Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

lang mit einem um den Hals gehängten Brot herumlaufen. „Noch heute werden
den Bürgern nach Streitigkeiten die Hände für ein paar Stunden zusammengebunden.“
(Huber 1990: 65) Häufiger sind aber unbezahlte Arbeiten als
Strafe. Als eine der schlimmsten Strafen gilt das mehrtägige Badeverbot im
Freibad für Jungen, die beim nicht genehmigten Ausgang erwischt wurden.
Bei schlimmeren Vergehen droht der zeitweilige Entzug des passiven Wahlrechts.
22.3.5.3. Währungssystem
Die eigene Währung der Città ist der Scudi 609 . Bürger sind verpflichtet, ihre
Scudi-Ersparnisse auf der Bank und nicht sonstwo aufzubewahren. Die Bank
wechselt Arbeits-Gutscheine gegen Scudis und Scudis gegen Lira, führt Sparkonten
und gewährt Kredite.
Fast jede Arbeit wird bezahlt. Es herrschen Recht und Pflicht zur Arbeit,
Arbeitslosigkeit gibt es nicht. Arbeit ist insbesondere die Schul-Arbeit: Für
Vormittagsunterricht und für Nachmittagskurse werden jeweils täglich 5 - 10
Scudi gezahlt, der Betrag ist nicht von der Leistung, sondern von Anwesenheit
und Betragen (Stören, unsoziales Verhalten) abhängig. Berufsausbildung
wird ebenfalls bezahlt. Kranke erhalten von der Krankenversicherung 15
Scudi pro Tag, was einem Durchschnittseinkommen entspricht.
Für Unterkunft und Essen müssen etwa 13 Scudi täglich bezahlt werden.
Wer Schule versäumt oder sein Einkommen erhöhen will, kann durch Zusatzarbeit
maximal 50 Scudi wöchentlich dazuverdienen als Kellner, Straßenreiniger
etc.
Bürgermeister, Assessoren, Richter und Polizist werden ebenfalls bezahlt
(etwa 5 Scudi täglich, das ist mehr als bei anderen Zusatzarbeiten, aber weniger
als ein Kellner-Einkommen (40 Scudi / Woche), damit die Ämter nicht
aus Finanzgründen angestrebt werden) 610 .
609 Die Banknoten sind abgedruckt bei Huber (1990: 108). Scudis können in der Bank gegen
etwa 20 italienische Lira getauscht werden (der Wechselkurs schwankt je nach Finanzlage
der Republik). Es gibt zwei Serien: CG für die Città Giardino und CI für die Città Industriale.
610 Vermutlich aufgrund unterschiedlicher Darstellungs-Zeitpunkte stimmen die genannten
Beträge nicht mit den in den Vorschriften über die Bürgertätigkeiten und die wirtschaftlichen
Beziehungen genannten überein (übersetzt in Huber 1990: 123 - 124). Dort bekommen
Kellner ebenso wie die hygienischen Arbeiter (Straßenkehrer?) 30 Scudi, Sonderkellner
erhalten für jeden Service 6 Scudi, man darf Sonderarbeiten für maximal 10
Scudi täglich verrichten. Der Krankenversicherungsbeitrag beträgt monatlich 4 Scudi,
Kranke erhalten 10 Scudi täglich. Gerichtsmitglieder (Staatsanwalt, Anwalt, Richter) erhalten
nach jedem Prozeß je 20 Scudi.
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