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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Der Pädagoge muß hier den Jugendlichen zu einem Kosten-Nutzen-<br />

Vergleich bei seinen Handlungen bewegen und zuvor die Umwelt so organisieren,<br />

daß die Kalkulation zum richtigen Ergebnis führt.<br />

Dieses Denken liegt übrigens weitgehend den Strafgesetzen <strong>der</strong> Staaten zugrunde<br />

und dürfte je<strong>der</strong>mann bekannt sein, es bedarf daher keiner weiteren<br />

Erklärung.<br />

Auch die amerikanischen Junior Republics verfuhren so. Durch Fleiß, Ehrlichkeit,<br />

Ordnung und Sparsamkeit konnte man in diesem System Geld und<br />

soziales Ansehen gewinnen, während an<strong>der</strong>e arm und verachtet blieben und<br />

ins Gefängnis kamen. Selbstregierung bedeutete hier, daß die von Erwachsenen<br />

sinnvoll vorkonstruierte 50 ökonomische und politische Sanktionsmaschine<br />

(Gesetz, Polizei, Gericht, Zwangsarbeit, Gefängnis- und Geldstrafe, ökonomischer<br />

und sozialer Erfolg) <strong>aus</strong>schließlich und möglichst routiniert und<br />

reibungslos von Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Jugendlichen bedient, aber kaum verän<strong>der</strong>t<br />

wird. Die Erwachsenen geben die (ideale) soziale Maschinerie weitestgehend<br />

vor und greifen dann in ihre Bedienung nicht mehr ein, son<strong>der</strong>n sichern lediglich<br />

das Laissez-faire-System nach außen ab. Da diese Gesellschaft so<br />

klein und überschaubar ist, daß kaum ein Fehlverhalten unbemerkt und ohne<br />

deutlich zuordenbare Wirkung bleibt, und da diese Gesellschaft außerdem so<br />

relativ wi<strong>der</strong>spruchsfrei konstruiert ist, daß alle Einflußfaktoren gleichsinnig<br />

und nicht gegeneinan<strong>der</strong> wirken (sozialer Druck, soziales Ansehen, sozialer<br />

Erfolg, wirtschaftlicher Erfolg, politischer Erfolg), wird man in dieser Gesellschaft<br />

leicht <strong>aus</strong> eigener Erfahrung durch Versuch und Irrtum die Vorteile des<br />

richtigen Verhaltens her<strong>aus</strong>finden und sich ihnen anpassen.<br />

4.5. Exkurs: Erziehungsstile<br />

<strong>Wer</strong> Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen wichtige Entscheidungen selbst überläßt, gerät<br />

leicht in Ruf, Laissez-faire-Erziehung zu betreiben. Er gerät in Verdacht,<br />

auf erzieherische Beeinflussung von vornherein zu verzichten und die Jugend<br />

sich selbst zu überlassen, weil er an ihrem Wohlergehen uninteressiert sei.<br />

In <strong>der</strong> Diskussion um antiautoritäre Erziehung und Selbstregulierung<br />

tauchte dieser Vorwurf häufig auf.<br />

50 Bei George wird zunächst die (naiverweise als natürlich und also bestmöglich vorgestellte)<br />

tatsächliche Staats- und Wirtschaftsform des eigenen Landes exakt kopiert.<br />

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