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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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22.6.2. Die Jungenstadt Buchhof<br />

22.6.2.1. Die Entstehung <strong>der</strong> ‚Jungenstadt Buchhof ‘ und ihrer<br />

Selbstverwaltung<br />

Die Jungenstadt Buchhof am Starnberger See war meines Wissens die einzige<br />

Kin<strong>der</strong>republik in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. Einzige Informationsquelle<br />

darüber ist die ungedruckte Dissertation ihres zeitweiligen Leiters <strong>Johannes</strong><br />

Zielinski 619 (1950).<br />

Die Arbeiterwohlfahrt gründete Anfang 1947 im ehemaligen amerikanischen<br />

Genesungslazarett im Herrenh<strong>aus</strong> des Gutes Buchhof ein Heim 620 für<br />

14 - 17jährige entwurzelte kriegsgeschädigte Jugendliche, darunter viele heimatlose<br />

Troßbuben, die sich <strong>der</strong> US-Armee angeschlossen und dort nützlich<br />

gemacht hatten. Die Jugendabteilung 621 des US-Flugplatzes Oberpfaffenhofen<br />

übernahm die Patenschaft und half weitgehend bei <strong>der</strong> Inneneinrichtung<br />

des Heimes, das am 27.5.1947 unter dem Namen Jungenstadt Buchhof eröffnet<br />

werden konnte. Ein von <strong>der</strong> US-Truppe abgeordneter Feldwebel, selbst<br />

ein Zögling <strong>aus</strong> Father Flanagans Boys Town in Nebraska, lebte als Verbindungsmann<br />

des Patenschaftsträgers GYA im Heim. Er drängte (dem Heimnamen<br />

nach offenbar von Anfang an) auf eine Selbstverwaltung des Heims<br />

durch die Jugendlichen. Das Konzept Selbstverwaltung wurde also nicht<br />

durch die Erzieher eingeführt und war auch kein An-<br />

619 <strong>Johannes</strong> Zielinski (geb. 1914) lebte bis vor kurzem als emeritierter Pädagogikprofessor<br />

<strong>der</strong> RWTH Aachen in Süddeutschland und beantwortete mir freundlicherweise brieflich<br />

einige Fragen zur Gründung und Schließung des Heims.<br />

620 „Die ‚Jungenstadt Buchhof‘ wurde im Mai des Jahres 1947 von <strong>der</strong> Arbeiter-Wohlfahrt e.<br />

V., Kreisverband München, als Heim für entwurzelte kriegsgeschädigte Jugendliche im<br />

Alter von 14 - 17 Jahren gegründet und im September 1948 als Erziehungsheim von <strong>der</strong><br />

Regierung von Oberbayern lizenziert.<br />

Lage: an <strong>der</strong> Reichsstraße München-Starnberg gelegen, 3 km von Starnberg entfernt.<br />

Administrativ gehört Buchhof zur Dorfgemeinde Percha.<br />

Grösse und Organisation: Heim für 50 männliche Jugendliche. Augenblickliche Belegung:<br />

50 Jugendliche, davon <strong>der</strong> jüngste 13, <strong>der</strong> älteste Junge 19 Jahre alt. Eigenes H<strong>aus</strong><br />

(ehemaliges Herrschaftsh<strong>aus</strong> des Gutes Buchhof) mit grossen, saalartigen Räumen. Heimeigener<br />

Garten von 2000 qm mit Frühbeetanlagen. Heimeigene Lehrwerkstätten für<br />

Metallbearbeitung (15 Plätze) und für Holzbearbeitung (15 Plätze). Eigener Berufsschulunterricht.<br />

Im Ausbau befinden sich z. Zt.: Lehrwerkstätten für Metallbearbeitung für<br />

insgesamt 58 Plätze, für holzbearbeitende Berufe für 25 Plätze und Wohnräume für weitere<br />

50 Jungen.<br />

Verwaltung und Leitung: 1 Heimleiter als verantwortlicher Leiter <strong>der</strong> Erziehung und <strong>der</strong><br />

gesamten verwaltungstechnischen Vorkommnisse. 1 Heimlehrer, zugleich Stellvertreter<br />

des Heimleiters. An Fachpersonal 3 Handwerksmeister, 1 Gärtner, 1 Köchin.<br />

Die Jungenstadt Buchhof ist korporatives Mitglied des Bayerischen Jugendsozialwerkes<br />

e. V.“ (Zielinski 1950: 1).<br />

621 Mit <strong>der</strong> Jugendabteilung dieses Truppenteils sind die von <strong>der</strong> US-Armee eingerichteten<br />

German Youth Activities (GYA) gemeint.<br />

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