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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die Reserve des Kerns o<strong>der</strong> das Passiv bildet die leicht unterschätzte, we<strong>der</strong><br />

positiv noch negativ auffällige Mehrheit, die Hauptkraft des Kollektivs.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Reserve sind gute Kameraden und Arbeiter, haben aber<br />

noch wenig Organisations- und Führungstalent und akzeptieren die Führung<br />

und die For<strong>der</strong>ungen des Kerns, dem sie sich willig unterordnen.<br />

Der Rest o<strong>der</strong> das Pack besteht meist <strong>aus</strong> Neulingen und Problemkin<strong>der</strong>n,<br />

die sich den For<strong>der</strong>ungen zwar meist ebenfalls unterordnen, aber nicht <strong>aus</strong><br />

Überzeugung, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> Opportunität, um keinen Ärger zu haben und nicht<br />

in Schwierigkeiten zu geraten. Bei Verfehlungen werden Vorhaltungen und<br />

Appelle an das Kollektivbewußtsein von dieser Gruppe noch gar nicht verstanden<br />

und sind hier also nutzlos.<br />

Der Erzieher muß die Stellung des Kerns stärken, denn dieser vertritt<br />

die For<strong>der</strong>ungen des Erziehers gegenüber den übrigen Kollektivmitglie<strong>der</strong>n<br />

und erhöht so wesentlich den erzieherischen Einfluß.<br />

Der Kern muß die führende Kraft im Kollektiv sein, darf sich darum auch<br />

niemals (durch Privilegien, Eigenleben, Abschottung gegen jüngeren Nachwuchs)<br />

vom Kollektiv ablösen o<strong>der</strong> sogar organisatorisch abgetrennt545 werden,<br />

denn dies würde die gegenseitige selbsterzieherische Wirkung <strong>der</strong> Kategorien<br />

aufeinan<strong>der</strong> aufheben. Ohne einen aktiven Kern ist ein Kollektiv nicht<br />

lebensfähig. Alle Erzieherfor<strong>der</strong>ungen müssen so gestaltet werden, daß<br />

<strong>der</strong> Kern sie anerkennt und vertritt, an<strong>der</strong>nfalls bleibt die Kollektiverziehung<br />

erfolglos und das Kollektiv wendet sich gegen den Erzieher, wie es die<br />

übliche Situation in traditionellen Anstalten mit ihren Anstaltssubkulturen ist.<br />

Der Rest darf nie sehr groß und vor allem nie einflussreich sein, denn<br />

dadurch würde die Höherentwicklung des Kollektivs gehemmt. Vor allem<br />

darf er keine Gelegenheit zur Bildung oppositioneller Gruppierungen erhalten,<br />

da die das Kollektiv zerstören könnten.<br />

Der Erzieher muß:<br />

– danach streben, den einzelnen Jugendlichen in die höchste Kategorie zu heben,<br />

und außerdem das Kollektiv insgesamt zu heben.<br />

– das Kollektiv zu festen, starken, einigen und dauerhaften Gruppen zusammenzuschweißen,<br />

die einan<strong>der</strong> bestens kennen und einzuschätzen wissen<br />

und die aufeinan<strong>der</strong> einwirken können. Damit das Kollektiv eine eigene<br />

Gruppen-Identität, eigene Traditionen sowie kollektiv Ruhm und Ehre erwerben<br />

kann, soll <strong>der</strong> Erzieher möglichst über Jahre hindurch keine Umgruppierungen<br />

vornehmen und auch auf die richtige Gruppengröße achten.<br />

– für den Einfluß des Kerns und die Einflusslosigkeit des Restes sorgen.<br />

545 Die Kategorien bilden also <strong>aus</strong>drücklich keine mit wachsenden Privilegien verbundenen<br />

Erziehungsstufen nach dem Progressivsystem (progressive system).<br />

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