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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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ken) und Peinliches abzwingen (Angebranntes essen) und je<strong>der</strong> Erregung heldenhaft<br />

wi<strong>der</strong>stehen, sich z. B. Schwatzen, lauten Wi<strong>der</strong>spruch, schlechte<br />

Witze und Lachen verkneifen.<br />

„Wenn ihr Ausflüge macht an heißen Sommertagen und so recht verdurstet an eine<br />

Quelle kommt und den blinkenden Becher schon an die Lippen setzen wollt - dann<br />

denkt gelegentlich einmal: ‚Nun gerade nicht‘“ (...) „Solch eine Selbstbezwingung erquickt<br />

und belebt mehr als ein ganzer Eimer voll Wasser. Und wenn es euch einmal<br />

gelungen ist, dann werdet ihr unwi<strong>der</strong>stehliche Lust bekommen, öfter einmal eurem<br />

Leibe so ein Schnippchen zu schlagen, um ihm zu zeigen, wer eigentlich Herr im<br />

H<strong>aus</strong>e ist“ (Foerster 1953: 410).<br />

„<strong>Wer</strong> im Lichte höherer Ideale sich selber erkennt und erlebt, <strong>der</strong> wird seiner Natur<br />

immer den Krieg erklären und alles das begrüßen, was ihm große Aufgaben <strong>der</strong> Demütigung<br />

und <strong>der</strong> Selbstbemeisterung stellt.“ (Foerster 1953: 240)<br />

„Hat man sich einmal in dieser Weise an das ‚Heroische‘ im Kinde gewandt, (...) so<br />

ist die elementarste Aufsässigkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gegen das Reglement, ihr Mißmut über<br />

die Beschränkung ihres Auslebens absolut gebrochen, und <strong>der</strong> Lehrer hat es leicht, die<br />

strengste Disziplin durchzuführen.“ (Foerster 1953: 276 f., Auslassung von mir)<br />

Dabei wird er noch „von wortreichen Begründungen seiner Gebote und Verbote<br />

befreit“ (Foerster 1953: 279).<br />

Denn <strong>der</strong> freiwillige Gehorsam soll keineswegs auf vernünftiger Verstandes-Einsicht<br />

beruhen, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> dem puren Wunsch nach absolutem Gehorsam<br />

entspringen.<br />

„Es ist gar nicht nötig, daß das Kind mit dem Verstande alles begreift, was es tun soll.<br />

Das zerstört geradezu den Charakter. (...) Das ewige ‚Warum‘, das sie jedem Gebote<br />

o<strong>der</strong> Verbote entgegensetzen, ist <strong>nichts</strong> als die Auflehnung ihrer pathologischen Launen<br />

und Vekehrtheiten: Man darf gar nicht darauf hören, son<strong>der</strong>n muß sie durch liebevolle,<br />

aber unbeugsame Festigkeit von ihrem Krampf befreien.“ (Foerster 1953:<br />

283, Auslassung von mir)<br />

5.4. Foersters Methoden <strong>der</strong> Gruppenerziehung<br />

Foersters individualpädagogischen indirekten Charaktererziehungs-Methoden<br />

werden analog auch in seiner Sozialpädagogik angewandt.<br />

Grundgedanke aller Foersterschen Selbstregierung in <strong>der</strong> Schulklasse ist,<br />

„sich mit <strong>der</strong> gewaltigen Erziehungskraft des ‚Klassengeistes‘ zu verbünden, sie sozusagen<br />

offiziell anzuerkennen - aber ihr eine verantwortliche und geordnete Organisation<br />

zu geben und sie für die Ordnung zu gewinnen dadurch, daß man ihr das<br />

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