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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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dem Krieg wurde er von den amerikanischen Besatzungsbehörden deutlich<br />

geför<strong>der</strong>t, und Boys Town gewann dadurch in Europa als eine Art Mythos<br />

Einfluß auf an<strong>der</strong>e Heime. 562<br />

Von April bis Juni 1947 reiste Flanagan im Auftrag <strong>der</strong> amerikanischen Besatzungsbehörden<br />

nach Korea und Japan, um dort einen Bericht zur Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendwohlfahrt mit Vorschlägen für die US-Besatzungsbehörde zu verfassen.<br />

Er for<strong>der</strong>te dort die Gründung von Boys Towns. Am 13.3.1948 begann<br />

er in Wien eine ebensolche Rundreise durch Europa (zu den Reisen <strong>aus</strong>führlich:<br />

Wagner 1957). Er starb auf dieser Reise in Berlin am 13.5.1948<br />

und wurde in <strong>der</strong> Kapelle von Boys Town begraben.<br />

Im Mai 1949 wurde Boys Town um 500 zusätzliche Plätze auf 900 Plätze<br />

erweitert.<br />

Boys Town ist offenbar mit eigenen Schulen, Ausbildungswerkstätten,<br />

Sport-, Hobby- und Erholungseinrichtungen und eigener Klinik bestens <strong>aus</strong>gestattet.<br />

Die große heimeigene Farm macht das Heim weitgehend autark.<br />

21.2. Pädagogische Grundsätze und Selbstverwaltung<br />

Flanagans Arbeit war keineswegs so revolutionär wie er selbst und seine Biographen<br />

es suggerieren. Seine Ansichten zur Jugenddelinquenz - soweit sie<br />

nicht rein religiös waren - waren schon lange vor ihm und in weit radikalerer<br />

Form in Boys Clubs und <strong>der</strong> Jugendgerichtsbewegung verbreitet. Etwa die<br />

Ablehnung von Lombrosos Theorie des geborenen Verbrechers, die Betonung<br />

des Milieueinflusses, des Verständnisses und <strong>der</strong> liebevollen Zuwendung<br />

in <strong>der</strong> Erziehung sowie die For<strong>der</strong>ung nach Diagnose, Erziehung und<br />

Therapie an Stelle brutaler Vergeltungsstrafen nach Prinzipien von Schuld<br />

und Sühne. Selbst sein berühmt gewordenes Motto: Einen schlechten Jungen<br />

gibt es nicht (there is no such thing as a bad boy) übernahm er, nämlich <strong>aus</strong><br />

dem Commonwealth for Boys von Floyd Starr.<br />

Flanagan war ein konservativer Reformer, <strong>der</strong> konservative Ziele mit mo<strong>der</strong>nen<br />

Mitteln anstrebte.<br />

An<strong>der</strong>s als die progressiven Reformer, etwa Ben Lindsey, wünschte<br />

Flanagan keine Gesellschaftsreform, son<strong>der</strong>n lediglich die Her<strong>aus</strong>nahme <strong>der</strong><br />

noch erziehungsfähigen Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>aus</strong> einem vergeltungsori-<br />

562 Boys Town wurde insbeson<strong>der</strong>e in Deutschland und Italien häufig als Vorbild genannt,<br />

manchmal wohl in Unkenntnis. Die Jungenstadt Buchhof (vgl. Kapitel 22..6.2.) berief<br />

sich ebenso auf Boys Town wie Pater Silva (Bemposta) und Carroll-Abbing (Città dei<br />

Ragazzi Rom).<br />

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