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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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nicht, sich als handlungs- und entscheidungsfähige Gruppe zu organisieren,<br />

läßt jeden Einzelnen jeweils das tun, wozu dieser gerade Lust hat, und bleibt<br />

freundlich, aber distanziert und unengagiert. Er versucht sogar die <strong>Wer</strong>tungen<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen untereinan<strong>der</strong> zu vermeiden und för<strong>der</strong>t so weiter die Vereinzelung<br />

und individuelle Unabhängigkeit.<br />

Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Stilen liegt nicht in <strong>der</strong> mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger großen Hilfe des Erziehers beim Basteln, in <strong>der</strong> Anzahl seiner<br />

Ratschläge und technischen Hilfen. Der Hauptunterschied liegt in <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> Entscheidungsfindung. Beim Laissez-faire-Stil entscheidet jedes Individuum<br />

allein für sich und unabhängig von allen an<strong>der</strong>en Individuen.<br />

Demokratie kann bei ganz unverbundenen Einzelpersonen nicht aufkommen,<br />

Demokratie ist immer eine Angelegenheit von kollektiven Gruppenentscheidungen<br />

und findet nur in Gruppen (im weitesten Sinne) statt.<br />

Laissez faire zwingt zur individuellen (!) Selbstverantwortung und Vereinzelung.<br />

Demokratischer Stil zwingt zur kollektiven (!) Selbstverantwortung<br />

und Gruppenbildung.<br />

4.6. Gründungsvor<strong>aus</strong>setzungen und<br />

Schließungsgründe<br />

Mir ist keine Kin<strong>der</strong>- und Jugendrepublik bekannt, die wegen interner pädagogischer<br />

Probleme mit den Jugendlichen geschlossen wurde, o<strong>der</strong> weil die<br />

Selbstregierung nicht funktionierte und fehlschlug. Die Republiken scheiterten<br />

nicht an pädagogischen Problemen 52 , auch nicht, weil die angeblich unersetzbare<br />

geniale Erzieherpersönlichkeit starb, son<strong>der</strong>n sie scheiterten politisch<br />

an verän<strong>der</strong>ten politischen Verhältnissen (Faschismus!) und inszenierten<br />

sexuell-politischen Skandalen, sowie organisatorisch, weil sie kein geeignet<br />

<strong>aus</strong>gebildetes o<strong>der</strong> befähigtes Personal fanden, o<strong>der</strong> wirtschaftlich an Geldnot<br />

o<strong>der</strong> Erbschaftsproblemen nach dem Tod des Grün<strong>der</strong>s.<br />

52 Daß die überlebenden George Junior Republics ihre Selbstregierung entwe<strong>der</strong> ganz aufgaben<br />

o<strong>der</strong> aber massiv verän<strong>der</strong>ten, ist ihrer völlig unzureichenden und unpraktikablen<br />

naiven Theorie zuzuschreiben und kaum als Scheitern des Selbstregierungskonzeptes<br />

selbst anzusehen (vgl. Kapitel 10).<br />

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