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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Am 17.7.1968 wurde Bemposta staatlich anerkannt als gemischte Wohlfahrtsorganisation<br />

(d. h. schulische, geistige und materielle Betreuung).<br />

Auf Vorschlag des Erziehungsministers Palasi (mit dem Silva befreundet<br />

war und <strong>der</strong> Bemposta oft besuchte) erklärt Diktator Franco am 16.8.1969,<br />

die Bauvorhaben Bempostas seien von sozialem Interesse (Poschkamp u.<br />

Schny<strong>der</strong> 1985: 48). Dies bewirkte Steuervergünstigung und - wie<strong>der</strong> durch<br />

Vermittlung des Erziehungsministers - die Gewährung eines zuvor abgelehnten<br />

staatlichen Baukredits von 120 Mio. Pesetas, von denen aber wegen<br />

fehlen<strong>der</strong> Bauprojekte nur 20 Mio. faktisch <strong>aus</strong>gezahlt wurden, und zwar für<br />

die nochmals fakturierten Chalets (Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 50).<br />

Der spanische Informations- und Tourismusminister Iribarne Fraga, <strong>der</strong><br />

mächtigste Mann nach Franco, ermöglichte Anfang <strong>der</strong> siebziger Jahre einen<br />

Kredit für den Bau des (nie ganz fertiggestellten) Hotels. Die davon<br />

auch planlos gekauften Großbäckerei-Maschinen konnten nicht <strong>aus</strong>gelastet<br />

werden und wurden bald stillgelegt. Zu dieser Zeit wurden auch die bislang<br />

letzten Gebäude gebaut, mit billigen Mitteln: Maurerlehrlinge <strong>der</strong> in Bemposta<br />

stattfindenden staatlichen PPO-Berufsbildungskurse übten unter Anleitung<br />

ihrer Lehrmeister an Bemposta-Gebäuden. Daneben arbeiteten 3 - 4<br />

angestellte Maurer, die von billigen Hilfsarbeitern und Muchachos unterstützt<br />

wurden. Schließlich baute die Stadt Orense (unter dem mit Silva befreundeten<br />

Bürgermeister Ramon) die Straßen Bempostas.<br />

Im Frühjahr 1972 unternahm <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zirkus eine zehnwöchige<br />

Deutschlandtournee (Hamburg Berlin Düsseldorf), welche von Eberhard<br />

Möbius vom Hamburger Theater für Kin<strong>der</strong> organisiert und begleitet wurde.<br />

Im Juli 1972 reisten Möbius und seine Frau für 4 Wochen nach Bemposta<br />

und allen Nebenstellen, um das 1973 erschienene Bemposta-Buch zu schreiben.<br />

1968 - 1972 bestand eine teilweise Selbstregierung durch Gruppen erwachsener<br />

Muchachos, die erst als Jugendliche nach Bemposta gekommen<br />

waren, zusammen mit Pater Silva. An <strong>der</strong> Wende von den 60er zu den 70er<br />

Jahren begann diese Führungsspitze sich aufzulösen: ihre inzwischen 20 -<br />

25jährigen Mitglie<strong>der</strong> suchten nach längerfristigen individuellen Lebensperspektiven,<br />

Bemposta konnte aber nur die Rolle des christlich-revolutionären<br />

Märtyrers bieten, <strong>der</strong> ohne Einkommen unter miserablen Bedingungen unter<br />

<strong>der</strong> geistigen Führung des Paters lebt. Jedes Aussteigen dar<strong>aus</strong> wertete Silva<br />

als Verrat. In die freiwerdenden Vorstandsstellen des Trägervereins setzte er<br />

Familienmitglie<strong>der</strong> (sein Bru<strong>der</strong> Pocholo wurde Vizepräsident) o<strong>der</strong> ihm auf<br />

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