09.12.2012 Aufrufe

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gleichheit sind die mißbrauchbaren technischen Hilfsmittel wie Diskussion,<br />

Mehrheitsabstimmungen und allgemeines Stimmrecht wertlos (o<strong>der</strong> gar Instrumente<br />

des Terrors!).<br />

„Sehr überzeugend zeigt es sich, wie in einer pseudo-demokratischen Diskussion Kritik<br />

und Meinungsverschiedenheiten erlaubt sind, aber die wirklichen Ziele immer im<br />

vor<strong>aus</strong> durch die Verwaltung festgesetzt werden und die Schüler wissen, daß sie zu<br />

diskutieren haben, bis sie auf ‚das Richtige‘ stoßen.“ (Lewin 1982: 287)<br />

Demokratie braucht also die Möglichkeit, alle Themen ohne Tabus anzusprechen<br />

und frei und offen zu diskutieren.<br />

„In demokratischer Atmosphäre wird das Kind von klein auf nicht als Objekt behandelt,<br />

son<strong>der</strong>n als Person; ihm werden Erklärungen und Begründungen für die Ereignisse<br />

in seiner Umgebung, beson<strong>der</strong>s für notwendige Begrenzungen seiner Freiheit<br />

gegeben; ihm wird das Recht gegeben, sich klar zu äußern, zu fragen und seine Sicht<br />

<strong>der</strong> Dinge <strong>aus</strong>zusprechen. Ihm wird die Möglichkeit geboten, zu wählen und seine<br />

Entscheidungen zu treffen, wo immer dies vernünftigerweise möglich ist.“ (Lewin<br />

1982: 286)<br />

Vor dem Hintergrund solcher Selbstbestimmungsvorstellungen müssen auch<br />

die kurz zuvor unternommenen Führungsstilexperimente und die dabei formulierten<br />

drei Führungsstile betrachtet werden.<br />

In ihrem Aufsatz über die Führungsstil-Experimente beschreiben Lippitt<br />

und White (1977: 327 ff.) den bereits vor den Versuchen als Anweisungen<br />

entworfenen demokratischen Stil:<br />

„Soweit wie möglich sollen alle Unternehmungen Gegenstand von Gruppendiskussion<br />

und Gruppenentscheidung sein, mit aktiver Hilfe und Ermutigung durch den erwachsenen<br />

Führer. Dabei soll <strong>der</strong> Leiter zu erreichen versuchen, daß bei den Diskussionen<br />

die Tätigkeiten und die einzelnen Schritte zum Ziel erklärt werden. Wann immer<br />

er um technische Ratschläge gebeten wird, soll er möglichst zwei o<strong>der</strong> mehr verschiedene<br />

Arten des Vorgehens vorschlagen, <strong>aus</strong> denen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>aus</strong>wählen<br />

können. Je<strong>der</strong> kann, mit wem er will, zusammenarbeiten, und die Verteilung <strong>der</strong> Verantwortung<br />

bleibt <strong>der</strong> Gruppe überlassen.“<br />

Der Erzieher macht hier also keine inhaltlichen Vorgaben, sorgt aber dafür,<br />

daß die Jugendlichen sich als Gruppe organisieren, daß sie sich in Diskussionen<br />

über gemeinsame Aktionen und Probleme (irgend-) eine gemeinsame<br />

Meinung bilden, daß sie (irgend-) einen Beschluß fassen o<strong>der</strong> auch bewußt<br />

ablehnen. Der Erzieher provoziert bewußt das selbständige Handeln (und<br />

auch das Handlungsfähig-werden) als Gruppe, indem er dafür sorgt, daß sie<br />

beraten und entscheiden. Die Inhalte <strong>der</strong> Entscheidung selbst, also was o<strong>der</strong><br />

wie sie entscheiden, ist dabei Sache <strong>der</strong> Jugendlichen. Die Gruppe selbst ist<br />

für ihr Vorgehen und die Ergebnisse verantwortlich.<br />

Beim Laissez-faire-Stil dagegen ergreift <strong>der</strong> Erzieher keinerlei Initiative,<br />

gibt keine Anregungen, macht keine Vorschläge, hilft den Jugendlichen<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!