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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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„Trotzdem war in Pater Flanagans Jungenheim von Anfang an jede körperliche Bestrafung<br />

verboten. Prügelstrafe, ja sogar leichte Schläge sah er als Versagen auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Erwachsenen an - als Versuch, Gehorsam durch Angst vor Schmerzen zu erzwingen.<br />

Das konnte niemals <strong>der</strong> Charakterbildung dienen.<br />

Die wichtigsten disziplinarischen Maßnahmen waren <strong>der</strong> Entzug von Vorrechten<br />

und die Zuteilung von mehr Arbeit o<strong>der</strong> Lernen.“ (Oursler 1951: 165)<br />

„Trotzdem waren die von den jugendlichen Richtern verhängten Strafen oft so streng,<br />

daß die Angeklagten erklärten, ihnen wäre eine kleine Dosis altmodischer Brutalität<br />

lieber gewesen.<br />

Die gr<strong>aus</strong>amste aller Strafen war <strong>der</strong> ‚Kinobefehl‘. Ein Rechtsbrecher wurde verurteilt,<br />

die wöchentliche Kinovorstellung in Boys Town zu besuchen - aber mit dem<br />

Rücken gegen den Film während <strong>der</strong> ganzen Vorstellung.“ (Oursler 1951: 250)<br />

Beim Schwimmbefehl mußte <strong>der</strong> Verurteilte schwimmfertig am Beckenrand<br />

stehen und zusehen. Beide Strafen wurden durch vermehrte Arbeit und Schularbeit<br />

ersetzt, nachdem Flanagan erklärt hatte, solche gr<strong>aus</strong>amen und ungewöhnlichen<br />

Strafen seien in <strong>der</strong> US-Verfassung verboten.<br />

21.3. Wirtschaft<br />

Das Wirtschaftssystem an<strong>der</strong>er Republiken wurde in keinem Punkt übernommen.<br />

Die einzige Ausnahme prägte in keiner Weise das Heimleben und kann<br />

deshalb mit den Wirtschaftssystemen <strong>der</strong> George Junior Republics, des Little<br />

Commonwealth und Bempostas nicht gleichgesetzt werden: Boys Town<br />

... „teilt jedem Farmerlehrling ein Tier zur Aufzucht zu o<strong>der</strong> gibt ihm ein Stück Land,<br />

das er vom Pflügen an ein Jahr hindurch besorgt. Boys Town stellt das Ackerland und<br />

die Tiere zur Verfügung; dann aber entleiht <strong>der</strong> Junge das Bargeld, das er braucht,<br />

führt genau Buch über alle Ausgaben, wozu auch Bodenzins und Anteil an <strong>der</strong> Anschaffung<br />

von Ausrüstung gehören. Der Junge trägt die volle Verantwortung für sein<br />

Stück Arbeit. Am Ende <strong>der</strong> Saison findet die Abrechnung statt. Wenn <strong>der</strong> Verkauf des<br />

Tieres o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ernte etwas abgeworfen hat, so wird <strong>der</strong> Überschuß dem Bankkonto<br />

des angehenden Farmers gutgeschrieben.<br />

Ebenso wird alles mit Son<strong>der</strong>verrichtungen innerhalb <strong>der</strong> Farm o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gewerbeschule<br />

verdiente Geld dem Bankkonto des betreffenden Jungen zugeführt: zum Beispiel<br />

Hilfeleistung bei Reparaturen an den Automobilen von Boys Town o<strong>der</strong> Arbeit<br />

im Barbierladen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e notwendige Dienste. Aus diesem Fond kann er fünfundsiebzig<br />

Cents wöchentlich als Taschengeld abheben, um sich Süßigkeiten, Briefmarken,<br />

Rasiercreme o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen im Konsumladen von Boys Town zu kaufen, <strong>der</strong><br />

von den Jungen selbst geführt wird.“ (Oursler 1951: 265 f.)<br />

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