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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Glitsch/Klipp/Bornewasser/Dünkel,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung von Trunkenheitsfahrern<br />

auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis kümmert. Erst dann beginnt ein derzeit noch relativ<br />

kleiner Teil der Begutachtungsfälle damit, sich intensiv mit den Voraussetzungen für die<br />

Neuerteilung (positive Verkehrsprognose) zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt stellt er<br />

dann fest, dass bereits fast ein ganzes Jahr vergangen <strong>und</strong> ein positives Gutachten aufgr<strong>und</strong><br />

einer zu geringen Stabilität der erreichten Veränderungen kaum möglich ist. In der Vorpommerschen<br />

Stichprobe fiel ferner die relative Passivität <strong>und</strong> Unselbstständigkeit als<br />

Verhaltensmerkmal der betroffenen Straftäter auf. Offensichtlich ist vielen Personen noch<br />

nicht bekannt, dass man auch als Straftäter mit dem Problem eines nicht normgerechten<br />

<strong>Alkohol</strong>konsums seinem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert sein muss <strong>und</strong> etwas tun kann.<br />

Derartige Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen müssen aber durch ein pro-aktives Vorgehen<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit den oben beschriebenen opt<strong>im</strong>ierten Prozessabläufen in der<br />

Bevölkerung zunächst erzeugt <strong>und</strong> gefestigt werden, um einen Wandel der bislang noch<br />

fatalistischen Gr<strong>und</strong>einstellungen in der Bevölkerung anzustoßen [2].<br />

Die Erwartungshaltung, Betroffene sollten sich selber informieren <strong>und</strong> Zeitung lesen<br />

bzw. die Frage „Warum sollen wir Straftätern auch noch helfen?“, ist für einen pro-aktiven<br />

Ansatz in jedem Falle außerordentlich kontraproduktiv <strong>und</strong> entspricht einer klassischen<br />

„komm doch zu mir, wenn-Du-was-willst-Mentalität“ von Dienstleistung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung.<br />

Sie führt zu einer Eskalation von individuellen Problemlagen (Arbeitsplatzverlust,<br />

soziale Desintegration), da Probleme zu spät erkannt werden <strong>und</strong> auf sie nicht<br />

sofort reagiert wird, verursacht damit unnötige volkswirtschaftliche Kosten <strong>und</strong> produziert<br />

zusätzliche Sek<strong>und</strong>ärkr<strong>im</strong>inalität (z. B. Fahren ohne Fahrerlaubnis etc.). Schließlich sollte<br />

es darum gehen, Problemverhalten frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> möglichst effizient zu verändern.<br />

In der Konsequenz kann eine langfristig erfolgreiche Prozessopt<strong>im</strong>ierung <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit einem pro-aktiven Beratungsansatz zu einer erheblichen Steigerung der Partizipationsraten<br />

an ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> mobilitätsfördernden Maßnahmen führen. Damit wäre letztlich<br />

ein wesentlicher Beitrag zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> Mobilitätssicherung in<br />

Deutschland geleistet. An dieser Stelle sei erneut darauf hingewiesen, dass es nicht darum<br />

geht, Straftätern dabei zu helfen, wie sie möglichst schnell wieder an ihren Führerschein<br />

gelangen, sondern eher darum, wie der Anreiz „Führerschein“ dazu genutzt werden kann,<br />

Problemgruppen dem Rehabilitationssystem zuzuführen. Nach aktuellen <strong>und</strong> zur Veröffentlichung<br />

vorgesehenen Daten aus dem Greifswalder Forschungsprojekt zur Zufriedenheit<br />

von delinquenten Straßenverkehrsteilnehmern mit Maßnahmen zur Förderung der<br />

Fahreignung genießen diese Angebote darüber hinaus überwiegend eine hohe Akzeptanz.<br />

Die Akzeptanz des Begutachtungssystems dürfte noch weiter zunehmen, wenn durch<br />

das opt<strong>im</strong>ierte strategische Vorgehen in der Rehabilitation der Anteil an negativen Gutachten<br />

<strong>und</strong> Nachschulungsmaßnahmen weiter zugunsten von Vorschulungsmaßnahmen<br />

(Maßnahmen zur Rehabilitation <strong>und</strong> Förderung der Fahreignung) gesenkt werden könnte.<br />

Zudem erhielte die Begutachtung eher den Charakter einer Erfolgskontrolle, wenn <strong>im</strong> Anschluss<br />

an das Delikt in den Beratungsstellen eine frühzeitige <strong>und</strong> fachgerechte Problemdiagnostik<br />

stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Betroffene diese Problembereiche frühzeitig aufgearbeitet<br />

<strong>und</strong> verändert hat.<br />

So informiert z. B. die Nord-Kurs GmbH & Co. KG (vgl. http://www.fuehrerscheinberatung.de/6540_23247.asp)<br />

darüber, dass über 90 % der Nord-Kurs-K<strong>und</strong>en ein positives<br />

Gutachten erhalten. Gleiches gilt auch für das <strong>im</strong> süddeutschen Raum tätige Unternehmen<br />

Pluspunkt. In einer Evaluationsstudie der TU Dresden (Bericht unter http://www.fuehrer-<br />

335<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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