Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Supplement II
Ziele veränderter Behörden- und Gutachterpraxis
• Individuell beim Alkoholdelinquenten: frühzeitige Verhaltens- und Gesundheitsänderung mit günstigen Auswirkungen
auf die Komorbität der Familie.
• Im MPU-Gutachten: Erhöhte Trennschärfe bei Einschätzung der Rückfallwahrscheinlichkeit.
• Volkswirtschaftlich: größere Chancen für die Erhaltung der Arbeitskraft und des Arbeitsplatzes.
Begutachtung und ärztliches Handeln sind keine Gegensätze
• Die Begutachtung erfolgt im Sinne der Prävention der Allgemeinheit mit dem Ziel, das Risiko eines
trinkenden Fahrers auszuschalten.
• Der aus ärztlicher Sicht – auch therapeutisch – notwendige Veränderungsprozess beim Klienten dient der
Gesundung dieses Individuums und seiner Bezugspersonen.
Zusammenfassung
Die Beurteilungskriterien für die Urteilsbildung in der medizinisch-psychologischen Fahreignungsdiagnostik
sind ein wichtiger Meilenstein in der Vereinheitlichung der Verfahrensweise und der Beurteilung auch für den
ärztlichen Gutachter. Im Fahreignungsgutachten sollen an Hand dieser Beurteilungskriterien nachvollziehbare
Bewältigungsstrategien für eine Änderung der Alkoholkonsumgewohnheiten aufgezeigt werden und dies durch
medizinisch und klinisch chemische Indikatoren belegt werden.
Das wichtigste Kriterium für eine angemessene Problembewältigung bei diagnostizierter Alkoholabhängigkeit
ist absolute und dauerhafte Abstinenz.
Im Rahmen der Entlastungsdiagnostik muss das medizinische Gutachten gezielt und individuell die Normalisierung
derjenigen Alkoholmissbrauchs-Parameter prüfen, für die der Klient in der Trinkphase Sensitivität gezeigt
hat.
Ethylglucuronid (EtG) ist ein verlässlicher Marker des Alkoholkonsumverzichts.
Die Zeit der Führerscheinsperre soll für die Dokumentation eines Veränderungsprozesses beim Klienten mit
der Überprüfung valider Konsumverzichtsmarker genutzt werden.
Unter Beachtung dieser Punkte kann die Änderung der Alkoholkonsumgewohnheiten bei der MPU besser und
valider beurteilt werden.
Schlüsselwörter
Fahreignungsbegutachtung – Medizinisch-Psychologische Untersuchung – Alkoholmissbrauch – Alkoholkonsummarker
– Alkoholverzichtnachweis
Summary
The assessment criteria in medico-psychological evaluation of driving aptitude (Beurteilungskriterien in der
medizinisch-psychologischen Fahreignungsdiagnostik) are an important milestone in the standardization of
procedure and the judgement in medical and psychological expert assessments. By using these criteria in medical
assessments on driving ability, comprehensible problem solving strategies for a change in alcohol drinking
habits can be presented and proven by clinical and laboratory indicators.
The most important criterion for an appropriate problem solving of diagnosed alcohol dependence is an absolute
and non-transient abstinence from alcohol.
In line with the diagnostics of exculpation, the normalization of the laboratory parameters of alcohol abuse
for which the client showed sensitivity during the period of his drinking should selectively and individually be
examined in the medical assessment.
Ethylglucuronide (EtG) is a reliable parameter to show renunciation of alcohol use.
The period of suspended driving license should be used to evoke a change in the client's attitude in conjunction
with inspections via valid markers of substance (ab)use.
Considering these points, the change of drinking habits can be assessed in a better and more valid way during
a medico-psychological examination (medizinisch-psychologische Untersuchung – MPU).
Keywords
evaluation of driving aptitude – medico-psychological examination – alcohol abuse – alcohol marker – proof
of alcohol renunciation
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BLUTALKOHOL VOL. 42/2005