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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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22.11. Israel<br />

Bedingt durch die Pioniersituation und die notwendige Aufbauarbeit <strong>der</strong> jüdischen<br />

Siedler war Selbsttätigkeit <strong>der</strong> Jugendlichen in Palästina nicht nur reformpädagogisches<br />

Ideal, son<strong>der</strong>n zugleich auch wirtschaftliche Notwendigkeit.<br />

Insofern war die Situation <strong>der</strong> Nachkriegszeit in Europa ähnlich. Dies<br />

erklärt die große Bedeutung von Selbsttätigkeit und Arbeitserziehung in <strong>der</strong><br />

israelischen Pädagogik. Der Arbeitsbeitrag <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen war<br />

auch zum Unterhalt <strong>der</strong> Gemeinschaft wichtig. Dem entspricht eine starke<br />

<strong>Wer</strong>tschätzung praktischer, produktiver, physischer Arbeit und ein hohes Arbeitsethos.<br />

Hinzukommt das Ziel, eine neue und gerechte Gesellschaft aufzubauen,<br />

in Gemeinschaft zusammenzuleben. Zusammen mit <strong>der</strong> Jugendeinwan<strong>der</strong>ung<br />

(Jugendalijah, youth aliyah) waren dies gute Vor<strong>aus</strong>setzungen für<br />

die Entstehung von <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> 627 . Speziell interessant 628 ist dabei<br />

das bedeutendste Kin<strong>der</strong>- und Jugenddorf Israels Ben Shemen.<br />

22.11.1. Lehmann in Ben Shemen<br />

Das Kin<strong>der</strong>- und Jugenddorf Ben Shemen (auch Benschemen o<strong>der</strong> Ben<br />

Schemen) bei Lydda wurde von seinem Grün<strong>der</strong> Siegfried Lehmann schon<br />

1930 <strong>aus</strong>drücklich als „Kin<strong>der</strong>republik“ bezeichnet und auch beschrieben<br />

(Lehmann 1930). Damals lebten in Ben Shemen 170 3 - 18jährige Waisen<br />

Lehmann war offenbar psychoanalytisch orientiert und setzte in seiner Erziehung<br />

<strong>aus</strong>drücklich auf Liebe, Freiheit, Selbstbestimmungsrecht und allmähliche<br />

Selbstorganisation <strong>der</strong> Jugend sowie auf Gewaltfreiheit und Geduld.<br />

Seine Pädagogik ist <strong>der</strong> von Lane und Wills offenbar eng verwandt.<br />

Ben Shemen war 1926 in drei Altersgruppen unterteilt: Für die 3 -<br />

8jährigen bestanden zwei Familiengruppen mit eigenen Wohnungen.<br />

Die 9 - 14jährigen lebten zu je 25 in Kin<strong>der</strong>gemeinschaften jeweils mit einer<br />

H<strong>aus</strong>mutter und einem Erzieher in einem eigenen H<strong>aus</strong>. Höchste Instanz<br />

war hier die Vollversammlung (Schulgemeinde), in <strong>der</strong> sämtliche Probleme<br />

627 Siehe zu Ben Shemen insbeson<strong>der</strong>e Bentwich (1959) und Lehmann (1926, 1989), auch<br />

Blochmann (1960), Zielinski (1950: 78 f.) und den Artikel <strong>der</strong> Encyclopaedia Judaica.<br />

Zur Vorgeschichte im Kin<strong>der</strong>h<strong>aus</strong> in Kowno / Litauen auch Lehmann (1930).<br />

628 Liegle (1985) erwähnt eine Vielzahl weiterer interessanter Einrichtungen, und Liegle<br />

(1988: 243 - 247) erwähnt die Heimschulgründung durch den an Bernfeld, Wyneken und<br />

Geheeb orientierten engagierten Pädagogen Idelsohn, die aber bald scheiterte. Idelsohn<br />

arbeitete dann in Kin<strong>der</strong>gemeinschaften in Beth Alpha.<br />

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