Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Als wesentliche Punkte zur Geschichte Bempostas bleibt also festzuhalten:
Acht Jahre nach Geländekauf und Bebauungsplanung 1958 begann 1966
mit der Anerkennung des Vereins, der Besetzung wichtiger Posten durch Jugendliche
und der Premiere des Kinderzirkus eine kurze Blütezeit bis etwa
zum Anfang der 70er Jahre 658 , in der sämtliche Gebäude entstanden sowie
die Schule Celanova übernommen wurde. In der Zeit von 1968 bis 1972
funktionierte eine teilweise Selbstregierung durch bereits erwachsene (!)
Jungen. Hierzu gibt es aber keine detaillierten Auskünfte.
Anfang der 1970er Jahre begann dann die Niedergangsphase, etwa auf der
Grenze steht die Deutschlandtournee 1972 mit dem nachfolgenden Möbius-
Buch. Ab 1973 bestand die Regierung aus nicht durchsetzungsfähigen nachgerückten
Jüngeren. 1975 brachte den Tod Francos, die Abschaffung der Erzieher
für Ältere und den Verlust Celanovas, und 1978 wurden Löhne und
Währung abgeschafft.
Seit Ende der Franco-Diktatur lebt Bemposta offenbar von der Substanz
und wurde zum Familienunternehmen der Familie Silva. Mündlichen Informationen
zufolge hält der Niedergang bis in die Gegenwart weiter an, wobei
der Verkauf von Gebäuden begonnen haben soll.
23.3. Selbstregierungs- und Wirtschaftssystem
23.3.1. Die Selbstdarstellung Bempostas
Folgt man der offiziellen Darstellung, so scheint die Jugend-Selbstregierung
Bempostas eine der radikalsten und bestfunktionierenden überhaupt zu sein:
allein die Vollversammlung entscheidet über Entlassungen und Einstellungen
bzw. Aufnahme eines jedes Arbeiters, Lehrers und Werkstattleiters, eines jedes
Kindes und Jugendlichen. Sogar die Mitarbeiter des ehrenamtlichen Beraterstabes
Pater Silvas müssen das Vertrauen der Jungen besitzen (Möbius
1981: 74, 86, 122).
Freiwilliger Entschluß und Genehmigung der Eltern sind die einzige Aufnahmebedingungen
für die 4 - 15jährig eintretenden Jugendlichen. Sie können
die Stadt ebenso frei wieder verlassen (Möbius 1981: 120).
„Die Regierung genießt absolute Autorität. Ihre Beschlüsse und Anordnungen sind
bindend für alle. Weder Lehrer noch Meister in den Werkstätten, nicht einmal Padre
658 Dies ist (vielleicht nicht ganz zufällig?) etwa die Zeit der Studentenbewegung.
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