahren <strong>und</strong> <strong>Alkohol</strong>“ frühzeitig,<br />

spätestens be<strong>im</strong> Übergang in das Jugendalter, aufgreift <strong>und</strong> mit altersspezifischen<br />

Präventionsangeboten kontinuierlich fortsetzt. Werden die Jugendlichen erst in der<br />

Fahrschulausbildung mit dem Thema des Fahrens unter <strong>Alkohol</strong> konfrontiert, lassen<br />

sich vorhandene Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensmuster nur noch schwer verändern. Vor<br />

allem die Schule bietet Chancen für eine langfristig angelegte <strong>und</strong> kontinuierliche<br />

Intervention.<br />

Jugendliche, die wiederholt unter <strong>Alkohol</strong>einfluss fahren, zeigen überzufällig häufig<br />

auch in anderen Lebensbereichen Verhaltensauffälligkeiten. Jugendliche <strong>Alkohol</strong>fahrer<br />

nehmen signifikant häufiger illegale <strong>Drogen</strong> als andere Jugendliche, sie sind häufiger an<br />

Gewaltaktionen beteiligt <strong>und</strong> sie haben auch häufiger Probleme in der Schule. Es scheint<br />

deshalb sinnvoll, dieser Verstrickung der unterschiedlichen Problembereiche bei jugendlichen<br />

<strong>Alkohol</strong>fahrern mit einer Vernetzung der unterschiedlichen Themenfelder der Prävention<br />

zu begegnen. Der gemeinsame Bezugspunkt von Ges<strong>und</strong>heits-, Unfall- <strong>und</strong> Gewaltprävention<br />

wäre das Ziel, die Handlungskompetenz von Jugendlichen <strong>im</strong> alltäglichen<br />

Umgang mit <strong>Alkohol</strong> zu stärken.<br />

Fahrten unter <strong>Alkohol</strong>einfluss von Jugendlichen sind ein Cliquenphänomen <strong>und</strong> werden<br />

überwiegend als Gruppenfahrten in der Freizeit unternommen. Jeder zweite Jugendliche<br />

untern<strong>im</strong>mt seine <strong>Alkohol</strong>fahrten in der Gruppe. Der Besuch von Fre<strong>und</strong>en wird<br />

am häufigsten als Handlungsanlass genannt. Nur Jugendliche, die aus Frust unter <strong>Alkohol</strong><br />

fahren, sind typische Alleinfahrer. Wir folgern hieraus, dass Jugendliche, die unter<br />

<strong>Alkohol</strong> fahren, in ihrem Fre<strong>und</strong>eskreis für ihr Verhalten Unterstützung oder zumindest<br />

Duldung erfahren. Am Beispiel der Gewaltakzeptanz lässt sich schließlich zeigen, dass<br />

ein abweichendes Verhalten in der Jugendclique die Bereitschaft des Einzelnen stärkt,<br />

auch unter <strong>Alkohol</strong> zu fahren. Aufgabe der Präventionsarbeit ist es deshalb, typische<br />

Gruppendynamiken von <strong>Alkohol</strong>fahrten für Jugendliche einsichtig <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

zu machen. Durch die Bearbeitung von realen Konfliktsituationen gilt es, die Fähigkeiten<br />

von Jugendlichen zu einem verantwortungs- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsbewussten Gebrauch<br />

von <strong>Alkohol</strong> zu fördern.<br />

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BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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