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Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Örtliche <strong>und</strong> zeitliche Verteilung von <strong>Alkohol</strong>unfällen<br />

Interessant mit Blick auf die hier diskutierte Frage des möglichen Einsatzes von elektronischen Wegfahrsperren<br />

sind die örtliche <strong>und</strong> zeitliche Verteilung von <strong>Alkohol</strong>unfällen:<br />

• 62 % der <strong>Alkohol</strong>unfälle mit Personenschaden ereignen sich innerhalb von Ortschaften.<br />

• Die meisten Unfälle ereignen sich an Samstagen <strong>und</strong> Sonntagen.<br />

• 63 % aller <strong>Alkohol</strong>unfälle ereignen sich zwischen 18 Uhr abends <strong>und</strong> 4 Uhr morgens.<br />

Unter Berücksichtigung dieses Sachverhalts hätten Wegfahrsperren für die alkoholgefährdeten Zielgruppen<br />

allein schon dann eine bedeutsame Effizienz, wenn sie nur temporär zum Einsatz kämen.<br />

Lebensalter <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Berücksichtigt man jedoch das Lebensalter <strong>und</strong> die Geschlechtszugehörigkeit bei <strong>Alkohol</strong>unfällen, so relativiert<br />

sich diese mögliche Effizienz deutlich: Die meisten alkoholisierten Unfallbeteiligten in Deutschland sind<br />

relativ jung, 48 % gehören der Altersklasse 18 bis 34 Jahre an. Besonders häufig wurde <strong>Alkohol</strong>einfluss in der<br />

Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen registriert, nämlich bei 5,1 % aller Unfallbeteiligten dieser Altersgruppe.<br />

In den Altersgruppen über 45 Jahren nahmen die Anteile der alkoholisierten Unfallbeteiligten mit steigendem<br />

Alter stetig ab.<br />

Wie dem auch sei, <strong>Alkohol</strong>unfälle sind in hohem Maße mit dem Faktor Jugendlichkeit verb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> gerade<br />

diese Gruppe von Autofahrern – die zudem noch durch ihre Unerfahrenheit mit dem Straßenverkehr gekennzeichnet<br />

ist – wird sich den diskutierten Wegfahrsperren weitestgehend entziehen: Sie gehört allein schon aus<br />

Altersgründen nicht zur Kerngruppe der eher älteren alkoholabhängigen Kraftfahrer.<br />

Die Geschlechtzugehörigkeit lässt sich an dieser Stelle sehr kurz abhandeln: Lediglich 10 % der alkoholisierten<br />

Unfallbeteiligten sind Frauen.<br />

Aktuelle Einschätzung des ADAC<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind alle Maßnahmen, die <strong>Alkohol</strong>fahrten verhindern, willkommen <strong>und</strong> einen Versuch wert.<br />

Wegfahrsperren können nur einer relativ eng definierten Zielgruppe von Autofahrern helfen, <strong>Alkohol</strong>konsum<br />

<strong>und</strong> Autofahren zu trennen. Dies kann <strong>im</strong> Einzelfall die Verkehrssicherheit erhöhen, indem Autofahrten unter<br />

<strong>Alkohol</strong>einfluss unterbleiben bzw. verhindert werden.<br />

In welchen Fällen sind die Wegfahrsperren aber konkret anwendbar? Entsprechende Systeme sind nach einschlägigen<br />

Angeboten mit Kosten von mehreren h<strong>und</strong>ert Euro verb<strong>und</strong>en. Schon eine Nutzen-Kosten-Betrachtung<br />

wird deshalb <strong>im</strong>mer nach einem gezielten Einsatz innerhalb einer klaren Risikogruppe verlangen – <strong>und</strong> nicht<br />

nach einer breiten Anwendung.<br />

Dabei zeigt sich mit Blick auf die Fakten eine schwierige Problemlage: Am leichtesten abzugrenzen als Risikogruppe,<br />

die ein hohes Potential zu bieten verspricht, wären die nachweisbar <strong>Alkohol</strong>abhängigen. Die statistisch<br />

am stärksten gefährdete Gruppe der jungen Männer hinterm Steuer deckt sich mit diesen aber gerade nicht. Ein<br />

breiter Einsatz bei den jungen Fahrern erscheint schon mit Blick auf die hohen Kosten problematisch.<br />

Angesichts der <strong>im</strong>mer bestehenden Möglichkeit, dass sich betroffene Autofahrer auch ans Steuer von fremden<br />

Fahrzeugen ohne <strong>Alkohol</strong>-Wegfahrsperre setzen können, ist ein hohes Maß an Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Verantwortungsbewusstsein<br />

unabdingbar.<br />

• Wer kann das aber zuverlässig prognostizieren?<br />

• Wie <strong>und</strong> von wem soll das kontrolliert werden?<br />

• Wer trägt letztendlich die Verantwortung?<br />

Somit sind <strong>Alkohol</strong>-Wegfahrsperren eine technisch interessante – aber derzeit noch inakzeptabel teure Lösung<br />

– vor allem für den freiwilligen Selbstschutz innerhalb der besonders gefährdeten Gruppe der jungen Fahrer. Eine<br />

universelle Antwort auf die Problematik von <strong>Alkohol</strong> am Steuer sind sie leider nicht.<br />

Gerade auch diese Erkenntnis spricht dafür, den vom ADAC <strong>und</strong> auch anderen Organisationen gewählten präventiven<br />

Ansatz weiter auszubauen.<br />

Anschrift des Verfassers<br />

Dr. Erhard Oehm<br />

ADAC-Vizepräsident für Verkehr<br />

Am Westpark 8<br />

81373 München<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong><br />

Supplement I

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