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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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agiert lediglich als Organ <strong>der</strong> Demokratie. Gewaltzuteilung erfolgt im Prinzip<br />

durch Mehrheit: je<strong>der</strong> Bürger ist an Gesetzgebung und Kontrolle <strong>der</strong> Verwaltung<br />

beteiligt und gehorcht so - im Prinzip - lediglich den selbst gegebenen<br />

Gesetzen und Regeln. Also we<strong>der</strong> zügellos seiner eigenen Willkür, noch - wie<br />

Kind und Soldat - frem<strong>der</strong> Willkür.<br />

An<strong>der</strong>erseits for<strong>der</strong>t die Gesellschaft Wohlverhalten, die Fügsamkeit gegenüber<br />

Traditionen, Konventionen und Ideologie (Anstand) zur Erhaltung<br />

des Wohlwollens <strong>der</strong> Mitbürger. Verstöße führen zu schlechtem Ruf, mangeln<strong>der</strong><br />

Gesellschaftsfähigkeit bis zum Boykott, also zu sozialen und vielleicht<br />

wirtschaftlichen Nachteilen.<br />

Dieser stark affektiv geprägte gesellschaftliche Bereich spielt in Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendrepubliken eine bedeutende Rolle. Die überragende Bedeutung <strong>der</strong><br />

öffentlichen Meinung wird hier immer wie<strong>der</strong> betont. Der Stolz auf die Republik<br />

und den eigenen Status als freier Bürger ist verbunden mit dem<br />

Wunsch, ein geachteter, guter Bürger zu sein, nicht ein braver Anstaltsinsasse.<br />

Die spezifischen Republiktraditionen spielen ebenfalls eine Rolle.<br />

Sehr bedeutend ist die große persönliche Autorität und Vorbildwirkung geachteter<br />

Personen, seien dies nun kompetente Erzieher und Lehrer, o<strong>der</strong> die<br />

meist länger anwesenden, bereits geheilten o<strong>der</strong> erzogenen allgemein erfolgreichen<br />

jungen Bürger mit ihren größeren Fähigkeiten und Kompetenzen sowie<br />

ihrem großen persönlichen Ansehen und Einfluß. Gerade diese Modell-<br />

Bürger werden häufig in prestigeträchtige Ämter gewählt (Präsident, Richter<br />

etc.), wirken stark auf die öffentliche Meinung und sind oft Vorbild für neue<br />

und junge Bürger, die sie so miterziehen. Die führenden Bürger bewirken mit<br />

ihrem Einfluss auch, daß die normierte Ordnung stets die Fähigkeiten des<br />

Durchschnitts leicht übersteigt und so einen ständigen Antrieb für die Vorwärtsentwicklung<br />

bietet.<br />

Auch <strong>der</strong> wirtschaftliche Faktor wird in vielen Republiken als bedeuten<strong>der</strong><br />

Erziehungsfaktor wie<strong>der</strong>belebt, etwa durch die Einführung einer eigenen Republikwährung,<br />

mit <strong>der</strong> viele Tätigkeiten (Schulbesuch, <strong>Wer</strong>kstattarbeit,<br />

H<strong>aus</strong>arbeit, Ämter) entlohnt und <strong>der</strong> Lebensunterhalt (Zimmermiete, Mahlzeiten<br />

etc.) bestritten werden.<br />

3.6. Bewußte Gruppenerziehung mit <strong>der</strong> ‚öffentlichen<br />

Meinung‘<br />

Heimerziehung geschieht in Gruppen, ganz gleich, nach welchem Organisationsvorbild<br />

sich das Heim orientiert. Solche Gruppenerziehung kann man<br />

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