Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Allerdings legte Makarenko sehr oft auch großen Wert auf Abschreckung
durch Strafe und Härte (vgl. Makarenko 1974: 44).
20.7.4.3. Aufgaben des Erziehers
Die Erziehung durch das Kollektiv schafft den Erzieher keineswegs ab, der
Erzieher erzieht aber die Jugendlichen primär nicht mehr direkt und einzeln,
sondern durch das Mittel der Arbeit im Kollektiv. Seine führende Rolle muß
unbedingt gesichert werden, dies wird immer wieder betont.
Um die erzieherischen Kräfte des Kollektivs zu mobilisieren, muß er zunächst
ursprüngliche oder Grund-Kollektive bilden (Abteilungen bei Makarenko),
d. h. Gruppen richtiger Größe (7 - 15 Personen), die bestimmte Arbeit
zum gemeinsamen Nutzen selbständig erledigen. Bei Makarenko waren dies
anfangs diverse Arbeiten zur Erhaltung und Verbesserung der Kolonie.
„Von jeher war ein Erzieher zwei oder drei Abteilungen zugeteilt. Die Erzieher hatten
die Aufgabe, in den Abteilungen die Vorstellungen von der Kollektivehre zu wecken
und das Streben nach Erringung eines besseren, würdigeren Platzes in der Kolonie.
Die neuen edleren Regungen des Kollektivinteresses“ entwickeln sich so relativ
schnell. (Makarenko 1970: 601)
Anfangs besteht eine offene und deutliche Führung des Erziehers: Er ordnet
an.
Der Erzieher bemüht sich dann um die Bildung eines Kerns, der seine Forderungen
vertritt und hinter den er dann langsam zurücktreten kann, indem er
Kompetenzen z. B. an die (aus diesem Kern gebildeten) Abteilungs-
Kommandeure und an den Rat der Kommandeure abtritt. Ohne faktisch seine
Führungsrolle zu verlieren, agiert er nun - ebenso wirksam - nur noch im
Hintergrund.
Jedes Kollektiv hat seinen eigenen jugendlichen Leiter (Kommandeur), der
zunächst vom Erzieher eingesetzt wird und eher technische Helferaufgaben
wahrnimmt, dessen Kompetenzen dann mit dem Fortschritt des Kollektivs
erweitert werden, bis er (am Ende der Gorki-Kolonie) volle Befehls-Gewalt
in seiner Abteilung hat und vom bereits erzogenen Kollektiv dann auch gewählt
werden kann. Aufgabe des Kommandeurs ist in erster Linie die Organisation
der Arbeit, niemals aber Aufpasser-sein über seine Kameraden.
Ein Erzieher hat (mit Ausnahme des jeweiligen Erziehers vom Dienst) keine
Amtsautorität, er soll eine Art älterer Bruder oder Kamerad sein, der sehr
wohl persönliche Ausstrahlung und Autorität hat, aber formal weitgehend
gleichgestellt ist (und der von Makarenko auch oft ungefähr wie ein Zögling
behandelt wurde) und der als Vorbild und Inspirator (Perspektiven!) eng mit
den Jugendlichen zusammenlebt. Dabei soll er die Überlegenheit
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