Blutalkohol 2005 - BADS (Bund gegen Alkohol und Drogen im ...

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Verhoff/Oehmke/Schütz/Weiler, Ein Beitrag zur Berechnung der Mindest-BAK bei Nachtrunkbehauptung Die zweistufige Rückrechnungsmethode ist im Rahmen der Nachtrunkbehauptung auch bei schwierigen Konstellationen anwendbar und im Einklang mit den physiologischen Voraussetzungen der Alkoholelimination. Außerdem schließt sie die Überprüfung, ob der NT alleine für den Entnahmewert verantwortlich sein kann, mit ein. Zusammenfassung Soll bei der Rückrechnung einer gemessenen Blutalkoholkonzentration (BAK) auf einen Vorfallszeitpunkt (VZ) ein Nachtrunk (NT) berücksichtigt werden, existieren zwei Berechnungsmethoden: Die durch den NT maximal erreichbare BAK kann entweder vor oder nach der Rückrechnung des Mindestwertes abgezogen werden. Bei der Überprüfung beider Methoden anhand zweier Fallberichte zeigt sich, dass beide Varianten bei bestimmten Fallkonstellationen Schwächen aufweisen und grundsätzlich nicht ohne eine zusätzliche Überprüfung des Nachtrunks auf Plausibilität auskommen. Deshalb wird eine fraktionierte Rückrechnungsmethode vorgeschlagen, die eine Plausibilitätsüberprüfung bereits beinhaltet: Zunächst wird die Mindest-BAK bis zum NT-Beginn zurückgerechnet. Von diesem Wert wird die maximal durch den NT maximal erreichbare BAK abgezogen. Ergibt sich ein Wert unter 0,15 Promille, kann der NT alleine für die gemessene BAK verantwortlich sein. Andernfalls wird bis zum VZ bzw. dem anzunehmdem Resorptionsende des vor dem VZ getrunkenen Alkohols zurückgerechnet. Schlüsselwörter Nachtrunk – Mindest-BAK – Rückrechnung Abbildung 3b: fall 2 nach der fraktionierten Rückrechnung. Summary If drinking after the offence has to be considered with the reverse projection of a measured BAC there are two methods available for a reliable calculation. The reachable maximum BAC with drinking after the offence could be subtracted before or after the reverse projection of the lowest BAC. Both methods show sources of error under specific terms and conditions. It is necessary to examine the plausibility of drinking after the offence. A fractioned reverse projection, which already contains this examination of plausibility, is therefore the preferred method: at first the lowest BAC up to the beginning of the drinking after the offence will be calculated. A BAC below 0.15 ‰ could be solely caused by drinking after the offence. For a BAC above 0.15 ‰ the measurement has to be counted back up to the time of offence or the supposed end of resorption of the alcohol drunk before the offence. 91 BLUTALKOHOL VOL. 42/2005

92 Keywords drinking after the offence – lowest BAC – reverse projection Literatur [1] Berg S (1971) Rechtsmedizin. 9. Aufl., Verlag von Rudolph Müller und Steinicke, München, S. 209. [2] Berghaus G, Graß H (2003) Alkohologie im Rahmen der Verkehrsrechtsprechung. In: Madea B, Brinkmann B (Hrsg.) Handbuch gerichtliche Medizin, Bd. II, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S. 911–914. [3] Forster B (1986) (Hrsg.) Praxis der Rechtsmedizin. Thieme Verlag, Stuttgart, New York. [4] Gibitz J, Schütz H (1993) Bestimmung von Ethanol im Serum. Durchführung und Interpretation im klinischchemischen Laboratorium. In: Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.) Mitteilung XX der Senatskommission für klinisch-toxikologische Analystik. VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, S. 134–135. [5] Huckenbeck W, Bonte W (2003) Alkohologie. In: Madea B, Brinkmann B (Hrsg.) Handbuch gerichtliche Medizin, Bd. II, Springer, Berlin, Heidelberg, New York, S. 518–519. [6] Mueller B (1975) Gerichtliche Medizin. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York. [7] Penning R (1997) Rechtsmedizin Systematisch. UNI-MED-Verlag, Bremen, Lorch, S. 273. [8] Schütz H (1983) Alkohol im Blut. Verlag Chemie, Weinheim, S. 68–69. [9] Schwerd W (1986) (Hrsg.) Rechtsmedizin. 4. Aufl., Deutscher Ärzte-Verlag, Köln. [10] Wehner HD (2003) Fahrtüchtigkeit. In: Madea (Hrsg.) Praxis Rechtsmedizin. Springer, Berlin, S. 415–416. Anschrift für die Verfasser: Dr. med. Marcel A. Verhoff Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinkum Gießen Frankfurter Str. 58 35392 Gießen E-Mail: Marcel.A.Verhoff@forens.med.uni-giessen.de BLUTALKOHOL VOL. 42/2005 Verhoff/Oehmke/Schütz/Weiler, Ein Beitrag zur Berechnung der Mindest-BAK bei Nachtrunkbehauptung

