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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Hier erzählte zu Weihnachten 1944 <strong>der</strong> zu Besuch gekommene Vater eines<br />

bessarabischen Kindes den Kin<strong>der</strong>n (recht ungenau) von <strong>der</strong> selbstregierten<br />

Kin<strong>der</strong>stadt Torchok auf <strong>der</strong> Krim. Die Kin<strong>der</strong> waren begeistert und wollten<br />

auch ein Torchok machen.<br />

Erwachsene und Kin<strong>der</strong>versammlung wählten gemeinsam einen Sechserrat,<br />

<strong>der</strong> die Regeln <strong>aus</strong>arbeitete und die Ämter und Aufgaben verteilte, z. B. den<br />

Stundenplan aufstellen, Ordnung und Disziplin im Klassenzimmer aufrechterhalten,<br />

kulturelle- und Freizeitaktivitäten organisieren, Sauberkeits- und<br />

Hygienevorkehrungen überwachen, für Wand- und Blumenschmuck sorgen<br />

etc.<br />

Die Doppelregierung von Kin<strong>der</strong>rat einerseits und dem auf angestammten<br />

Rechten und Arbeitsbedingungen beharrenden Personal an<strong>der</strong>erseits führte zu<br />

ständigen Reibereien.<br />

Auf erneutes Drängen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> hin begann ein ebenfalls wenig erfolgreicher<br />

Versuch: 6 Tage pro Woche herrschte das Personal, aber an einem Wochentag<br />

hatte es frei, dann regierte Torchok sich selbst.<br />

Schließlich gestand man den Kin<strong>der</strong>n zu, sich in den Ferien im Januar<br />

1945, wenn das gesamte Personal in Urlaub war, selbst zu regieren. In bestimmten<br />

Bereichen (Mahlzeiten, Wäscherei, Erhaltung des Heims) mußten<br />

die Juliens zustimmen, die offenbar auf seiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> standen. Dies war<br />

sehr erfolgreich.<br />

Doch danach blieb <strong>der</strong> Machtkampf mit dem Personal weiter bestehen, bis<br />

zum Umzug im Juli 1946, als das Schloß dem Eigentümer zurückgegeben<br />

werden mußte. Die 60 Kin<strong>der</strong> zogen (anscheinend ohne das Personal) mit den<br />

Juliens in einem alten Lastwagen um in ein Zelt- und Hüttenlager im Isere-<br />

Tal. Hier endlich sollte das so lang erstrebte, vorbereitete und eingeübte freie<br />

Torchok entstehen. Die Kin<strong>der</strong> errichteten das Lager selbst, die Selbstregierung<br />

funktionierte.<br />

Doch ein Zyklon mit nachfolgen<strong>der</strong> Überschwemmung vernichtete das Lager<br />

und einen Großteil <strong>der</strong> Ausrüstung.<br />

Die Kin<strong>der</strong>republik erhielt ein H<strong>aus</strong> im Dorf Moulin Vieux, das zur Hälfte<br />

den Kin<strong>der</strong>n selbst übergeben wurde.<br />

Trotz großer äußerer Schwierigkeiten wollten die 60 Kin<strong>der</strong> nicht aufgeben,<br />

sie wollten ihr Torchok bauen.<br />

Im Juni 1948 hatten sie ihr H<strong>aus</strong> selbst wie<strong>der</strong> aufgebaut und hielten es für<br />

schöner als ihr altes Schloß. Die Schweizer Hilfsorganisation Don Suisse<br />

spendete die Ausstattung.<br />

Die Kin<strong>der</strong> selbst haben ihr Selbstregierungs-System <strong>aus</strong>gearbeitet:<br />

Ein von <strong>der</strong> Vollversammlung gewählter wöchentlich tagen<strong>der</strong> Sechserrat<br />

faßt weiterhin die wichtigsten Beschlüsse in den ihm unterstehenden<br />

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