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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Klipp/Glitsch/Bornewasser/Dünkel,<br />

Best<strong>im</strong>mungsfaktoren der frühzeitigen Teilnahme alkoholauffälliger Kraftfahrer<br />

an Interventionsmaßnahmen<br />

Akzeptanz der Maßnahmen zu erhöhen <strong>und</strong> um motivationale Prozesse, die zur Intentionsbildung<br />

führen, bei den Betroffenen in Gang zu bringen.<br />

Hierfür dürften die Informationsverbreitung über Beratungsanbieter <strong>und</strong> die Vorteile<br />

der Aufnahme einer Maßnahme über möglichst viele Kanäle von zentraler Bedeutung<br />

sein. Vorstellbar wäre, neben den Fahrerlaubnisbehörden auch die Polizei <strong>und</strong> die zuständigen<br />

Gerichte <strong>und</strong> Staatsanwaltschaften in das Informationsnetzwerk stärker mit<br />

einzubeziehen, wie es bislang nur in Einzelfällen praktiziert wird. Besonders erfolgreich<br />

war die persönliche, schriftliche oder mündliche Einladung <strong>im</strong> vorgestellten Projekt.<br />

Aus einem Bericht der Interventionsstellen <strong>gegen</strong> häusliche Gewalt in Mecklenburg-<br />

Vorpommern [4] gehen ähnliche Ergebnisse des pro-aktiven Vorgehens hervor. Hier<br />

zeigte sich, dass eine telefonische Kontaktierung der Personen der effektivste Weg zur<br />

Kontaktaufnahme war. Dieses Vorgehen ist derzeit allerdings aus datenschutzrechtlichen<br />

Gründen lediglich <strong>im</strong> Bereich häuslicher Gewalt möglich. Denkbar <strong>und</strong> auch einfach<br />

umsetzbar wäre es jedoch, die nötigen Informationen über die beteiligten Institutionen<br />

Polizei, Gericht <strong>und</strong> Führerscheinstellen mit jedem Schriftstück an die Täter<br />

weiter zu leiten. Die Informationsweitergabe könnte sowohl mit der Versendung des<br />

Anhörungsschreibens der Polizei, dem Strafbefehl des zuständigen Gerichts als auch mit<br />

den Hinweisen zur Neuerteilung der Fahrerlaubnis durch die Fahrerlaubnisbehörden<br />

erfolgen. Bestenfalls sollte in diesem Kontext eine verbindliche Einladung zu einem<br />

persönlichen Beratungsgespräch erfolgen, da Personen Informationsangebote (Informationsblätter)<br />

in der Regel nicht nutzen, wenn sie bei sich keine Relevanz für Information<br />

wahrnehmen, sie also gar nicht wissen, warum sie sich informieren sollten (fehlendes<br />

Problembewusstsein).<br />

Ein opt<strong>im</strong>aler Rehabilitationsverlauf sollte durch eine frühzeitige Beratung aller<br />

alkoholauffälligen Kraftfahrer pro-aktiv eingeleitet werden, denn über 80 % der Beratungsteilnehmer<br />

nehmen auch an einer langfristigen Rehabilitationsmaßnahme teil.<br />

Dabei müssen zunächst die Zugangsbarrieren, wie hohe Beratungskosten, räumliche Entfernung<br />

der Anbieter etc. abgebaut werden, sodass auch Personen mit mangelhaften persönlichen<br />

Ressourcen vom bestehenden Angebot profitieren können. Häufig bieten<br />

<strong>Alkohol</strong>beratungsstellen solch ein kostenneutrales, flächendeckendes Angebot an. Opt<strong>im</strong>al<br />

wäre die Einführung einer Beratungspflicht für alkoholauffällige Verkehrsteilnehmer.<br />

In der Beratung der Trunkenheitsfahrer hat sich der konstruierte Check-Up-Fragebogen,<br />

der als vollstrukturiertes Interview durchgeführt werden kann, als gutes, einfach anwendbares<br />

diagnostisches Verfahren erwiesen, mit dem selbst Berater mit geringer Erfahrung<br />

<strong>im</strong> Bereich der Fahreignungsbegutachtung arbeiten können. Mittels der standardisierten<br />

Kurzdiagnostik lässt sich die Änderungsbereitschaft des alkoholauffälligen Fahrers erfassen,<br />

sodass eine gezielte Beratung möglich ist. Anhand der subjektiven Angaben des<br />

Klienten <strong>im</strong> Vergleich zu den objektiven Daten zur Tat lassen sich Widersprüche aufdecken,<br />

mit denen der Betroffene konfrontiert werden kann. So wird ein angemessenes Problembewusstsein<br />

erzeugt, welches die Änderungsmotivation fördert. Dadurch kann bereits<br />

<strong>im</strong> Erstgespräch damit begonnen werden, die extrinsische Motivation, die viele<br />

Fahrer in das Beratungsgespräch bringt, in eine intrinsische Motivation umzuwandeln.<br />

Dieser Effekt <strong>und</strong> die Zuweisung zu einer geeigneten Rehabilitationseinrichtung sollte<br />

durch das Einholen weiterer objektiver Daten, z. B. Deliktblutanalysen (Gamma-GT, GPT,<br />

CDT), opt<strong>im</strong>iert werden.<br />

299<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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