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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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son<strong>der</strong>n darauf, daß überhaupt irgendwelche alternative Handlungs- und Entscheidungsalternativen<br />

erkennbar sind, damit überhaupt Gruppenmeinungen<br />

und Gruppenentscheidungen entstehen und verwirklicht werden, und daß die<br />

positiven und negativen Folgen von Entscheidungen deutlich wahrgenommen<br />

werden (Erfahrungslernen, demokratischer Erziehungsstil).<br />

Erziehung zielt hier nicht auf Unterdrückung von Bedürfnissen, son<strong>der</strong>n auf<br />

Unterstützung und Hilfe zur Bedürfnisbefriedigung in sozial akzeptablen<br />

Formen bzw. Methoden.<br />

Umerziehung von Delinquenten zielt daher auf Einsicht in die Unangemessenheit<br />

<strong>der</strong> bisherigen Methode und die Vermittlung <strong>der</strong> Fähigkeit zur Anwendung<br />

einer besseren, erfolgreicheren, Ärger und Probleme vermeidenden,<br />

sozial akzeptablen Bedürfnisbefriedigungsmethode. Zwang, Strafe und Gehorsam<br />

spielen hier kaum eine Rolle.<br />

Diese dem Menschen und seinen Antrieben grundsätzlich vertrauende Haltung<br />

findet sich vor allem bei den psychoanalytisch orientierten Pädagogen,<br />

wie Lane, Wills, Neill und Bernfeld. Bei Löwenstein kann man sie<br />

- rückschließend - zweifellos unterstellen. Auf <strong>der</strong> Darstellung dieser psychoanalytischen<br />

Richtung <strong>der</strong> Selbstregierung liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt dieser<br />

Arbeit.<br />

Der Begriff des von Natur <strong>aus</strong> guten Menschen ist extrem mißverständlich<br />

und wird häufig mißverstanden.<br />

Aus <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> natürlich guten Antriebe darf (meiner Meinung nach<br />

- ähnlich auch Hemmings 1972: 66 f.) nicht (!) gefolgert werden, daß sich<br />

dieser Mensch auch automatisch in den Grenzen einer bestimmten Moral und<br />

/ o<strong>der</strong> Legalität halten wird.<br />

Gesetze und Moral sind keineswegs natürlich, son<strong>der</strong>n von Menschen<br />

nachträglich gemacht, sie variieren von Kultur zu Kultur, von Land zu Land,<br />

von Jahrhun<strong>der</strong>t zu Jahrhun<strong>der</strong>t. Ihre Befolgung kann darum nicht natürlich<br />

angeboren sein, son<strong>der</strong>n muß erlernt werden.<br />

Von Natur <strong>aus</strong> gut kann sich nur beziehen auf die von Natur <strong>aus</strong> vorgegebenen,<br />

(also angeborenen) Antriebe, auf die natürliche Trieb<strong>aus</strong>stattung, und<br />

nicht auf die durch Erfahrung, Erziehung, Kultur etc. geformten Handlungen<br />

des Menschen.<br />

Die angeborenen Bedürfnisse und Triebe sind zunächst we<strong>der</strong> moralisch<br />

noch unmoralisch, son<strong>der</strong>n als Naturtatsachen vorgegeben und also moralisch<br />

neutral, amoralisch, also we<strong>der</strong> gut noch schlecht. Als Naturtatsachen bestehen<br />

sie bereits vor je<strong>der</strong> moralischen kulturellen <strong>Wer</strong>tung.<br />

Sinnvoll moralisch bewertet werden können nur bewußt und willkürlich<br />

steuerbare Handlungen des Menschen, d. h. die sozial richtig erlernten<br />

(moralischen, legalen) o<strong>der</strong> die fehlerhaft erlernten (unmoralischen, illegalen)<br />

Äußerungsformen <strong>der</strong> natürlichen Motive. Das Motiv (Besitz, Sexualität<br />

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