Verhoff/Oehmke/Schütz/Weiler,<br />

Ein Beitrag zur Berechnung der Mindest-BAK bei Nachtrunkbehauptung<br />

Die zweistufige Rückrechnungsmethode ist <strong>im</strong> Rahmen der Nachtrunkbehauptung auch<br />

bei schwierigen Konstellationen anwendbar <strong>und</strong> <strong>im</strong> Einklang mit den physiologischen<br />

Voraussetzungen der <strong>Alkohol</strong>el<strong>im</strong>ination. Außerdem schließt sie die Überprüfung, ob der<br />

NT alleine für den Entnahmewert verantwortlich sein kann, mit ein.<br />

Zusammenfassung<br />

Soll bei der Rückrechnung einer gemessenen <strong>Blutalkohol</strong>konzentration (BAK) auf einen Vorfallszeitpunkt (VZ)<br />

ein Nachtrunk (NT) berücksichtigt werden, existieren zwei Berechnungsmethoden: Die durch den NT max<strong>im</strong>al erreichbare<br />

BAK kann entweder vor oder nach der Rückrechnung des Mindestwertes abgezogen werden. Bei der<br />

Überprüfung beider Methoden anhand zweier Fallberichte zeigt sich, dass beide Varianten bei best<strong>im</strong>mten Fallkonstellationen<br />

Schwächen aufweisen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich nicht ohne eine zusätzliche Überprüfung des Nachtrunks<br />

auf Plausibilität auskommen. Deshalb wird eine fraktionierte Rückrechnungsmethode vorgeschlagen, die eine<br />

Plausibilitätsüberprüfung bereits beinhaltet: Zunächst wird die Mindest-BAK bis zum NT-Beginn zurückgerechnet.<br />

Von diesem Wert wird die max<strong>im</strong>al durch den NT max<strong>im</strong>al erreichbare BAK abgezogen. Ergibt sich ein Wert unter<br />

0,15 Promille, kann der NT alleine für die gemessene BAK verantwortlich sein. Andernfalls wird bis zum VZ bzw.<br />

dem anzunehmdem Resorptionsende des vor dem VZ getrunkenen <strong>Alkohol</strong>s zurückgerechnet.<br />

Schlüsselwörter<br />

Nachtrunk – Mindest-BAK – Rückrechnung<br />

Abbildung 3b: fall 2 nach der fraktionierten Rückrechnung.<br />

Summary<br />

If drinking after the offence has to be considered with the reverse projection of a measured BAC there are two<br />

methods available for a reliable calculation. The reachable max<strong>im</strong>um BAC with drinking after the offence could<br />

be subtracted before or after the reverse projection of the lowest BAC. Both methods show sources of error <strong>und</strong>er<br />

specific terms and conditions. It is necessary to examine the plausibility of drinking after the offence. A fractioned<br />

reverse projection, which already contains this examination of plausibility, is therefore the preferred method: at<br />

first the lowest BAC up to the beginning of the drinking after the offence will be calculated. A BAC below 0.15 ‰<br />

could be solely caused by drinking after the offence. For a BAC above 0.15 ‰ the measurement has to be counted<br />

back up to the t<strong>im</strong>e of offence or the supposed end of resorption of the alcohol drunk before the offence.<br />

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BLUTALKOHOL VOL. 42/<strong>2005</strong>

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