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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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23.1.6. Finanzierung und Wirtschaftsführung<br />

Zahlen und Fakten werden von den Silva-Brü<strong>der</strong>n streng gehütet und sind<br />

darum unbekannt. Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> (1985) berichteten jedoch glaubhaft<br />

von einer abenteuerlichen Wirtschaftsführung.<br />

Geldmangel ist in Bemposta offenbar chronisch. Der zur staatlichen Anerkennung<br />

des Trägervereins 1966 erstellte Finanzplan sah vor, daß 5 / 6 <strong>der</strong><br />

jährlichen Gesamtkosten von 1,5 Mio. Pesetas durch nicht weiter spezifizierte<br />

Beiträge, Spenden, Subventionen, Erbschaften und Kredite hereinkommen<br />

sollten (Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 47). Dies scheint mißlungen zu sein.<br />

Die <strong>Wer</strong>kstätten warfen offenbar kaum Gewinne ab, die einzig produktiven<br />

Arbeiter dort waren die erwachsenen Angestellten. Die Jugendlichen verrichteten<br />

eher unlustig und gelangweilt Handlangerdienste.<br />

Die unkontrollierte Machtkonzentration bei wenigen Personen, die über die<br />

Geldverwendung keine öffentliche Rechenschaft ablegen mußten, machte<br />

während <strong>der</strong> Franco-Diktatur eine Finanzierung mit Hilfe persönlicher<br />

Freundschaften des Paters zu mächtigen Männern möglich. Obwohl Pater Silva<br />

sicher kein Faschist war o<strong>der</strong> ist, unterhielt er gute Beziehungen zu den<br />

bedeutenden Männern <strong>der</strong> Franco-Diktatur. Der Informations- und Tourismusminister<br />

Iribarne Fraga war ein guter Freund Bempostas und besuchte oft<br />

die Vollversammlung. Ein weiterer Freund Silvas war <strong>der</strong> Erziehungsminister<br />

José Luis Villar Palasi, <strong>der</strong> Bemposta ebenfalls häufig besuchte. Sie sorgten<br />

für Steuererleichterungen, den Kredit für das Hotel und halfen 1969 dem Zirkus<br />

in Frankreich. Ein hoher Funktionär <strong>der</strong> Elektrizitätsgesellschaft<br />

FENOSA war mit Silva befreundet: Bemposta brauchte seine Stromrechnungen<br />

nicht zu bezahlen, dafür zahlten Autos des E-<strong>Wer</strong>ks an <strong>der</strong> Tankstelle<br />

ebenfalls nicht. Die Tankstelle Bempostas wurde von <strong>der</strong> staatlichen Ölgesellschaft<br />

CAMPAS finanziert, die Straße Bempostas von <strong>der</strong> Stadt Orense<br />

gebaut, mit <strong>der</strong>en Bürgermeister Ramon Pater Silva ebenfalls befreundet war.<br />

Praktisch alle Gebäude wurden 1967 <strong>aus</strong> den Gel<strong>der</strong>n des staatlichen Entwicklungsplans<br />

und dem 1968 gewährten staatlichen Baukredit sowie auch<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> staatlichen Maurer<strong>aus</strong>bildungskurse Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre erstellt.<br />

Seitdem wurde kaum mehr gebaut.<br />

Es gab keine solide und langfristige Planung in Bemposta. Ein Finanzloch<br />

wurde gestopft, indem ein an<strong>der</strong>es aufgerissen wurde. Mit <strong>Wer</strong>kstattgewinnen<br />

etwa wurde etwas an<strong>der</strong>es bezahlt, unbezahlte Materialrechnungen führten<br />

zum Lieferstopp, und die <strong>Wer</strong>kstätten lagen wie<strong>der</strong> einmal still.<br />

Die Zirkus-Gewinne „wurden in erster Linie durch Mißwirtschaft aufgebraucht“<br />

(Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 53), so daß <strong>der</strong> Zirkus sich wohl<br />

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