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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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manche Begriffe und Wendungen erscheinen erschreckend autoritär 622 und<br />

an Foerster erinnernd (den er auch mehrfach zitiert und <strong>der</strong> damals <strong>der</strong> anerkannte<br />

wissenschaftliche Fachmann auf dem Gebiet pädagogischer Selbstverwaltung<br />

war). Zielinskis Fühlen und Handeln dagegen waren ganz deutlich<br />

demokratisch, partnerschaftlich und vertrauensvoll. Ohne es zu wissen,<br />

erfand er offenbar einige Konzepte <strong>der</strong> (ihm eindeutig unbekannten) britischen<br />

Selbstregierungs-Praktiker erneut, wenn auch nicht in <strong>der</strong>en theoretischer<br />

Klarheit.<br />

Zielinski betonte zu Recht, daß ohne einen Beitrag <strong>der</strong> Erzieher zur Selbstverwaltung<br />

diese kaum existieren könnte, formuliert das jedoch eher zweideutig<br />

als Lenkung und Zügel in <strong>der</strong> Hand behalten:<br />

„Sie bedarf immer des Antriebs und einer klaren Lenkung durch den erwachsenen<br />

Erzieher. Wie <strong>der</strong> Erzieher dieses Instrument handhabt, das wird entscheidend für den<br />

<strong>Wer</strong>t o<strong>der</strong> Unwert des Erziehungsmittels. Auf keinen Fall dürfen die Zügel <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Hand gegeben werden, d. h.: die Jugendlichen dürfen nicht völlig sich selbst überlassen<br />

werden.“ (Zielinski 1950: 99) ... „Und die Selbstverwaltung wäre kein Erziehungsmittel,<br />

son<strong>der</strong>n ein Politikum, wenn <strong>der</strong> Erzieher sie den Jugendlichen überliesse<br />

ohne die Möglichkeit seiner eigenen Einschaltung in wesentlichen Punkten.“<br />

(Zielinski 1950: 99 f.)<br />

Zielinski (1950: 119) näherte sich (ohne dies zu wissen) W. D. Wills Konzept<br />

<strong>der</strong> geteilten Verantwortung an, als er betonte, daß folgende Aufgabenbereiche<br />

in <strong>der</strong> Verantwortung des Heimleiters verbleiben müssen:<br />

– Erziehung: Heilpädagogik, Unterricht, Vormundschaftsfragen, Erziehungsberichte,<br />

Gutachten, aber auch Leitung sämtliche Erziehungsmaßnahmen<br />

einschließlich <strong>der</strong> Strafen,<br />

– Verwaltung, Finanzen, Wirtschaft: (Belegung des Heims, Gebäudeunterhaltung,<br />

Ausstattung, Behördenkontakte, Schriftverkehr, Ernährung, Bekleidung,<br />

Hygiene und Gesundheit, Fahrzeugpark, Finanzen, Anlagen und<br />

<strong>Wer</strong>kstätten, Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen, Kostenfragen, H<strong>aus</strong>haltsplan,<br />

Buch- und Kassenführung, Versicherungen),<br />

– Vertretung des Heims nach außen und Veröffentlichung:<br />

(Fachverbandsmitgliedschaften des Heims, Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen, Archiv).<br />

In <strong>der</strong> Selbstverwaltung sah er einerseits eine gewisse technische Entlastung<br />

<strong>der</strong> Erwachsenen: Die Disziplin wird zur Angelegenheit <strong>der</strong> Jugendlichen, diverse<br />

Aufgaben werden an sie übergeben, dann aber oft zunächst weniger effizient<br />

erledigt. An<strong>der</strong>erseits entstehen so auch mehr Konflikte, größere<br />

622 So müssen z. B. die Äußerung im Erziehungsplan, die Jugendlichen müssten durch<br />

„äußere Disziplinierung“ äußerlich „zu Menschen gemacht werden“ (!) und auch einige<br />

Äußerungen über einen „Anlagefaktor“ bei <strong>der</strong> Verwahrlosung heute befremden.<br />

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