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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Makarenko mit Kollektiv eine beson<strong>der</strong>s stark organisierte und integrierte Art<br />

von Gruppen:<br />

Das Kollektiv bei Makarenko ist grundsätzlich eine Arbeitsvereinigung, die<br />

entsteht im und durch den Prozeß <strong>der</strong> gemeinsamen kameradschaftlichen Zusammen-Arbeit<br />

zum gemeinsamen Nutzen und in gemeinsamer Verantwortung<br />

aller sowohl für die Lösung <strong>der</strong> Aufgabe als Gruppenziel als auch für das<br />

Kollektiv als Ganzes und für jedes einzelne Mitglied.<br />

Bei Makarenko entsprachen die Kollektive den (Arbeits-) Abteilungen, also<br />

den einzelnen <strong>Wer</strong>kstätten (Schmiede, Schusterei, etc.) o<strong>der</strong> Schulklassen.<br />

Abteilungen wohnten und lebten als Heimgruppen zusammen. Für vorübergehende<br />

Arbeitsaufgaben gab es auch zeitweilige Einsatzabteilungen. Gemeinsames<br />

Wohnen im Heim allein begründet kein Kollektiv.<br />

Am Erziehungsziel - dem neuen Sowjetmenschen - kann für Makarenko von<br />

vornherein gar kein Zweifel bestehen, die prinzipiellen Bedenken <strong>der</strong> Pädagogen<br />

gegen eine solche Zielvorgabe scheint er gar nicht zu begreifen. Alle<br />

Ziele <strong>der</strong> Erziehung fallen bei Makarenko zusammen im Begriff ein gutes<br />

Kollektivmitglied sein (ähnlich wie ein guter Bürger sein in etlichen an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Kin<strong>der</strong>republiken</strong>). Das Kollektiv ist sowohl Mittel <strong>der</strong> Erziehung als auch<br />

Erziehungsziel. Es soll nicht nur eine pädagogische Lebensvorbereitung auf<br />

ein späteres, eigentliches Leben sein, son<strong>der</strong>n bereits ein Teil des ganz normalen<br />

Lebens selbst, nämlich ein ganz normales Arbeitskollektiv sein, das<br />

sich von an<strong>der</strong>en Arbeitskollektiven <strong>der</strong> Gesellschaft nicht grundsätzlich unterscheidet.<br />

Die Behandlung des Erziehungskollektivs als Arbeitskollektiv erhöht<br />

auch sein Selbstbewußtsein, Selbstwertgefühl und seinen Stolz.<br />

Gegenüber einem normalen Arbeitskollektiv weist das Erziehungskollektiv<br />

allerdings Beson<strong>der</strong>heiten auf, seine primäre Aufgabe ist nämlich nicht Arbeitserfolg<br />

und Rentabilität, son<strong>der</strong>n Erziehungserfolg. Deshalb haben Symbolik<br />

(Kommandeurs-Pädagogik, Wachestehen) und Spiel hier (im Gegensatz<br />

zum Arbeitskollektiv) eine große Bedeutung. Arbeit wird hier im weitesten<br />

Sinn verstanden und kann auch Spiele, Kunst und Schularbeit einschließen.<br />

Das Leben ist ganz dem Erziehungsziel untergeordnet, also auf die Erziehung<br />

<strong>der</strong> kollektivistischen Eigenschaften <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen <strong>aus</strong>gerichtet.<br />

Für das sich als Arbeitskollektiv wähnende Erziehungskollektiv ist<br />

die Lösung gemeinsamer Arbeitsaufgaben zum gemeinschaftlichen Nutzen<br />

die einzige Legitimation seiner Existenz. Das Kollektiv droht zu zerfallen,<br />

wenn es nicht ständig vor neu zu lösende Aufgaben gestellt wird.<br />

Die Arbeits-Aufgaben werden zumindest faktisch durch den Erzieher gestellt,<br />

sie sollen von ihm sehr sorgfältig geplant werden, damit sie <strong>der</strong> Fortentwicklung<br />

des Kollektivs dienen und das Gefühl kollektiver Macht und<br />

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