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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Ob eine solche freie Atmosphäre herrscht o<strong>der</strong> herrschen soll, hängt offensichtlich<br />

vom Erziehungskonzept <strong>der</strong> Erzieher ab. Wo diese Atmosphäre<br />

herrschen soll als Vor<strong>aus</strong>setzung und Grundbedingung echter Selbstregierung,<br />

dort ist es Aufgabe <strong>der</strong> Erzieher (und nicht <strong>der</strong> Selbstregierung!), für die<br />

Entstehung und Erhaltung dieser Atmosphäre zu sorgen. Sofern die Erzieher<br />

an<strong>der</strong>e Ziele haben, werden sie für entsprechend an<strong>der</strong>e Vor<strong>aus</strong>setzungen zu<br />

sorgen haben.<br />

Die unterschiedlichen Erziehungskonzepte und Erziehungsziele hängen eng<br />

mit umfassenden Weltbil<strong>der</strong>n und Menschenbil<strong>der</strong>n zusammen, sie sind mehr<br />

als zufällige persönliche Meinungen über Erziehung. Die Zuordnung bestimmter<br />

Selbstregierungskonzepte zu bestimmten Welt- und Menschenbil<strong>der</strong>n<br />

stößt aber auf Schwierigkeiten.<br />

Die theoretischen Konzeptionen werden nur selten beschrieben, und dann<br />

noch in mehrdeutigen Begriffen. Aus <strong>der</strong> bei allen recht ähnlichen beobachtbaren<br />

Praxis o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beschreibung solcher Praxis lassen sich ebenfalls<br />

schwerlich Konzepte ablesen. Die Offenheit o<strong>der</strong> Normativität <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

kann man zwar ahnen und spüren, aber schwer belegen und beschreiben.<br />

Auch in den ideologisch-weltanschaulichen Hauptströmungen Christentum<br />

und Materialismus sowie kapitalistischer Liberalismus und Sozialismus treten<br />

jeweils mehrere Selbstregierungskonzepte auf 45 .<br />

Noch fehlt ein Unterscheidungskriterium, das die unterschiedliche Sichtweisen<br />

von Selbstregierung pl<strong>aus</strong>ibel erklärt.<br />

Wie die Reformpädagogen allgemein, so gehen auch die Vertreter aller<br />

Selbstregierungsauffassungen letztlich von den natürlichen Antrieben des<br />

Menschen <strong>aus</strong>, sie betrachten und beurteilen diese Antriebe nur grundverschieden.<br />

Selbst Foerster, dem es um die Unterdrückung <strong>der</strong> Antriebe geht,<br />

stützt sich nicht auf plumpe Gewalt, son<strong>der</strong>n auf ebendiese Antriebe, <strong>der</strong>en<br />

eine Hälfte er gegen die an<strong>der</strong>e zu führen gedenkt.<br />

Meiner Meinung nach läßt sich in den (sehr wenigen!) theoretischen Erörterungen<br />

dieser Unterschied fassen als die unterschiedliche Grundauffassung<br />

vom Wesen des Menschen. Die Auffassung vom Wesen des Menschen determiniert<br />

dann die Auffassung von Selbstregierung und auch die Position im<br />

Streit um autoritative und antiautoritäre Pädagogik.<br />

Die folgenden Ausführungen sind lediglich mein Interpretationsvorschlag.<br />

Die dargestellten Zusammenhänge stützen sich auf sehr wenig Datenmaterial,<br />

und es soll keineswegs eine starre Determination behauptet werden.<br />

45 George, Foerster und Wills sind überzeugte Christen, und Löwenstein und Makarenko<br />

sind beide materialistische Sozialisten und Marxisten. Trotzdem vertreten sie grundverschiedene<br />

Konzepte <strong>der</strong> Selbstverwaltung / Selbstregierung.<br />

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