10.12.2012 Aufrufe

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

348<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong><br />

Kunert/Löhrer,<br />

Neuropsychologische Aspekte bei der Beurteilung der Fahreignung<br />

tionsgeschwindigkeit ergeben. Letztlich können auch andere basale Störungen der Raumwahrnehmung<br />

(z. B. Positions- <strong>und</strong> Distanzeinschätzung) zu erheblichen Beeinträchtigungen<br />

<strong>im</strong> Fahrverhalten führen.<br />

Aufmerksamkeit<br />

Nach den Vorgaben der FeV in Anlage 5 werden besondere Anforderungen an die Belastbarkeit,<br />

Konzentrationsfähigkeit, die Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit <strong>und</strong> die<br />

Orientierungsleistung gestellt. Da diese Begriffe eher der Umgangssprache entsprechen<br />

<strong>und</strong> in der Neuropsychologie so keine Verwendung finden, haben SCHUBERT <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

(2002) den Versuch unternommen, diese Begriffe <strong>im</strong> Rahmen des derzeitigen neuropsychologischen<br />

theoretischen Erkenntnisstandes näher zu spezifizieren. Als „psychische<br />

Leistungsfähigkeit“ bezeichnen sie dann „jene Funktionen des zentralen Nervensystems,<br />

die sowohl für das Navigieren <strong>und</strong> Agieren in dem jeweiligen Verkehrsraum als<br />

auch für das Bedienen des jeweiligen Fahrzeugs erforderlich sind“ (ebd., S. 29). Als hierfür<br />

relevant betrachten sie folgende Funktionsbereiche: a) Wahrnehmung des Bedeutungsgehalts<br />

optischer Informationen, b) Zielorientierung <strong>im</strong> visuellen Umfeld, d. h. räumliche<br />

<strong>und</strong> zeitliche Bezüge von Objekten müssen adäquat erkannt werden, c) Konzentrationsfähigkeit,<br />

d. h. der Aufmerksamkeitsfokus wird auf eine Reizkonstellation der Umwelt<br />

gerichtet, wobei Störeinflüsse diesen Prozess nicht behindern dürfen, d) Aufmerksamkeitsverteilung,<br />

d. h. das gleichzeitige Beachten mehrerer Reize, e) Aufmerksamkeitsbelastbarkeit<br />

unter längerer Beanspruchung, wobei eine Ausgewogenheit zwischen Schnelligkeits-<br />

<strong>und</strong> Sorgfaltsleistungen vorhanden sein muss.<br />

SCHUBERT <strong>und</strong> Mitarbeiter (2002) gehen mit ihren Vorschlägen zwar über die in der FeV<br />

genannten Kriterien zur Beurteilung der für die Fahrtauglichkeit notwendigen kognitiven<br />

Funktionen hinaus, allerdings wird auch von ihnen keine Operationalisierung der einzelnen<br />

Funktionsbereiche geleistet, d. h. es bleibt unklar, wie diese valide getestet werden<br />

könnten.<br />

Dennoch bestehen aber praktikable Möglichkeiten, diese unterschiedlichen Funktionen<br />

mit den in der Neuropsychologie <strong>gegen</strong>wärtig zur Verfügung stehenden Testverfahren zu<br />

untersuchen (zur Übersicht siehe LEZAK, 1995). So stehen für den wichtigen Bereich der<br />

Aufmerksamkeit unterschiedliche Untersuchungsinstrumente zur Verfügung (z. B. SCHUH-<br />

FRIED, 2000; ZIMMERMANN & FIMM, 1993), die für die Fahreignung wichtige Teilfunktionen<br />

des Aufmerksamkeitssystems prüfen. So wird zunächst <strong>im</strong> Bereich der allgemeinen<br />

Aufmerksamkeitsaktivierung zwischen tonischer <strong>und</strong> phasischer Alertness unterschieden.<br />

Tonische Alertness bezieht sich auf den Grad der allgemeinen Wachheit <strong>und</strong> phasische<br />

Alertness auf die Fähigkeit, das Aufmerksamkeitsniveau in Bezug auf ein erwartetes Ereignis<br />

kurzfristig zu steigern (STURM & ZIMMERMANN, 2000). Bei der selektiven Aufmerksamkeit<br />

steht dem<strong>gegen</strong>über die Fähigkeit <strong>im</strong> Mittelpunkt, auf relevante Umweltreize<br />

schnell <strong>und</strong> sicher zu reagieren, sowie angemessen zwischen unterschiedlichen Reizkonstellationen<br />

zu wechseln <strong>und</strong> sich dabei nicht von irrelevanten Störreizen ablenken zu lassen.<br />

Einen weiteren wichtigen Funktionsbereich stellt die Fähigkeit zur Aufmerksamkeitsteilung<br />

dar. Damit ist die Fähigkeit gemeint, mehrere Informationsströme gleichzeitig zu<br />

beachten, bzw. zu verarbeiten. Diese Fähigkeit ist für das Fahren eines Kraftfahrzeugs von<br />

besonderer Bedeutung. Entsprechende Störungen können zu erheblichen Einschränkungen<br />

<strong>im</strong> Verkehr führen, wenn beispielsweise Verkehrsschilder <strong>und</strong> Verkehrsfluss oder aber

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!