10.12.2012 Aufrufe

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Berg/Schubert,<br />

Aufmerksamkeitsdefizite bei <strong>Alkohol</strong>ikern<br />

von Gedächtnisleistungen) ist es möglich, komplexere Leistungen durch „Zuliefer“-Leistungen<br />

untersetzend zu testen. Dadurch werden Leistungsdefizite differenzierter erfassbar<br />

<strong>und</strong> valider zuordenbar als bisher. Dies wiederum qualifiziert die Diagnostik nicht nur <strong>im</strong><br />

Sinne der Einzelfallgerechtigkeit, sondern auch <strong>im</strong> Sinne einer dadurch gegebenen Möglichkeit<br />

gezielter, effizienterer Interventionsmaßnahmen. Wenn man von der <strong>im</strong>mer mehr<br />

in den Blickpunkt rückenden Altersentwicklung der Bevölkerung ausgeht, dann wird das<br />

Nachdenken über effiziente Interventionsmodelle <strong>im</strong> Sinne der Erhaltung von Mobilität<br />

<strong>im</strong> Alter schon in sehr naher Zukunft gefragt sein.<br />

Eines der Hauptergebnisse, dass insbesondere bei den Personen unter 35 Jahren nach 12<br />

Wochen <strong>Alkohol</strong>entwöhnungsbehandlung die mittlere Leistungsfähigkeit der Altersgruppe<br />

noch nicht wieder hergestellt ist, muss nicht voreilig in eine Forderung nach pauschaler<br />

Verlängerung der <strong>Alkohol</strong>entwöhnungsbehandlung münden. Durch die auch innerhalb der<br />

Altergruppen unterschiedlichen Restitutionsverläufe ist vielmehr die Einzeltestung <strong>im</strong><br />

Sinne einer Verlaufskontrolle nahe gelegt, durch die dann auch Verlängerungen der Behandlung<br />

<strong>im</strong> Einzelfall besser begründbar <strong>und</strong> Prognosen mit einem Mehr an Information<br />

gestellt werden können. Zu erwarten ist nach diesen Daten, dass bei jüngeren <strong>Alkohol</strong>erkrankten,<br />

wo psychofunktionale Beeinträchtigungen auch deutlich eher aufzutreten pflegen<br />

als körperliche, Verlängerungen eher in Frage kommen als bei den älteren.<br />

Nach den hier erhaltenen Daten sollte für die Diagnostik von Beeinträchtigungen allgemein<br />

– etwa in der Fahreignungsbegutachtung, bei der bisher ausschließlich Vergleiche zur<br />

Gesamtnorm vorgenommen werden – weitere Evidenz für das Heranziehen von Altersnormen<br />

deutlich geworden sein. Die Differenzbildung zwischen erreichter <strong>und</strong> altersgemäß<br />

zu erreichender Leistung macht allerdings ein Abgehen von Prozentrangwerten erforderlich<br />

(vgl. auch dazu [13]).<br />

Worin liegt nun die Aussagekraft einer mit Leistungstests vorgenommenen Diagnostik<br />

von Beeinträchtigungen, wenn die Weiterverwendung der Testergebnisse über die zielgerichtete<br />

therapeutische Intervention hinausgehen soll? Das ist zum Beispiel dann gefragt,<br />

wenn die Beeinträchtigung mit einer Eignungsfrage verknüpft wird, wie einleitend<br />

als Beispiel aus einem wichtigen Anwendungsfeld genannt: Liegen aufgr<strong>und</strong> eines unkontrollierten<br />

Konsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen von Kraftfahrzeugen<br />

der beantragten Klasse(n) in Frage stellen? Ist es da nicht doch besser, die Eignungsfrage<br />

direkt zu prüfen, d. h. zur Diagnostik von Beeinträchtigungen auf Leistungstests zu verzichten?<br />

Genau genommen, könnte diese Frage anhand von Leistungstests nur dadurch beantwortet<br />

werden, dass man alle vorhandenen perzeptiven <strong>und</strong> kognitiven Funktionen abprüft,<br />

was praktisch nicht durchführbar ist. Aber auch mit einer Fahrverhaltens-Beobachtung<br />

[5] ist dies nicht machbar, denn diese enthält bei weitem nicht alle Situationen, in<br />

denen die vollständige Menge der möglichen Funktionen abgefordert werden, die, <strong>im</strong> vorliegenden<br />

Fall durch <strong>Alkohol</strong>, beeinträchtigt sein könnten. Die Fahrsituation fordert eine<br />

generell <strong>und</strong> aktuell nicht umschriebene Teilmenge an psychophysischen Funktionen in<br />

einem synthetischen, nicht auflösbaren Zusammenspiel ab, von der man nur sagen kann,<br />

dass sie fahrrelevant ist. Hin<strong>gegen</strong> bilden wissenschaftliche Testverfahren <strong>im</strong> analytischen<br />

Sinne gezielt best<strong>im</strong>mte perzeptive oder kognitive Funktionen ab, <strong>und</strong> die Validierung des<br />

jeweiligen Testverfahrens hat nachzuweisen, welche Funktionen das sind. Deshalb ist es<br />

wegen des prinzipiellen Unterschieds zwischen Fahrverhaltens- <strong>und</strong> Testleistung auch aus<br />

unserer Sicht (siehe dazu [13], <strong>im</strong> Unterschied dazu [5]) nicht angezeigt, wissenschaftliche<br />

215<br />

BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!