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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Kunert/Löhrer,<br />

Neuropsychologische Aspekte bei der Beurteilung der Fahreignung<br />

gen bei verschiedenen kognitiven Aufgabenstellungen, die die Fähigkeit zum flexiblen<br />

Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus als auch die Unterdrückung best<strong>im</strong>mter gelernter<br />

Antworten zugunsten der Initiierung neuer Lösungswege erfordern. Diese Bef<strong>und</strong>e stützen<br />

LOGAN <strong>und</strong> COWAN (1984) mit ihrer Theorie der Kontrolle kognitiver Prozesse, die besagt,<br />

dass eine adäquate Aufgabenlösung die Fähigkeit erfordert, laufende Gedanken stoppen<br />

<strong>und</strong> sie ggf. durch neue Denkwege auswechseln zu können. Die Gruppe der Persönlichkeitsgestörten<br />

wies insgesamt deutliche Defizite in Aufgaben aus unterschiedlichen kognitiven<br />

Funktionsbereichen auf, sofern komplexe kognitive Verarbeitungsprozesse (z. B.<br />

Umstellfähigkeit, Flexibilität, planerische <strong>und</strong> strategische Problemlösefähigkeiten) gefordert<br />

waren. Die Relevanz dieser Bef<strong>und</strong>e <strong>im</strong> Hinblick auf die Einschätzung der Fahrtauglichkeit<br />

ist offensichtlich, insbesondere wenn noch ein zusätzlicher <strong>Drogen</strong>missbrauch<br />

vorliegt.<br />

Im Rahmen der psychometrischen Persönlichkeitsdiagnostik stehen valide, weithin<br />

etablierte <strong>und</strong> aussagekräftige Verfahren zur Einschätzung relevanter Persönlichkeitszüge<br />

zur Verfügung, auf die <strong>im</strong> Einzelnen nicht eingegangen werden kann (zur Übersicht siehe<br />

GOLZ, 2004; STIEGLITZ & BAUMANN, 1994). In der Verkehrspsychologischen Testbatterie<br />

von SCHUHFRIED (2000) stehen neben den Tests zur Prüfung der kraftfahrspezifischen<br />

(kognitiven) Leistungsfähigkeit auch Prüfverfahren zur Feststellung wichtiger Merkmalsbereiche<br />

wie z. B. die Bereitschaft zur Verkehrsanpassung <strong>im</strong> Sinne aggressiver Verhaltensweisen<br />

<strong>im</strong> Straßenverkehr zur Verfügung.<br />

Zusammenfassung<br />

Fahreignung umfasst als Eigenschaftskonstrukt einen komplexen Fähigkeitsbereich, der, in Wechselwirkung<br />

einzelner Teilprozesse bzw. -faktoren zueinander, persönlichkeitsbezogene, wahrnehmungsbezogene, prozessual-kognitive,<br />

technische <strong>und</strong> umweltbezogene Faktoren einbezieht. Besondere Bedeutung haben hier <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Handlungssteuerung spezifische kognitive Funktionsbereiche, die mittels etablierter<br />

neuropsychologischer Untersuchungsverfahren differenziert untersucht werden können. In diesem<br />

Zusammenhang ist festzustellen, dass die in Deutschland vorliegenden Begutachtungs-Leitlinien zur Prüfung der<br />

Fahreignung nur einen groben Rahmen für diese unterschiedlichen Funktionsuntersuchungen darstellen <strong>und</strong> sowohl<br />

auf begrifflich-theoretischer als auch auf anwendungsorientierter diagnostischer Ebene zu überarbeiten<br />

bzw. zu ergänzen sind. Auch sollten neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Einschätzung drogenassoziierter<br />

kognitiver Funktionsstörungen stärker als bisher berücksichtigt werden.<br />

Schlüsselwörter<br />

Fahreignung – Fahreignungsdiagnostik – neuropsychologische Diagnostik – <strong>Drogen</strong>missbrauch – psychiatrische<br />

Erkrankungen<br />

Summary<br />

Driving (i.e., motorist) skills are very complex, given that they draw not only upon an individual’s personality,<br />

but also the basic grasp of reality as well as cognitive, technical and environmental factors. An <strong>im</strong>portant factor<br />

of perception and decision-making are specific cognitive functions which can be assessed using standardised<br />

neuropsychological tests. It is noteworthy in this context that the guidelines available in Germany for assessing<br />

driving skills provide but a broad framework for these various function tests and need to be revised and/or complemented<br />

at the conceptual-theoretical and the decision-making levels. The recent results of neuroscientific research<br />

and their <strong>im</strong>plications for assessing driving skills must be taken into account more than they have been so<br />

far in order to allow for newer examination methods which are now available as well as for drug abuse-specific<br />

disorders.<br />

Key words<br />

driving skills – neuropsychological testing – cognitive functioning – mental/somatic disorder – drug abuse<br />

351<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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