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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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10. Der Bürger liebt seine Mitbürger wie Brü<strong>der</strong>.<br />

11. Der Bürger ist streng mit sich selbst.“ (deutsch abgedruckt bei Möbius 1981: 107<br />

f. und Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 46 f.)<br />

Mit den Zwanzig Thesen, stellte sich <strong>der</strong> Zirkus während <strong>der</strong> Südamerikatournee<br />

1977/78 bei Behörden und an<strong>der</strong>en potentiellen Unterstützern vor.<br />

„Diese zwanzig Grundsätze bilden nicht nur ideologisch das Kernstück Bempostas,<br />

sie sind auch ein gutes Beispiel <strong>der</strong> Beschaffenheit bempostanischer Ideologie: radikal,<br />

schlagwortartig, eher wirr, häufig sogar gegensätzlich.“ (Poschkamp u. Schny<strong>der</strong><br />

1985: 58)<br />

Die wichtigsten <strong>der</strong> ‚Zwanzig Thesen‘ lauten:<br />

„1. Zuoberst in <strong>der</strong> sozialen Pyramide steht das Kind als wichtigste Person.<br />

2. Das Kind muß bewun<strong>der</strong>t werden, es darf nicht bevormundet, bemitleidet, o<strong>der</strong><br />

barmherzig geschützt werden.<br />

3. Kind sein bedeutet automatisch uneingeschränkter Besitzer <strong>der</strong> Welt zu sein. Alles,<br />

was es auf Erden gibt, gehört laut einem Naturalrecht dem Kinde.“<br />

„7. Wenn ein Kind hungert, obdachlos ist o<strong>der</strong> keine Schule vorhanden ist, wo es<br />

hingehen kann, so hat ihm jemand sein zustehendes Erbe entrissen.<br />

8. Ein Kind, das von diesen ihm zustehenden Rechten Gebrauch macht, muß sich<br />

dafür bei niemandem bedanken.<br />

9. Eltern und jegliche Institutionen, die sich mit <strong>der</strong> Jugend befassen, geben dem<br />

Kinde nur das zurück, was ihm die Gesellschaft gestohlen hat.<br />

10. Denn die Gesellschaft schuldet dem Kinde eine Wie<strong>der</strong>gutmachung.<br />

11. Alle Kin<strong>der</strong> werden unbefleckt <strong>aus</strong> dem Herzen Gottes und dem Schoße ihrer<br />

Mutter geboren.“ (deutsch abgedruckt bei Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 57 f.)<br />

Die Ideologie Bempostas baut logisch konsequent auf <strong>der</strong> Vorstellung einer<br />

besseren Jugendwelt auf, die die bestehende abgrundschlechte Erwachsenenwelt<br />

dadurch erlösen soll, daß sie die bisherige Weltordnung revolutionär<br />

genau auf den Kopf stellt. Bemposta ist - per Definition und ohne weitere<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Realität - genau diese ideale Gegenwelt, die positive Umkehrung<br />

<strong>der</strong> Verhältnisse <strong>der</strong> brutalen Außenwelt.<br />

Bemposta ist eine theoretische Kopfgeburt, die vorgibt (und überall behauptet),<br />

real zu sein, in <strong>der</strong> Wirklichkeit tatsächlich genau so zu existieren,<br />

wie sie theoretisch-ideologisch <strong>aus</strong>gedacht wurde.<br />

„<strong>Wer</strong> aber glaubt, die Gemeinschaft existiere nicht, nimmt nicht an ihr teil, <strong>aus</strong> Egoismus<br />

und unedler Gesinnung.“ (Pater Silva, zitiert bei Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985:<br />

61)<br />

Kin<strong>der</strong> sind in dieser Ideologie rein und unbefleckt und wohl deshalb den<br />

Erwachsenen nicht gleichberechtigt, son<strong>der</strong>n ihnen übergeordnet: Alles ist<br />

Eigentum <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die Erwachsenengesellschaft hat es den Kin<strong>der</strong>n lediglich<br />

gestohlen und muß es ihnen zurückgeben, wobei Institutionen wie Bemposta<br />

genau diese Rückgabe des gestohlenen Eigentums besorgen.<br />

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