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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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des hohen <strong>Wer</strong>tes <strong>der</strong> Anlagen die Schwelle zum Bankrott noch nicht erreicht<br />

habe.<br />

Wenn Spendenbitten vergeblich waren, Erbschaften <strong>aus</strong>blieben und dem<br />

Pater das Wasser bis zum Hals stand, sprangen seine Geschwister finanziell<br />

ein. Bemposta wurde so im Laufe <strong>der</strong> Zeit eine Art von Familienunternehmen<br />

<strong>der</strong> Familie Silva, die inzwischen das Familienvermögen in Bemposta investiert<br />

hat und auch alle Schlüsselpositionen besetzt hält. Sie haben offenbar<br />

kein gemeinsames Erziehungskonzept, und nur dem Pater selbst scheint die<br />

Kin<strong>der</strong>republik als solche am Herzen zu liegen.<br />

Im Trägerverein ist <strong>der</strong> Pater Vorsitzen<strong>der</strong>, sein Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Rechtsanwalt<br />

Pocholo 648 sein Stellvertreter und für wirtschaftliche Fragen zuständig. Dessen<br />

Ehefrau Alzira ist Lehrerin in Bemposta. Mutter Silva (Doña Maria Mendez<br />

Feijoo) war bis zu ihrem Tod 1982 die Kassiererin, <strong>der</strong> Vater starb schon<br />

vor <strong>der</strong> Gründung Bempostas. Die Schwester Maria Clara Jensen ist Direktorin<br />

<strong>der</strong> Schule Bempostas, kümmert sich aber mehr um ihre private Sprachschule<br />

und ist selten in Bemposta. Ihr Ehemann Magnus Jensen leitete die<br />

Druckerei Bempostas, solange sie die Druckerei Bempostas war. Lediglich<br />

die jüngste Schwester Marisol ist nicht in Bemposta beschäftigt: Sie war einmal<br />

dort Lehrerin, wurde aber auf Druck <strong>der</strong> (für wenige Jahre funktionierenden)<br />

Regierung Bempostas schließlich vom Pater entlassen und durch Alzira<br />

ersetzt.<br />

Einige <strong>der</strong> zahlreichen Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Silva-Geschwister besuchten die Schule<br />

Bempostas als Externschüler, nur wenige hatten mit Bemposta näher zu tun.<br />

Eine wesentliche Rolle spielte nur Pocholos ältester Sohn Joaco, <strong>der</strong> bedeutende<br />

Ämter in Bemposta innehatte und von <strong>der</strong> Familie wohl als Nachfolger<br />

des Paters vorgesehen war.<br />

In <strong>der</strong> offiziellen Darstellung Bempostas verdienen die Kin<strong>der</strong> selbst mit<br />

Hilfe ihrer bestens florierenden Staatsindustrie den größten Teil des Geldes.<br />

„Es sind nicht nur 50 Arbeiter und Angestellte und rund 50 Lehrer zu bezahlen, son<strong>der</strong>n<br />

die Schüler bekommen ebenfalls Gehälter.“ ... „Abgesehen von privaten Spenden,<br />

die vermutlich von Zeit zu Zeit beson<strong>der</strong>e Engpässe überwinden helfen, muß die<br />

gesamte H<strong>aus</strong>haltssumme erwirtschaftet werden 649 . Die geringen staatlichen Unterstützungen<br />

(nur in Celanova!) spielen praktisch keine Rolle.“ (Möbius 1981: 68 f.)<br />

648 Der ältere Bru<strong>der</strong> des Paters, José Manuel Silva, allgemein Pocholo genannt, ist Rechtsanwalt<br />

und Versicherungsagent, führt eine Kanzlei mit 6 Angestellten und ist in Bemposta<br />

insbeson<strong>der</strong>e für wirtschaftliche Fragen zuständig.<br />

649 „Nach neuesten Informationen werden zur Zeit jährlich 2,1 Millionen D-Mark benötigt,<br />

um den H<strong>aus</strong>halt <strong>der</strong> Ciudad und ihrer Nebenstellen abzudecken.“ [Originalfußnote bei<br />

Möbius 1973: 69]<br />

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