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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Kunert/Löhrer,<br />

Neuropsychologische Aspekte bei der Beurteilung der Fahreignung<br />

345<br />

et al., <strong>2005</strong>) verweisen zudem auf nachhaltige Störungen des Blutflusses <strong>im</strong> Gehirn bei<br />

chronischen Cannabiskonsumenten während einer Abstinenzphase, was dann von den<br />

Autoren mit den bei dieser Gruppe festgestellten kognitiven Störungen in Verbindung<br />

gebracht wurde.<br />

Diese kognitiven Leistungsminderungen, die unabhängig von der akuten Intoxikation<br />

persistieren können <strong>und</strong> auf hirnorganische Funktionsstörungen verweisen, sind verkehrsmedizinisch<br />

höchst relevant. Sie betreffen beispielsweise die mult<strong>im</strong>odale Reizverarbeitung,<br />

also die Fähigkeit des Menschen, Reize gleichzeitig aus unterschiedlichen Sinneskanälen<br />

wahrzunehmen <strong>und</strong> adäquat zu verarbeiten. Da mult<strong>im</strong>odale Reizanforderungen <strong>im</strong><br />

Straßenverkehr eher die Regel als die Ausnahme darstellen, sollte dieser Funktionsbereich<br />

mit geeigneten Untersuchungsverfahren untersucht werden. So zeigen Probanden mit<br />

einem früh beginnenden Cannabiskonsum häufig auffallende <strong>und</strong> gegebenenfalls auch<br />

persistierende Störungen in der mult<strong>im</strong>odalen Reizverarbeitung. Vergleichbare Auffälligkeiten<br />

können sich auch unter einem chronischen Konsum anderer Substanzen einstellen.<br />

Problematisch ist der oftmals hohe Beikonsum von anderen <strong>Drogen</strong> (bei Cannabis z. B.<br />

<strong>Alkohol</strong>), u. a. auch bei den Methadonsubstituierten. Bei diesen wird zwar nicht von einer<br />

generellen Fahruntauglichkeit ausgegangen, doch zeigen Methadonsubstituierte auffallende<br />

Einschränkungen des Reaktionsvermögens, der Aufmerksamkeits- <strong>und</strong> Konzentrationskapazität<br />

(DITTERT, NABER & SOYKA, 1999). Unter Berücksichtigung des hohen Beikonsums<br />

dürfte man allerdings von einer großen Zahl methadonsubstituierter Patienten<br />

ausgehen, die zum Führen eines Kraftfahrzeugs ungeeignet sind.<br />

Im Gegensatz zum <strong>Alkohol</strong>, bei dem die Rechtsprechung aufgr<strong>und</strong> guter Quantifizierbarkeit,<br />

bekanntem Stoffwechsel sowie überprüfbarer <strong>und</strong> bedingt reproduzierbarer Wirkungsweise<br />

einen Grenzwert für die absolute Fahruntüchtigkeit festlegen konnte, fehlen<br />

derzeit solche Anhaltspunkte für die anderen berauschenden Mittel. Grenzwertdefinitionen<br />

sind auch nur bei quantitativ wirkenden Substanzen sinnvoll. Eine Vielzahl der <strong>im</strong><br />

<strong>Drogen</strong>umfeld konsumierten Substanzen wirkt jedoch auch oder ausschließlich qualitativ,<br />

sorgt also für qualitativ andere Sinneseindrücke oder Sinnesverarbeitungen. (z. B. Cocain,<br />

Amphetamin, Methamphetamin, Atropin, LSD <strong>und</strong> andere Halluzinogene, Cannabis). Bei<br />

diesen <strong>Drogen</strong> ist eine Grenzwertdefinition pharmakologisch nicht sinnvoll. Zur Feststellung<br />

der Fahruntüchtigkeit in solchen Fällen sind, wie bei der relativen Fahruntüchtigkeit<br />

unter leichterem <strong>Alkohol</strong>einfluss, weitere konkrete Anhaltspunkte unter Berücksichtigung<br />

der Gesamtpersönlichkeit erforderlich.<br />

Der Einfluß von Medikamenten auf die Fahrtüchtigkeit<br />

Über den Einfluss von Medikamenten auf die Fahrtüchtigkeit lässt sich keine globale<br />

Aussage treffen. Allerdings verweisen vorsichtige Schätzungen darauf, dass ungefähr<br />

10 % der bei Unfällen Verletzten oder Getöteten unter dem Einfluss von zentral wirksamen<br />

Medikamenten standen (DE GIER, 1993, 1999). Generell schließt aber eine Dauerbehandlung<br />

mit Arzne<strong>im</strong>itteln die Fahrtauglichkeit nicht aus. Eine Grenzwertfestlegung analog<br />

zum <strong>Alkohol</strong> ist aus pharmakologischen Gründen nicht möglich. Eine möglicherweise arzne<strong>im</strong>ittelbedingte<br />

Fahruntüchtigkeit kann nur <strong>im</strong> Rahmen des Einzelfalls geprüft werden.<br />

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass nur wenige systematische Studien zu den Auswirkungen<br />

psychotroper Medikamente auf kognitive Leistungsbereiche existieren, zumal die<br />

Datenlage in Bezug auf die Fahrtüchtigkeit unbefriedigend ist. Dennoch liegen Hinweise<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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