Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Seiten 431–441
Trafkowski/Musshoff/Madea,
Positive Opiatbefunde nach Aufnahme von Mohnprodukten
Aus dem Institut für Rechtsmedizin der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
(DIREKTOR: PROF. DR. MED. BURKHARD MADEA)
JENS TRAFKOWSKI, FRANK MUSSHOFF UND BURKHARD MADEA
Positive Opiatbefunde nach Aufnahme von Mohnprodukten * )
Analytische Möglichkeiten zur Differenzierung einer Heroin- oder
Mohnaufnahme
Positive opiate results after consumption of poppy seeds * )
Analytical procedure for discrimination between heroin abuse and
poppy seed consumption
1. Einleitung
In den letzten Jahren wurde in einigen Studien nachgewiesen, dass es nach dem Verzehr
von mohnhaltigen Lebensmitteln zu positiven Opiatbefunden im Rahmen eines Drogenscreenings
kommen kann. Dabei wurden positive Befunde sowohl bei der Analyse von
Urinproben [1;3;4;6;7;9;11;12;14;15;17;18;21–27] als auch von Blut bzw. Serum
[1;11;17;23], Speichel [24] und Haaren [23] erhalten. Die ermittelten Maximalkonzentrationen
an Gesamtmorphin im Urin schwankten bei den unterschiedlichen Studien sehr
stark und erreichten sehr hohe Werte bis 27,5 µg/ml [1]; im Blut wurde in der Regel Morphin
(MOR) erst nach Hydrolyse, in Einzelfällen aber auch freies MOR bis zu einer Konzentration
von 13,5 ng/ml nachgewiesen [1;11;17]. Morphin gilt als der eigentliche Wirkstoff
und die analytische Leitsubstanz nach Heroinkonsum, ein Konsum von Heroin kann
auf Basis einer Urinanalyse von einem einfachen Verzehr von mohnhaltigen Lebensmitteln
durch den Nachweis des Heroinmetaboliten 6-Monoacetylmorphin (MAM) unterschieden
werden [8;18]. Es stellt sich die Frage nach weiteren charakteristischen Begleitsubstanzen,
die eine Unterscheidung ermöglichen, zumal MAM nur über einen zeitlich
sehr begrenzten Zeitraum zu detektieren ist. Selbstverständlich ist ein positiver Befund bei
Analyse von biologischem Material eines Mohnkonsumenten abhängig von der Dosis,
d. h. von der Menge an Opiatalkaloiden, die durch mohnhaltige Lebensmittel aufgenommen
wurde. Von der Dosis hängt auch die Nachweisbarkeitsdauer ab. Die Opiatgehalte in
Mohn variieren stark; neben Morphin (< 0,1–450 µg/g) [1;3–7;9–12;14;20–22;26;27] und
Codein (< 0,1–57,1 µg/g) [1;4–7;11;12;14;20–22;26;27] sind weitere Alkaloide aus Papaver
somniferum in Mohnprodukten enthalten, neben Thebain (0,3–41 µg/g) insbesondere
auch Noscapin (0,84–230 µg/g) und Papaverin (0–67 µg/g) [4;5;7;20].
Wir beschrieben kürzlich eine Methode, die nach Festphasenextraktion mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
und Tandem-Massenspektrometrie eine Unterscheidung
eines Konsums von Straßenheroin und pharmazeutischem Heroin auf Basis einer
Urinanalyse ermöglicht [19]. Während nach dem Konsum von pharmazeutischem, d. h.
reinem Heroin, nur die typischen Heroinmetaboliten 6-Monoacetylmorphin (MAM), Morphin
(MOR) sowie Morphin-3-Glucuronid (M3G) und Morphin-6-Glucuronid (M6G) zu
*) Auszugsweise vorgetragen auf der 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Göttingen,
22.–25.09.2004.
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BLUTALKOHOL VOL. 42/2005