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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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4.6.3. Probleme <strong>der</strong> Privateinrichtung: Grün<strong>der</strong>, Geldgeber,<br />

Finanzen, Erbschaft, amtliche Schließung<br />

Die Grün<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Finanziers einer Kin<strong>der</strong>republik müssen in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße zur Selbstregierung motiviert sein. Wo diese beson<strong>der</strong>e Motivation<br />

fehlt, kann es sehr schnell Probleme mit ihnen geben, was zu Einschränkungen<br />

<strong>der</strong> pädagogischen Freiheiten sowie zu massiver Einflußnahme von außen<br />

führen kann (bei Bernfeld und Papanek).<br />

Die benötigte relativ große Autonomie und Flexibilität wirklich pädagogischer<br />

Einrichtungen ist mit dem bürokratischen Instanzenzug von Behörden<br />

und Großorganisationen schwerer vereinbar als mit kleinen Ein-Mann- und<br />

Familienunternehmen.<br />

Wesentlich bei expandierenden Unternehmungen ist dann aber, daß <strong>der</strong><br />

Übergang gelingt vom anfänglichen kleinen Ein-Mann-Unternehmen, bei<br />

dem alle Fragen auf persönlicher o<strong>der</strong> familiärer Ebene anfallen und gelöst<br />

werden, hin zur auf Dauer gestellten professionell-arbeitsteiligen Institution.<br />

Aus dem persönlichen Stil des Grün<strong>der</strong>s muß eine theoretisch fundierte praktisch<br />

angebbare funktionierende Methode werden, erst dies ermöglicht Kontinuität<br />

62 . Dies hängt eng mit dem später behandelten Personal-Problem zusammen.<br />

<strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> als meist private, nicht staatlich finanzierte Einrichtungen<br />

sind neben Schulgeld, Pflegesätzen, und selbst erwirtschafteten Einnahmen<br />

angewiesen auf Spen<strong>der</strong> und Mäzene 63 . Sie bleiben finanziell sehr anfällig<br />

und verwundbar. Bleiben Spenden wegen einer Skandalgeschichte o<strong>der</strong> einer<br />

Wirtschaftsflaute <strong>aus</strong> o<strong>der</strong> bleiben zu viele Eltern (etc.) mit den Zahlungen im<br />

Rückstand, ist das kleine Unternehmen vom Konkurs bedroht 64 .<br />

62 Dies Problem ist recht alt. Schon Trotzendorfs Schule im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t fand keinen<br />

geeigneten Nachfolger für den Grün<strong>der</strong> (vgl. Kapitel 9). Auch die Probleme <strong>der</strong> George<br />

Junior Republic hängen zusammen mit ihrer Professionalisierung.<br />

63 Versuche, mit Erziehung Gewinne zu machen, sind meist gescheitert z. B. bei Pestalozzi<br />

(vgl. Liedtke 1968: 51 ff.). Erziehungseinrichtungen sind im allgemeinen eher ein Zuschußgeschäft<br />

als ein profitables Unternehmen. Der von Makarenko und von Silva erweckte<br />

Eindruck, daß ihre Einrichtungen durch den Erlös <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>arbeit finanziert<br />

werden, ist nicht glaubhaft (vgl. Kapitel 20.6.5.2. und 23.1.6.).<br />

64 Neill gründete seine Schule mit Spendenmitteln, in den ersten Jahren in England überlebte<br />

die Schule ebenfalls nur dank einer großen Spende. Neill klagte häufiger über unbezahlte<br />

Schulgebühren, die die Schule in den 50er Jahren schließlich beinahe ruiniert hätten.<br />

Neill war auch häufig sein eigener Mäzen: er investierte das Geld, das er als erfolgreicher<br />

Buchautor und Redner verdiente, in seine defizitäre Heimschule. Der große Erfolg<br />

des Summerhill-Buches rettete Summerhill vor dem unmittelbar bevorstehenden Konkurs<br />

(vgl. Kapitel 18).<br />

Auch Bemposta ist offenbar ebenfalls stets in großen Finanznöten, <strong>aus</strong> denen es einerseits<br />

mit höchst zweifelhaften (betrügerischen) Mitteln zu entkommen suchte, die ihm an<strong>der</strong>erseits<br />

die Einmischung pädagogisch höchst unfähiger Personen (geldgebende Verwandte)<br />

eintrugen.<br />

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