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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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21. Flanagan in Boys Town<br />

Edward Joseph Flanagan ist zusammen mit A. S. Makarenko, A. S. Neill und<br />

Pater Silva <strong>der</strong> bekannteste 559 Vertreter <strong>der</strong> Heim-Selbstverwaltung / Selbstregierung.<br />

Die Selbstverwaltung ist die bekannteste Eigenschaft von Boys<br />

Town, durch die das Heim überhaupt erst weltberühmt wurde. Trotzdem liegt<br />

Flanagans Bedeutung nach meiner Überzeugung nicht auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />

Selbstverwaltung / Selbstregierung! Die Selbstverwaltung in Boys Town ist<br />

eher ein Präfektensystem als eine wirkliche Selbstverwaltung, die Funktion<br />

<strong>der</strong> gewählten Vertreter ist nicht ersichtlich, und selbst Flanagans Anhänger<br />

sprechen offen davon, daß die Selbstverwaltung Illusion und Vortäuschung<br />

sei. Die beson<strong>der</strong>e Betonung <strong>der</strong> Selbstverwaltung dient vermutlich vor allem<br />

(erfolgreich!) <strong>der</strong> Publicity des Heims.<br />

Die Jungenstadt Boys Town ist bedeutend nicht als Kin<strong>der</strong>republik, son<strong>der</strong>n<br />

als recht frühes Beispiel für ein Kin<strong>der</strong>dorf. Boys Town ist eine Pioniereinrichtung<br />

familienorientierter Heimerziehung nach mo<strong>der</strong>nen Prinzipien: Es ist<br />

zwar ein sehr großes Heim, jedoch in mo<strong>der</strong>ner, für familienorientierte Erziehung<br />

üblicher Pavillon- und Cottage-Bauweise, mit psychologisch geschultem<br />

Personal und einem Erziehungskonzept, das Selbsttätigkeit, Selbstachtung,<br />

Zugehörigkeitsgefühl und Selbstvertrauen betont und Möglichkeiten zur<br />

Bewährung <strong>der</strong> eigenen Fähigkeiten im praktischen Leben bereitzustellen<br />

sucht.<br />

Es ging Flanagan ganz sicher nicht um die Gleichberechtigung von Kin<strong>der</strong>n<br />

und Erwachsenen, wohl aber um die Anerkennung <strong>der</strong> Kindlichkeit.<br />

559 Artikel über Flanagan o<strong>der</strong> Boys Town findet man in vielen allgemeinen Lexika (Colliers<br />

Encyclopedia; Encyclopedia Americana, Encyclopaedia Britannica, Meyers Enzyklopädie).<br />

Auch in meinen Gesprächen mit Pädagogen waren Hinweise darauf häufig, ebenso<br />

in pädagogischer Literatur. Zur Publizität dürften auch die beiden Spielfilme über Boys<br />

Town beigetragen haben.<br />

Literatur über Boys Town: Flanagan (1951, Artikelsammlung, posthum; 1965 [1947/48],<br />

Kurzdarstellung), Oursler (1951, brauchbares Standardwerk), Wagner (1957, religiös eifernd,<br />

unkritisch, euphorisch), Wegner (1971, Lexikonartikel), Adlhoch (1951, gute Beschreibung)<br />

sowie Bergler (1955) und Zielinski (1950).<br />

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