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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Nach <strong>der</strong> ersten Besichtigung im Juni zogen schon Ende Oktober 1945 die<br />

ersten Jungen ein. Ein halbes Jahr nach <strong>der</strong> Gründung des Shoeshine Hotels<br />

stellte die schweizerische Hilfsorganisation Don Suisse 25 vorfabrizierte<br />

Häuser zur Verfügung. Die Jungen richteten diese Häuser mit Hilfe des<br />

Schweizer Hilfswerkes provisorisch ein. Das Shoeshine-Hotel wurde von den<br />

Salesianern in eigener Regie fortgeführt. Tor Marangone zwischen Civitaveccia<br />

und Santa Marinella wurde die erste italienische Jungenstadt 589 . Sie<br />

besteht offenbar noch immer 590 .<br />

Ein Ehepaar 591 fungierte von Anfang an als eine Art Eltern <strong>der</strong> Familiengruppe<br />

und nahm sich <strong>der</strong> emotionalen Probleme an.<br />

Die Kin<strong>der</strong> besuchten die örtliche staatliche Primarschule, doch eine eigene<br />

Versuchsschule <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>republik war (um 1950) geplant. Zumindest die<br />

Älteren arbeiteten nachmittags auf dem Feld, in <strong>der</strong> Töpferei, beim Fischfang<br />

o<strong>der</strong> in den <strong>Wer</strong>kstätten. Alle H<strong>aus</strong>arbeit wurde von den Jungen selbst verrichtet.<br />

Bald wurden für die über 14jährigen gute Berufs<strong>aus</strong>bildungsmöglichkeiten<br />

in eigenen <strong>Wer</strong>kstätten benötigt. Dafür entstanden drei Dörfer für die<br />

Ausbildung in drei Berufszweigen:<br />

sierte) Finanzier. Rivolta nahm auch als Director of the Childrens Village at Santa Marinella<br />

an <strong>der</strong> FICE-Gründungskonferenz teil.<br />

588 Carroll-Abbing (1965: 171 - 176) macht hier keinerlei Angaben. Er hatte sich mit<br />

Flanagan beschäftigt und bei <strong>der</strong> Don Suisse sicher auch E. Rotten kennengelernt, die<br />

dort Direktorin war. Wahrscheinlicher ist, daß die Idee vom Mitgrün<strong>der</strong> Don Rivolta<br />

stammt, <strong>der</strong> stärker für die eigentliche pädagogische Arbeit zuständig war. Rotten (1954:<br />

6) erwähnt, daß Rivolta schon von <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> im Ausland wußte. Nach Zielinski<br />

(1950: 73) dagegen war <strong>der</strong> (bald nach Brüssel abgewan<strong>der</strong>te) pädagogische Leiter, Don<br />

Daniel Goens, dort <strong>der</strong> „Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Selbstverwaltung des Kin<strong>der</strong>dorfes Civitaveccia“.<br />

589 Informationen über weitere Jungen- bzw. Mädchen-Städte (über die in diesem Kapitel<br />

zusammengefassten hin<strong>aus</strong>) beschränken sich meist auf wechselnde Zahlenangaben, nur<br />

selten fallen Namen o<strong>der</strong> Adressen (einige in Brosse 1950a), nie wird Literatur genannt.<br />

Die Begriffe Kin<strong>der</strong>- (bzw. Jungen-) Stadt o<strong>der</strong> Boys Town einerseits und Kin<strong>der</strong>-<br />

Republik an<strong>der</strong>erseits werden häufig und gern ununterschieden nebeneinan<strong>der</strong> gebraucht,<br />

wodurch <strong>der</strong> Eindruck von Dutzenden von <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong> in Italien entsteht (extrem<br />

z. B. bei Bayer 1951). Der Hauptgrün<strong>der</strong> dieser Kin<strong>der</strong>städte ist anscheinend die von<br />

Carroll-Abbing geleitete Relief for Italy. Auch Carroll-Abbing (1965) selbst nennt gelegentlich<br />

solche Zahlen für Kin<strong>der</strong>-Städte, allerdings nennt er nur die Kin<strong>der</strong>städte bei<br />

Civitaveccia und bei Rom auch <strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong>. Ansonsten muß man sich unter Boys<br />

Towns etc. in Italien ganz normale Kin<strong>der</strong>dörfer vorstellen.<br />

Es scheint mir eine ganz spezifisch italienische Beson<strong>der</strong>heit zu sein, Kin<strong>der</strong>-Dörfer<br />

meist als Kin<strong>der</strong>-Städte zu bezeichnen. Diese Begriffswahl mag mit <strong>der</strong> in Italien (im Gegensatz<br />

zur Deutschland) seit Alters her prinzipiell städtischen, nicht dörflichen Siedlungsweise<br />

zusammenhängen.<br />

590 Auf neueren Straßenkarten ist dieses Kin<strong>der</strong>dorf Tor Marangone als Ortschaft verzeichnet.<br />

Es liegt etwa 50 km nördlich von Rom. Hierzu gehören auch die drei Dörfer: das<br />

See-Dorf um den mittelalterlichen Wachturm an <strong>der</strong> Küste herum, und jenseits <strong>der</strong> Verbindungsstraße<br />

nach Rom (Via Aurelia) das Industriedorf und die Farm.<br />

591 Dies waren Onkel Peter (Zio Pietro, ein ehemaliger Journalist) und seine Ehefrau Tante<br />

Maria (Zia Maria).<br />

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