Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Freizeit, Spaß und Frust
Welches sind nun typische Handlungsanlässe und Motive für Fahrten unter Alkoholeinfluss?
In der Erhebung des Jahres 2001 wurden die Jugendlichen explizit nach den
Anlässen und Beweggründen ihres Handelns gefragt. Dabei wird der Freizeitbezug
der Alkoholfahrten sehr deutlich. Der Besuch von Freunden ist der häufigste Anlass
für eine Fahrt unter Alkohol. Hiervon berichten fast 40 Prozent der Jugendlichen, die
gelegentlich oder wiederholt unter Alkohol fahren. Weitere wichtige Anlässe sind
die Teilnahme an einer Freizeitveranstaltung, wie Sport- oder Musikveranstaltungen
(27 Prozent der Nennungen), oder die Fahrt von oder zu einer Diskothek (25 Prozent
der Nennungen). Wege zur Schule, Ausbildung oder Arbeit spielen bei Alkoholfahrten
nur eine untergeordnete Rolle (weniger als fünf Prozent der Nennungen).
Aufgrund des engen Freizeitbezugs überrascht es nicht, dass Jugendliche ihre
Alkoholfahrten am häufigsten in Gruppenfahrten unternehmen. Jeder zweite Jugendliche,
der unter Alkoholeinfluss fährt, tut dies im Rahmen von Gruppenfahrten.
Weniger als jeder dritte Befragte unternimmt seine Alkoholfahrten, wenn er allein unterwegs
ist. In diesen Gruppenfahrten mit einem alkoholisierten Fahrer liegt eine doppelte
Brisanz. Zum einen wird unter dem Einfluss von Alkohol nicht nur die Fahrtüchtigkeit
erheblich eingeschränkt; die enthemmende Wirkung des Alkohols senkt darüber
hinaus die Bereitschaft der jungen Fahranfänger, die erhöhten Anforderungen einer
Gruppenfahrt mit einem vorsichtigeren Fahrverhalten zu kompensieren14 ). Auf der anderen
Seite sind die Folgen eines Unfalls mit einem vollbesetzten Fahrzeug besonders
schwer15 ).
Bei den Motiven für Alkoholfahrten können wir vier Gruppen von jugendlichen
Alkoholfahrern unterscheiden. Die größte Gruppe stellen Jugendliche dar, die überhaupt
keine Motive für ihre Alkoholfahrten angeben. Dies ist überraschenderweise
jeder Zweite unter den Jugendlichen mit Alkoholfahrten. Wir vermuten, dass diese
Jugendlichen teils aus Langweile „einfach nur herumfahren“ wollen, auch wenn
sie Alkohol getrunken haben. Teils verschweigen sie möglicherweise ihre Motive,
da sie sich ihrer Unangemessenheit („Imponieren wollen“, „Etwas erleben“) bewusst
sind. Die zweite Gruppe bilden die „Spaßfahrer“; mehr als jeder fünfte Jugendliche,
der unter Alkohol fährt, will einfach „Spaß haben“. Weitere 10 Prozent suchen
bei Alkoholfahrten Spannung und Erfolg. Schließlich geben immerhin
sechs Prozent der Jugendlichen Frust als Motiv für ihre Alkoholfahrten an. Unter
den wiederholten Alkoholfahrern gehört sogar fast jeder Zehnte zu diesen „Frustfahrern“.
Jugendliche, die ohne besonderen Grund unter Alkohol fahren, „Frustfahrer“ und „Spaßfahrer“
zeigen jeweils ein deutlich unterschiedliches Gruppenverhalten (s. Tabelle 4).
Während Jugendliche, die keine Motive für ihr Handeln benennen, ihre Alkoholfahrten nahezu
gleich häufig allein oder in Begleitung von Mitfahrern unternehmen, bevorzugen die
„Spaßfahrer“ eindeutig Gruppenfahrten. Die „Frustfahrer“ hingegen sind überwiegend allein
unterwegs. Wir müssen befürchten, dass Gruppenfahrten unter Alkohol bei den „Spaßfahrern“
geradezu ein akzeptierter Bestandteil ihres Freizeitverhaltens ist. Die Alleinfahrten
der „Frustfahrer“ dagegen bewerten wir als Indiz einer problematischen sozialen
Integration dieser Jugendlichen.
BLUTALKOHOL VOL. 42/2005
Krampe/Sachse,
Fahren unter Alkoholeinfluss bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen