Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

300
BLUTALKOHOL VOL. 42/2005
Klipp/Glitsch/Bornewasser/Dünkel,
Bestimmungsfaktoren der frühzeitigen Teilnahme alkoholauffälliger Kraftfahrer
an Interventionsmaßnahmen
Zusammenfassung
Alkoholauffällige Kraftfahrer gehören zu einer Risikogruppe, die sich nur schwer für frühzeitige Rehabilitationsmaßnahmen
akquirieren lässt. In der Regel erfolgt eine Teilnahme unter repressiven Bedingungen oder
hohem Leidensdruck lange Zeit nach dem Delikt. Die vorliegende Studie hatte angesichts der geringen Partizipationsraten
an präventiv wirksamen und frühzeitig einsetzenden Interventionsmaßnahmen das Ziel, die Bedingungen
der frühzeitigen Teilnahme zu analysieren und gleichzeitig durch ein pro-aktives Vorgehen die Bereitschaft
zur frühzeitigen Teilnahme an Beratungsmaßnahmen zu erhöhen.
Auf der Grundlage des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung [24] wurde ein Check-Up-Fragebogen
entwickelt und erprobt, der in einfacher Anwendung das Problembewusstsein von Trunkenheitsfahrern erfasst.
Darüber hinaus wurde über ein experimentelles Versuchsdesign der Einfluss frühzeitiger Information der
Delinquenten und kostenloser Beratungsangebote überprüft.
Die Ergebnisse deuten an, dass einem Großteil der alkoholauffälligen Fahrer das Problembewusstsein fehlt. In
den meisten Fällen wird die Trunkenheitsfahrt nicht als Symptom für einen missbräuchlichen Umgang mit Alkohol
erkannt. Gleichzeitig wurde deutlich, dass eine frühzeitige Information der Fahrer und die Kommunikation
von Anreizen zur Teilnahme dazu beitragen, die Partizipationsraten an Rehabilitationsmaßnahmen signifikant zu
erhöhen. Die weitere Analyse der Daten ergab, dass Personen mit ausgeprägtem Problembewusstsein zwar häufiger
an Beratungen teilnehmen, aber dass dies nicht zwingend notwendig für deren Inanspruchnahme ist, wenn
Anreize zur Teilnahme pro-aktiv kommuniziert werden.
Schlüsselwörter
Alkoholauffällige Kraftfahrer – Trunkenheitsfahrer – Rehabilitation – Frühintervention – pro-aktives Vorgehen
– Transtheoretisches Modell – Prävention – Sperrfristverkürzung
Summary
Drink drivers are part of a high risk group mostly without any motivation to engage in rehabilitative
programmes. In most cases the participation in training programmes is avoided for as long as possible and is
the consequence of repressive conditions long after the offence. Considering the fact that participation rates in
early interventions are low the study aimed to analyse the conditions for early attendance. By means of a
pro-active approach we proposed to increase the motivation to participate in such programmes immediately
after the offence.
Based on the Transtheoretical Model of behavioural change [24] we developed a screening questionnaire to
assess the drivers' problem awareness. Furthermore the impact of early information and free-of-charge counselling
was tested.
Results reveal that most offenders show a loss of problem awareness and do not interpret their offence
as a result of an alcohol misuse. In addition results indicate that early information and the communication of
possible incentives for participation lead to a significant increase in participation rates. Further data analysis
showed that increased problem awareness goes with an increased probability of counselling. However this
problem awareness is not essential for long term intervention if incentives are communicated pro-actively.
Keywords
drink driving – DUI – rehabilitation – early intervention – pro-active approach – Transtheoretical Model – prevention
– reduction of the legal ban period
Literatur
[1] American Psychiatric Association (1994) Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fourth
Edition. Washington, DC
[2] Bornewasser M, Glitsch E (2000) Analyzing the decision making process of drunk drivers before driving.
In: Laurell H, Schlyter F (Eds.) Proceedings of the 15th International Conference on Alcohol, Drugs and
Traffic Safety, Vol. 1, Stockholm, Sweden
[3] Bundesanstalt für Straßenwesen (2000) Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung. Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen, Reihe Mensch und Sicherheit, Heft M 115, Bergisch Gladbach